Gala der Herzen
neugeborenen Babys in den Armen hielten. Fotos, Postkarten, Briefe und Berichte über persönliche Erfolge. Fast erwartete er auch noch Lissa zu sehen, den prominentesten Gast dieser Einrichtung, umgeben von Teenie-Müttern, die sie anhimmelten.
Die schrille Stimme des Mädchens, das ihm die Tür geöffnet hatte, drang bis zu ihm in die Eingangshalle.
„Lissa, da ist ein echt heißer Typ draußen, der dich sehen will!“
Es folgte ein Laut, der eindeutig Unmut ausdrückte. „Zur Hölle! Ist es schon so spät?“ Gelächter, Wortgeplänkel, Aufbruchsgeräusche.
„Wow, du bist schneller als der Blitz!“
„Ist er dein Freund?“
„Nein!“ Das kam prompt und hörte sich sehr entschieden an.
„Dein Bodyguard?“, fragte ein anderes Mädchen.
James hob voller Selbstironie die Brauen, als er sich dabei ertappte, an der Idee Gefallen zu finden. Wahrscheinlich lag es an diesem speziellen Ort, dass sein Beschützerinstinkt unerwartet aufflammte.
„Er ist nur mein Boss.“
„ Du musst arbeiten, Lissa?“
„Jeder muss arbeiten, Sandy“, kam es leichtherzig zurück.
„Aber du bist eine Prinzessin.“
„Auch die müssen essen, und ich bin eigentlich immer hungrig.“
Eine Woge von Gelächter schien Lissa und die Mädchen in Richtung Foyer zu tragen. Als Lissa im Türrahmen erschien, war das Mädchen von vorhin an ihrer Seite, und dahinter drängte sich ein neugieriges Gesicht ans andere.
James starrte sie fasziniert an und merkte plötzlich, wie sich sein Mund zu einem breiten Lächeln verzog. Ungeschminkt, in ihren engen Jeans und dem lässigen Hemd, wirkte die Prinzessin kaum älter als ihre Schützlinge, mit denen sie offensichtlich sehr vertraut war. Ihre Wangen glühten, und als sich ihre Blicke begegneten, vertiefte sich die Farbe noch.
Während sie auf ihn zukam, balancierte sie wieder diese sperrige Kiste auf den Armen.
James sog ihren reizenden Anblick in sich hinein wie ein Verdurstender nach einem langen heißen Wüstentrip. Heute erschien sie ihm noch viel attraktiver und begehrenswerter, als gestern Nacht in der Bar. Und einen verrückten Moment lang stellte er sich vor, wie Lissa wohl als werdende Mutter aussehen mochte …
„Tut mir leid, James, aber mir ist das Zeitgefühl irgendwie abhanden gekommen. Habe ich Sie sehr lange warten lassen?“
Sofort schüttelte er den Kopf und nahm ihr die Kiste ab, wobei er peinlichst darauf achtete, ihre schmalen Hände keinesfalls zu berühren und jeden Blickkontakt zu vermeiden, aus Angst, er könne sich womöglich verraten. Vor seinem inneren Auge lief ein Film ab, den er einfach nicht stoppen konnte. Der Titel bestand aus einem einzigen Wort: SEX … und die beiden Hauptdarsteller waren Lissa und er.
„Ich bin bald wieder bei euch, okay?“, verabschiedete die Prinzessin sich von den Mädchen, die wild auf sie einschnatterten, sich überschäumend bedankten und deutliche Vorfreude aufs nächste Mal bekundeten.
James war nicht entgangen, dass Lissa kein Datum genannt hatte, wann sie ihren Besuch wiederholen wollte, und die Bitterkeit ob ihrer Oberflächlichkeit, für die er sich zwischendurch sogar geschämt hatte, kehrte postwendend zurück. Dabei nahm er ihr durchaus ab, dass sie vorhatte, wiederzukommen. Wahrscheinlich dann, wenn sie sich langweilte und nichts Besseres zu tun hatte.
James war froh, dass ihm Lissa selbst gerade noch rechtzeitig wieder die Augen geöffnet und davor bewahrt hatte, sich womöglich lächerlich zu machen. Einen effektiveren Dämpfer für sein brennendes Verlangen hätte es nicht geben können.
„Und, hat es wenigstens Spaß gemacht?“
Sein sarkastischer Ton ließ sie aufhorchen. „Mir schon … ich hoffe, den anderen auch …“, erwiderte sie leise.
Bildete er sich die Unsicherheit in ihrer Stimme nur ein? „Davon bin ich fest überzeugt“, versicherte er spontan. „So lange ich dort war, habe ich nur lautes Lachen und Kichern gehört.“
„Ja … das stimmt.“ Ihre steifen Schultern schienen sich zu entspannen, und als James zur Seite schaute, verursachte ihm das sanfte Lächeln auf ihren Lippen ein seltsames Gefühl im Magen. Es war, als erinnere sie sich an etwas ganz Besonderes. Sie wirkte so … zufrieden und glücklich. Am besten, er sagte gar nichts mehr, um ihre angenehmen Gedanken nicht zu stören oder sich womöglich doch noch lächerlich zu machen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauerte der Weg zu ihrem Apartment über eine halbe Stunde, doch in einem Sportwagen, und dank James’
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