Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gala der Herzen

Gala der Herzen

Titel: Gala der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NATALIE ANDERSON
Vom Netzwerk:
ihren Widerspruch, aber sie riss sich zusammen. „Alles populäre Problemfälle, die bereits über eine starke Lobby verfügen“, resümierte sie kühl. „Die brauchen mich nicht. Egal, was ich tue, es würde keinen Unterschied machen.“
    „Ich weiß nicht. Sie bringen den gewissen Glamourfaktor, der das Thema gleich attraktiver macht, und damit die notwendige Publicity.“
    „Aber darum geht es mir nicht“, erwiderte sie gelassen und sagte damit schlicht die Wahrheit. Sie hasste dieses Prinzessinnen-Charity-Ding und legte absolut keinen Wert darauf, dass jemand von ihrem Engagement für die jugendlichen Mütter erfuhr. Lissa wollte einfach nur wie alle anderen sein … da helfen, wo sich eine Chance für sie auftat. Wenigstens ein bisschen. Aber die Skepsis in James’ Blick war nicht zu übersehen.
    „Während meines Studiums in Paris habe ich einmal wöchentlich eine Art telefonische Jugendbetreuung übernommen“, gestand sie fast widerwillig. „Viele der Anrufer waren junge Frauen mit ähnlichen Problemen wie die Mädchen hier …“ Ihre Sorgen hatten sie immer berührt und mitgenommen. Besonders, seit sie von dem harten Schicksal ihrer Freundin Cassie erfuhr, die ihr Baby während eines Gefängnisaufenthaltes zur Welt bringen musste.
    Was sie Cassie damals nicht an Liebe und Fürsorge zukommen lassen konnte, versuchte sie jetzt wenigstens den Mädchen zu gewähren, die sie regelmäßig besuchte.
    Lissa starrte auf die faszinierende Kulisse von Sydney Harbour hinunter und wünschte sich insgeheim, James möge sie nicht für so oberflächlich und egoistisch halten, wie es offenbar der Fall war.
    „Ich bin kein Psychologe oder Ratgeber. Ich kann ihnen keine Ratschläge geben. Sie haben mit weitaus größeren Problemen in ihren Leben zu kämpfen, als ich sie je am eigenen Leib erlebt habe. Aber ich bin jemand, der ihnen zuhört.“
    „Und das ist es, was sie Ihrer Meinung nach brauchen?“
    Lissa wandte den Kopf und schaute James offen an. Hoch aufgerichtet stand er da und maß sie voller Hohn und Spott, anstatt sich an dem wundervollen Hafenblick zu erfreuen.
    „Natürlich ist es nur ein Bruchteil dessen, was sie dringend benötigen“, erwiderte sie kühl. „Aber Tatsache ist, dass es kaum jemand gibt, der sie überhaupt sieht, geschweige denn, ihre Bedürfnisse wahrnimmt. Sie sind benutzt worden, fallen gelassen und vergessen … von den potenziellen Vätern, der Gesellschaft, ihren eigenen Familien.“
    Der Statistik nach waren ihre Zukunftsaussichten mehr als miserabel. Aber hatten sie nicht trotzdem Anspruch auf ein wenig Spaß und Leichtigkeit in ihrem Leben wie jeder andere auch?
    „Manchmal tut es wirklich gut, jemanden zum Reden zu haben“, sagte Lissa wie zu sich selbst. „Ein Gegenüber, das dir seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt und ein bisschen Theater um dich macht. Dir einfach das Gefühl gibt, etwas ganz Besonderes zu sein …“
    Während ihrer Arbeit bei der Telefonseelsorge hatte sie das leicht weitergeben können, weil sie in absoluter Anonymität agierte. Aber am anderen Ende der Welt, in einer Stadt, wo niemand sie kannte, wollte sie lieber den direkten Kontakt, weil das persönlichere und intensivere Begegnungen zuließ.
    Deshalb hatte Lissa sich Atlanta House ausgesucht und freute sich darüber, dass man ihr bereitwillig gestattete, die jungen Mütter regelmäßig zu besuchen. Um sie besser kennenzulernen und ihnen zu beweisen, dass es ihr ernst damit war, eine Art Freundin und Vertraute für sie zu werden, ging sie anfangs so häufig wie möglich hin. Inzwischen hatte es sich auf einen Besuch in der Woche eingependelt, für den sie sich so viel Zeit wie möglich nahm.
    Der Ablauf war immer ein anderer und wurde hauptsächlich von den Wünschen und akuten Bedürfnissen der einzelnen Mädchen bestimmt. Heute hatten sie einfach gemütlich zusammengesessen, geplaudert, gelacht, bunte Armbänder und dünne Zöpfchen aus Wollfäden, Perlen und Glitzergarn gefertigt, die sie einander umhängten oder ins Haar flochten.
    Auch Lissa hatte sich plötzlich wie ein Teenager und von den anderen akzeptiert gefühlt. Und das tat ausgesprochen gut.
    „Es ist kein schönes Gefühl, von niemandem wirklich gewollt zu sein …“ Sie schaute wieder aus dem Fenster, sah aber weder den blauen Himmel noch die reizvolle Hafenkulisse. Denn unverhofft war ihr aufgegangen, dass es genau das war, was sie mit ihren Schützlingen verband. Ihre Familie hatte seit Jahren nicht das geringste

Weitere Kostenlose Bücher