GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
passieren. Ich hätte Jeremia beinahe verloren. In dem Moment, in dem er nicht mehr geatmet hatte, zersprang mein Herz in tausend Stücke. Ihn ein zweites Mal zu verlieren, würde ich nicht verkraften.
Er hatte mir verboten, dass ich nach Grasan komme, aber mein Entschluss stand fest. Ich würde gehen, um ihn und meinen Bruder zu retten, und keiner konnte mich davon abbringen. Die Gefahr spielte dabei keine Rolle. Netan durfte ihm kein Leid antun und das wollte ich verhindern.
Als das Licht aus meiner Seele geströmt war, war ich sehr überrascht gewesen. Ich hatte instinktiv nach dem Kristall gegriffen, der um meinen Hals hing. Dass er große Macht besaß, hatten mir die Falaner gesagt, aber dass er Menschen aus dem Tod zurückholen konnte nicht. Ich war ihnen dafür dankbar.
Den Kristall auf Augenhöhe haltend, betrachtete ich ihn. Er leuchtete schwach und vibrierte in meiner Hand. Woher kam dieser Kristall? Ich hatte von solch einem Kristall noch nie zuvor etwas gehört. Und nun gehörte er mir. Ehrfürchtig versteckte ich ihn in seinem Ledersäckchen unter meiner Bluse.
Ich krabbelte aus dem Zelt und richtete mich auf. Mein Blick blieb an einer Person haften. Calena war in den Wald gekommen. Ich zögerte erst, zu ihr zu gehen, denn ich begriff erst langsam, dass sie noch lebte. Lachend lief ich auf sie zu. Sie kam mir entgegen und als wir uns trafen, umarmten wir uns stürmisch. Calena weinte bitterlich, und ich strich ihr sanft über die Haare.
„Ich bin so glücklich, dass du noch lebst", sagte ich von ganzem Herzen.
Sie schluchzte und schniefte, war nicht in der Lage zu sprechen. Dann erkannte ich in den Gesichtern und den Körperhaltungen meiner Familie, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
Ich ließ Calena los und Brasne fing sie auf. Welches große Leid war über uns reingebrochen?
Ich schaute wehleidig und fragte: „Was ist passiert?",
„Isma, beruhige dich bitte", mahnte Mama besonnen.
Angst schnürte meine Kehle zu. „Sagt mir endlich, was passiert ist!", schrie ich lauter.
Trauermienen umringten mich. Neben mir brach Calena in Brasnes Armen zusammen und schluchzte heftig.
Nein, nein, nein. Ich wollte es nicht glauben, was ich bereits erahnte. „Hat keiner überlebt?", fragte ich verzweifelt.
„Wir kamen zu spät. Wir konnten ein paar Leute retten, darunter auch Calena, da sie sich in einer Scheune versteckte, die sich ein wenig außerhalb des Dorfes befand, aber alle anderen wurden getötet. Dann zogen die meisten der Feinde ab. Nur ein kleiner Rest blieb und steckte viele Häuser in Brand. Sie waren zum Glück noch nicht bis zur Scheune gelangt. Wir stellten uns gegen sie und haben gekämpft. Als die restlichen Bewohner in der Scheune uns sahen, kamen sie raus und kämpften mit. So konnten wir die Brandstifter besiegen. Danach begannen wir mit den Löscharbeiten, aber wir schafften nicht alles. Vieles brannte nieder. Der Verlust ist groß. Jetzt haben die Bewohner der anderen Dörfer schreckliche Angst. Diejenige, die noch in ihren Häusern geblieben sind, packen ihr Hab und Gut und versuchen durch die Wälder in unsere Hauptstadt zu gelangen, bevor sie auch angegriffen werden", beendete mein Vater resigniert den Bericht.
„Calena möchte uns begleiten", sagte Aaron, „auch nachdem wir ihr erklärt haben, dass wir nach Capan gehen werden, um gegen Netan zu kämpfen."
„Ich komme mit", warf plötzlich Calena mit fester Stimme dazwischen. Sie hatte sich von Brasne gelöst und stand nun mit geballten Fäusten vor uns.
„Calena, es wird sehr gefährlich", versuchte Brasne sie davon abzubringen.
„Versuche es erst gar nicht. Ich komme mit. Meine Eltern sind beide tot. Ihr seid jetzt meine Familie, und wenn du jetzt mit ihnen gehst, werde ich es auch tun." Dabei schaute sie Brasne furchtlos an.
„Bitte, Calena, es gab schon genug Tote", versuchte er ihr nochmal zu erklären, aber Calena gab nicht nach.
„Ich komme mit, und das ist mein letztes Wort. Dich werde ich nicht auch noch verlieren. Ich bleibe an deiner Seite. Du bist mein Leben und falls wir sterben sollten, werden wir es gemeinsam tun."
Ich war über ihre Hartnäckigkeit überrascht, aber ich verstand sie, denn ich fühlte genauso. „Einverstanden", bestätigte ich, „von mir aus kann sie mitgehen."
„Das entscheidest nicht du!", brachte Brasne wütend vor.
Calena wandte sich ihm zu. „Und wer entscheidet das? Du vielleicht? Das glaube ich nicht. Ich komme mit."
Brasne trat auf sie zu und wollte sie am
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