GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
befürchtet, dass ich nicht mehr zu ihm kommen würde und mir gestanden, wie sehr er mich liebt. Hoffentlich überlebt er. Schnell schüttelte ich den schlechten Gedanken ab. Er musste überleben und ich würde ihn retten, daran durfte ich nicht zweifeln.
Tante Lana kam herüber und setzte sich zu mir. „Isma, ich bin beeindruckt, wie stark du dich gibst. Du musst doch schlimme Dinge gesehen haben?"
Bis zu diesem Moment hatte ich verdrängt, wie viel Elend ich gesehen hatte. Weinende Kinder, die sich über ihre toten Eltern beugten, oder Mütter, die um ihre Kinder und Männern trauerten, aber am Schlimmsten empfand ich die aufgeschlitzten Leiber und abgetrennten Körperteile, die verstreut auf dem Boden gelegen hatten. Unbewusst füllten sich meine Augen mit Tränen, die nicht ansatzweise das wiedergaben, was ich empfand. Die Erschütterung saß tief in meinem Inneren. Ich würde lange brauchen, um diese Bilder zu verarbeiten, aber dafür war jetzt keine Zeit.
Ich wischte mir die Tränen von meinen Wangen und blickte Lana von der Seite an. „Es ist schon gut. Es war schlimm, aber ich kann jetzt noch nicht darüber reden. Ich möchte Casper und Jeremia retten. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, den Krieg schnell zu beenden und viele zu retten."
Mit dem Handrücken ihren schiefgelegten Kopf abstützend blickte mich Tante Lana betrübt an. Sie versuchte, in meinem Gesicht zu lesen, was in mir vorging, aber das wollte ich momentan nicht preisgeben. Sie sollte meine Angst nicht sehen, die mein ständiger Begleiter auf dem Weg nach Capan sein würde. Sie sollte sehen, wie mutig und kämpferisch ich sein würde, deswegen warf ich meine Schultern nach hinten, hob meinen Kopf und streckte mein Kinn vor.
Sie lächelte. „Du bist felsenfest überzeugt, dass du es schaffen kannst. Ich möchte es auch glauben, und ich bete, dass du es schaffst. Du hast viele Menschen für dich gewonnen, von denen du vor ein paar Wochen noch nicht mal wusstest, dass es sie gab. Du hast Jason. Vertraust du ihm?"
Ohne zu überlegen antworte ich mit „Ja."
Jason ist ein Seelenhüter, dass hatten mir die Schleierwesen verraten. Aber auch ohne dieses Wissen zweifelte ich nicht an ihm. Der Tod seiner Eltern machte ihm immer noch schwer zu schaffen, aber seine Schwestern ließen ihn nach vorn schauen. Auch er würde alles tun, um sie in Sicherheit zu bringen.
„Ja, ich vertraue ihm, wirklich."
Tante Lana wirkte verdutzt. „Aber du kennst ihn doch erst seit kurzem. Wie kannst du dir sicher sein?"
„Ich habe ihn beobachtet. Ich weiß, was er durchmachen musste und noch durchmacht. Er ist ein guter Mensch, und er kämpft für dieselbe Sache."
„Hoffentlich. Und was weißt du über die Gefangene Syria?"
„Ich weiß nicht viel über sie, und wir haben auch noch nicht miteinander sprechen können. Fakt ist, dass Jason ihr traut. Ob sie uns helfen kann und wird, weiß ich ehrlich gestanden noch nicht. Jason wollte mit ihr sprechen, vielleicht tut er es gerade in diesem Moment. Ich hoffe, dass wir auf sie zählen können. Sie kennt sich in Netans Herrscherhaus aus, und sie könnte vielleicht zu Casper und Jeremia gehen, um ihnen anzukündigen, dass wir kommen, damit sie durchhalten."
„Das hoffe ich auch", sagte sie verschwörerisch.
Ich wandte mich von meiner Tante ab und blickte in die Glut. Lana legte mir ihren Arm um die Schulter. „Eines möchte ich dir noch sagen."
Ich drehte mich wieder zu ihr um. Sie erwiderte traurig meinen Blick. „Es tut mir leid, dass Jeremia verletzt worden ist und ich weiß, wie schwer es für dich ist, dass er vielleicht sterben könnte, bevor du in Capan eintriffst. Gib bitte trotzdem nicht auf! Ich glaube zu wissen, was er dir bedeutet. Du liebst ihn."
Natürlich liebte ich ihn. Den Gedanken, dass er vielleicht sterben könnte, wollte ich nicht in Erwägung ziehen.
Er lebte! Über Tod wollte ich nicht nachdenken. „Ich liebe ihn, mehr als ich beschreiben kann. Er ist mein Seelengefährte. Wir gehören zusammen, für ein ganzes Leben. Ich glaube daran, dass er leben wird." Ich zögerte einen Moment, da ich mit den Tränen kämpfte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und instinktiv schloss ich die Arme um meinen Körper. „Wenn er aber tot sein sollte, kämpfe ich weiter. Das würde er auch wollen. Er lebt für Galan, und ich will das auch. Ich würde weiterkämpfen, um die Menschen zu retten, um meine Familie zu retten. Ich muss alles versuchen, was in meiner Macht steht. Ich trage
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