Gala der Herzen
Partygirl?“, ging er ohne zu zögern auf ihren Jargon ein.
Sie grinste. „Tja, manche Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen.“
„Dann sollte ich vielleicht doch noch ein wenig bleiben und mich später an ihre Fersen heften. Einfach nur, um auch ihre wilde Seite kennenzulernen.“
„Das kann bis nach Mitternacht dauern“, warnte sie ihn. „Wahrscheinlich zu spät für Sie.“
„Wann haben Sie denn vor zu gehen?“
„Wenn mir danach ist“, kam es sofort zurück.
James’ Lächeln fiel rasiermesserdünn aus. „Um morgen früh mit der Frische eines Tausendschönchen zu Ihrer Arbeit anzutreten?“
Lissa versteifte sich. „Mein Privatleben hat keinen Einfluss auf meinen Job.“
„Ist das so?“
„Natürlich! Privates und meinen Job halte ich grundsätzlich auseinander!“
„Und darauf kann ich mich verlassen …?“ Es war nicht allein der ungläubige Ton und kaum verhohlene Sarkasmus in seiner Stimme, der heiße Röte in ihre Wangen trieb. Dass er die ganze Zeit über den Blick fest auf ihren Mund gerichtet hielt, konnte nur eine nonverbale Anspielung auf den Fast- Kuss von vorhin sein, den sie trotzdem nicht bereute. Dafür hatte es ihr viel zu gutgetan, ihren Boss wenigstens für einen winzigen Moment aus seiner unerschütterlichen Ruhe gebracht zu haben.
Er hatte diesen Kuss ebenso gewollt wie sie. Davon war Lissa überzeugt. Und dieses Wissen gab ihr die Kraft für einen eleganten Abgang.
„Wir sehen uns dann morgen“, teilte sie James mit einem leichten Neigen des Kopfes mit, und brachte ihn damit unerklärlicherweise zum Lachen.
„Wo immer Sie wünschen, Prinzessin . Sollten Sie allerdings das Büro meinen, werden Sie dort allein sitzen. Morgen ist nämlich Samstag …“
3. KAPITEL
Lissa war so müde, dass sie leicht eingeschlafen wäre, hätte sie nicht ununterbrochen James’ attraktives Gesicht vor Augen gehabt. So verbrachte sie eine unruhige Nacht, in der er durch ihre Träume geisterte, und als sie spät am Morgen die Augen aufschlug, machte ihr Kopfkino da weiter, wo beim Einschlafen der Film angehalten hatte …
Sie wusste einfach nicht, was sie von James’ widersprüchlichem Verhalten ihr gegenüber denken sollte. In einer Sekunde zog er sie mit den Blicken fast aus, in der anderen las sie nur Missbilligung und Sarkasmus in seinen dunklen Augen. Die Anziehung zwischen ihnen war nicht zu leugnen, doch die Umstände waren eindeutig nicht auf ihrer Seite.
Wenn ihm der Smoking nur nicht so verdammt gut stehen würde! Zum Glück hatte sie ihn noch nie in Freizeitkleidung sehen müssen! Die Vorstellung, seinen athletischen Körper in verwaschenen Jeans und weißem T-Shirt …
Energisch verbot Lissa sich derart gefährliche Tagträume, stand rasch auf und sprang unter die Dusche. Das Rauschen des Wassers unterbrach wenigstens für eine Weile die lastende Stille in ihrem leeren Apartment. Anschließend schlüpfte sie in hautenge Jeans und ein bequemes Leinenhemd. Auf Make-up verzichtete Lissa ganz, und nach einem zusammengewürfelten späten Frühstück, oder frühem Lunch, beschloss sie, zeitiger als geplant aufzubrechen.
Da die nächtlichen Fahrten mit dem Taxi schon viel zu viel von ihrem nicht gerade fürstlichen Verdienst als Sekretärin verschlangen, hatte sie sich nach dem Albtraum der letzten Woche, wo im Büro alles schiefgelaufen war, vorsichtshalber mit den Tücken des öffentlichen Nahverkehrs vertraut gemacht. Inzwischen wusste sie genau, mit welchem Bus und welchem Zug sie wohin gelangen konnte. Jetzt musste sie es nur noch schaffen, rechtzeitig am Bahnhof zu sein. Lissa schnappte sich eine bereitstehende Kiste mit Naschkram, die überraschend schwer war, und verließ das Apartment. Der Lift brachte sie bequem nach unten, und während sie die großzügige Lobby durchquerte, ärgerte sie sich bereits, dass sie nicht ihren Rollkoffer genommen hatte, anstatt sich derart zu plagen. Aber dazu war es nun zu spät.
Zu allem Überfluss verlor sie beim Laufen auch noch einen ihrer bequemen Slipper, der wie ein Boot über den polierten Marmorboden davon segelte.
„Verdammt!“
„Wo wollen Sie denn hin?“
Lissas Kopf flog herum. James! Was hatte der denn hier verloren? „Zum Bahnhof“, antwortete sie automatisch.
„Und was schleppen Sie da mit sich herum?“
Diese Frage ignorierte Lissa, da sie durch sein Äußeres extrem abgelenkt wurde. Sie hatte recht behalten mit ihrer Ahnung, was James’ Astralkörper und Jeans betraf! Die Art und Weise, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher