GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
sprühten Funken vor Hass. „Was nimmst du dir da heraus? Du bist weniger als nichts. Du bist nicht befugt, mir Befehle zu erteilen, geschweige denn Hand an mich zu legen."
Gerrit wirkte gelassen, aber seine Stimme hatte einen wütenden Unterton. „ Verstehe, aber man kann dich nicht mehr ertragen. Dein Vater hat dich zu sehr verwöhnt, und das kam dabei raus. Du bist ein grausamer Mensch, deswegen will dich dein Volk nicht. Wenn du dich nicht änderst, wirst du niemals akzeptiert werden." Er hielt kurz inne. Jetzt atmete er tief ein und wieder aus. „Narissa, es muss doch ein bisschen Menschlichkeit in dir geben. Dein Vater war ein guter Mensch und deine Mutter ist eine liebenswerte Frau."
Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, dass Narissa ihn verstanden hatte, aber dann sah ich ihr spöttisches Gesicht.
Sie hatte nichts verstanden. „Was erlaubst du dir? Nicht ich muss mich für mein Volk ändern, sondern mein Volk muss sich für mich ändern. So läuft das. Ich bin die Herrscherin, und mir gehört Nalada. Alles andere interessiert nicht. Mein Vater war ein Trottel. Er hat alles getan, was ich verlangte."
„Das ist falsch! Nalada gehört dir nicht mehr. Hast du schon vergessen, dass die Capitaner Nalada erobert haben? Sie werden zurückkommen und die Regentschaft übernehmen", legte Gerrit die Fakten dar.
„Ich werde mich gegen die Capitaner wehren. Sie werden keinen Fuß mehr in diesen Palast setzen. Außerdem seid ihr doch auf den Weg dorthin, um sie zu bekämpfen. Wenn ihr sie besiegt, dann bleibt alles so wie bisher."
„Wenn wir sie besiegen sollen, dann brauche ich mehr Männer. Lass deine Palastgarde mit uns gehen!"
„Niemals, Gerrit. Das musst du schon selber regeln. Ich bleibe hier nicht sitzen und warte darauf, dass ihr versagt, damit ich schutzlos den Capitanern ausgeliefert bin. Meine Krieger bleiben hier und beschützen mich und mein Reich."
Gerrit trat zwei Schritte zurück. Er blickte erschrocken und schüttelte resigniert den Kopf. „Es kann dir keiner mehr helfen. Wir werden morgen früh aufbrechen und Jeremia aus der Gefangenschaft retten, falls er noch lebt."
„Ich hoffe, sie haben ihn getötet und ihm sein Herz rausgerissen. Er hat es nicht anders verdient, dieser Mistkerl."
Gerrit ging mit zwei schnellen Schritten auf sie zu und sein Gesicht berührte fast das ihre, als er mit leiser Stimme sprach. Narissa zuckte kurz zusammen.
„Pass auf, wie du sprichst! Du redest von meinem Herrscher, meinem besten Freund, und dafür könnte ich dir dein Herz rausreißen. Wenn ich dich töten würde, dann würde niemand um dich weinen. Dein Volk würde eher jubeln, weil sie dich endlich los sind. Also achte auf deine Wortwahl, sonst vergesse ich mich." Mit diesen Worten drehte sich Gerrit um, verließ das Zimmer und ließ eine bestürzte Narissa zurück.
Sie stand da wie eine Statue, erschüttert und sprachlos. Ich wusste, dass sie diese Worte niemals vergessen wird, und dass sie sich dafür eines Tages rächen könnte.
Ich folgte Gerrit, der wieder zu seinen Männern ging. Jazem befand sich schon bei den anderen Kriegern. Er musste ihnen wohl berichtet haben, was gerade oben passiert war. Keiner von ihnen stellte Gerrit eine Frage.
„Nehmt eure Sachen. Ich bleibe keinen einzigen Tag mehr in diesem Palast. Wir gehen in die Stadt und suchen uns eine Taverne zum Schlafen", erklärte Gerrit seinen Männern.
„Das ist doch mal ein Wort. Bloß weg hier. Die Wahnsinnige kommt vielleicht noch auf die Idee, uns im Schlaf zu töten", äußerte sich Theran.
Sie lachten unsicher, denn jeder von ihnen glaubte, dass sie wirklich in der Lage wäre, dies zu tun.
Es wurde Zeit für mich, sie wieder zu verlassen.
Der Zeitpunkt des Abschieds war schmerzhaft. Meine Brüder und ich verabschiedeten uns von unseren Eltern und von Tante Lana, um uns kurz drauf auf die Pferde zu schwingen.
„Viel Glück meine Kinder." Mehr bekam meine Mutter nicht heraus, ihre Stimme brach ab.
„Macht euch bitte keine Sorgen!", tröstete Brasne.
Dann galoppierten wir in die Dunkelheit.
Die Reise querfeldein war sehr anstrengend. Schon nach wenigen Stunden tat mir mein ganzer Körper weh. Ich hatte noch nie auf einem Pferd eine so lange Strecke am Stück im Galopp zurückgelegt. Auch Calena spürte die Schmerzen am ganzen Körper. Aber wir ritten weiter und hielten erst an, als wir das erste Portal erreichten. Von unseren Pferden absteigend, bestaunten wir es interessiert aus der Nähe.
„Isma, jetzt
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