GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
alles tun, dachte er, als sich plötzlich die Tür leise öffnete.
Syria war endlich da und brachte Essen, das sie den Schwestern aufs Bett stellte. Die Mädchen bedankten sich und nahmen
Syria kurz in die Arme. Syria lächelte sie an und wandte sich dann Jason zu. Als er ihr Gesicht sah, fühlte er das Verlangen, das sich in seinem Körper aufbäumte. Sie war so begehrenswert. Gehetzt schritt sie zu ihm, um ihn vom Fenster wegzuziehen, damit sie nicht gesehen wurden. In einer Ecke des Zimmers, etwas abseits der Schwestern, berichtete Syria, was sie in Erfahrung gebracht hatte.
„Und seine Wunde ist nicht mehr da?", fragte Jason ungläubig, nachdem sie alles erzählt hatte.
„Wenn ich es dir doch sage, nur noch ein verblasster rötlicher Kratzer, mehr nicht. Jeremia sagte mir, dass Isma bei ihm gewesen sei. Die ganze Nacht und auch noch, als ich morgens rein kam. Er meinte, dass sie ihn geheilt hätte, obwohl er sich dem Tode sehr nahe fühlte. Die Wunde hatte sich schlimm entzündet und er hohes Fieber. Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben. Und am Morgen, als ich das Zimmer betrat, war er kerngesund, als wäre nie etwas gewesen. Wie hat sie das bloß gemacht? Ist das eine eurer Gaben, als Seelenwanderer?"
„Ehrlich gesagt habe ich davon noch nie etwas gehört. Ich weiß, dass jeder besondere Fähigkeiten entwickeln kann, aber das scheint eher ein Wunder zu sein."
„Jedenfalls wollte Jeremia jetzt mit Netan sprechen, bevor der Arzt kommen konnte, um nach ihm zu sehen. Du musst deine Seele dort hinbringen. Du musst erfahren, was Netan mit ihm vorhat. Und bringe dann die Informationen zu Isma. Ich muss jetzt gehen. Ich bringe den Gefangenen das Essen in den Kerker. Ich versuche Ismas Bruder mitzuteilen, dass Rettung naht."
Sie gab Jason einen flüchtigen Kuss und verließ das Zimmer.
Jason setzte sich auf den Stuhl und überlegte, was Syria ihm erzählt hatte. Er musste so schnell wie möglich wieder mit Isma reden, bald würden sie kommen, und er musste vorbereitet sein, aber dafür musste er wissen, was Netan vorhatte. Er machte es sich so bequem wie möglich und schloss dann seine Augen.
Jeremia trat hinter dem Krieger in einen riesigen Saal, der im Dunkeln lag, obwohl es draußen bereits Tag war. Der Krieger schritt eilig voran. Jeremia folgte langsam. Er durfte nicht vergessen, dass er in der Nacht noch mit Fieber und der bösen, entzündeten Wunde gekämpft hatte. Netan durfte keinen Verdacht schöpfen, deswegen hielt er sich gekrümmt und verzog leicht sein Gesicht, als leide er noch unter starken Schmerzen. Seine Augen versuchten sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Am anderen Ende des Raumes saß Netan auf seinem Thron. Er schaute Jeremia mit seinen leuchtend roten Augen durchdringend an.
Jeremia fühlte sich unwohl, doch er wusste, dass er seine Haltung gegenüber dem Feind bewahren musste. So gut es ging, stellte er sich aufrecht hin, so dass Netan glauben musste, dass er Schmerzen hatte, aber sein Stolz noch nicht gebrochen war.
„Wie ich sehe, geht es dir viel besser. Mein Arzt berichtete mir noch gestern Abend, dass er keine Hoffnung sehe, dass du die Nacht überleben würdest. Und nun stehst du vor mir. Jere-mia Nahal, man sollte nie deinen Lebenswillen unterschätzen", sagte Netan fast respektvoll, aber immer noch mit einem spöttischen Unterton.
„Du warst lange bewusstlos, daher weißt du nicht, was alles geschehen ist. Ich denke es wird Zeit, dass ich dich aufkläre." Netan stand von seinem Thron auf und schritt zu Jeremia.
Als er vor ihm stand, sah Jeremia ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht. Er spürte, dass nun etwas kommen würde, was seine Vorstellungskraft überstieg. Wenn Netan schon mit so einer Haltung vor ihm stand, konnte es nichts Gutes für ihn bedeuten.
War schon alles verloren, und er wusste es noch nicht? Das konnte nicht sein, sonst hätte Syria es ihm gesagt.
„Komm mit zum Fenster, ich möchte dir etwas ganz besonderes zeigen!" Netan trat an das nahe gelegene Fenster und schob den schweren Vorhang zur Seite. „Komm und sieh, was ich erreicht habe", sprach er voller Stolz.
Jeremia schritt langsam an das Fenster heran und plötzlich stockte ihm der Atem. Auf der Brüstung eines der Westtürme waren auf zwei langen Holzspeeren zwei abgehackte Köpfe aufgespießt. Mit Schrecken erkannte er Versons Kopf.
Neben ihm fing Netan an zu lachen. „Wie du siehst, habe ich diese Schlacht gewonnen. Verson schenkte mir seinen Kopf und somit auch sein
Weitere Kostenlose Bücher