GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)

erzähle uns bitte, wie du vorhast, ohne Schlüssel diese Tore zu öffnen. Als wir darüber sprachen, hast du gesagt, du wüsstest einen Weg, aber du dürftest nicht darüber reden", wollte Brasne jetzt wissen.
    Genau das hatte ich gesagt, denn ich hatte versprochen, mein Geheimnis nicht preis zu geben. „Ich werde die Tore öffnen, aber ich bitte euch, ein wenig Abstand zu nehmen. Es ist wichtig, dass ich das Portal allein öffne", erklärte ich.
    „Sei nicht albern, Isma. Zeig es uns einfach! Diese Geheimniskrämerei ist in unserer Lage nicht nötig", protestierte Aaron.
    Ich hätte es ihnen gerne verraten, aber ich hatte den Schleierwesen mein Ehrenwort gegeben, und ich durfte das Versprechen nicht brechen. Der Kristall war mein Schlüssel. „Es geht nicht. Ihr müsst mir vertrauen."
    Doch da hörte ich schon eine flüsternde Stimme, die nun zu mir sprach. Es war der König der Schleierwesen. „Isma, du kannst ihnen den Kristall zeigen. Sie werden das Geheimnis hüten, das wissen wir. Erzähle ihnen von uns. Wir vertrauen euch."
    Ich war erleichtert und dankte Laflan. „Ich werde euch jetzt ein Geheimnis anvertrauen. Ich bitte euch, dieses zu hüten. Versprecht es mir!"
    Wir suchten uns einen Platz, um uns auszuruhen, und dann erzählte ich Aaron, Brasne und Calena von den Schleierwesen und vom Seelenkristall, der sehr viel Kraft besitzt, und dass ich schon von der Kraft Gebrauch gemacht hatte, als ich Jeremia ins Leben zurückgeholte. All dies offenbarte ich ihnen, und sie lauschten mir schweigend.
    Erst als ich geendet hatte, räusperte sich Aaron. „Es gibt Schleierwesen im Wald, in der Nähe unseres Hauses? Seit vielen Jahren?" Ungläubig hob er die Augenbrauen hoch.
    Ich bestätigte mit mehrmaligem Nicken.
    „Und die haben dir diesen Kristall einfach so gegeben?", er zeigte mit dem Finger darauf.
    „Ja, das haben sie."
    „Es muss schlimm gewesen sein, als Jeremia im Sterben lag. Ich kann mir vorstellen, wie verzweifelt du gewesen sein musst. Ich bin auch fast vor Angst gestorben, als ich meine Eltern nicht mehr gefunden habe, als sie in ihrem Haus verbrannt sind", flüsterte Calena so leise und weinerlich, dass man sie kaum verstand. Tränen standen in ihren Augen.
    „Es tut mir so leid, dass du deine Eltern verloren hast. Hätte ich eine Möglichkeit gehabt, sie zu retten, hätte ich es getan", meinte ich mitfühlend.
    „Ich weiß, Isma. Ich werde eine lange Zeit brauchen, den Schmerz zu verarbeiten, aber ich habe deinen Bruder und er wird mir den Halt geben, damit ich eines Tages wieder glücklich sein kann."
    Brasne nahm sie in die Arme.
    „Wir sollten keine Zeit verlieren", erinnerte uns Aaron an unsere Mission und ergänzte: „Und du glaubst nun, dass dieser Kristall die Brückentore öffnet?"
    „Ich weiß es nicht, aber die Schleierwesen haben behauptet, dass es funktioniert. Kommt es euch nicht auch seltsam vor, dass keine Wachposten am Portal stehen."
    Erst jetzt fiel es auch den anderen auf.
    „Das stimmt. Könnte es sein, dass es Netans Männer waren, die sie getötet haben?", fragte Aaron.
    „Und wo sind dann die Leichen?", entgegnete Brasne.
    „Stimmt, hier sind keine."
    Die Dunkelheit erschwerte uns die Sicht, nach den Leichen zu suchen. Wir versuchten es trotzdem, fanden aber nichts.
    „Und wenn es eine Falle ist?", sorgte sich Calena.
    „Das glaube ich nicht. Keiner weiß, dass wir auf dem Weg sind und mal ganz ehrlich, wir wirken nicht gefährlich. Zwei Männer und zwei Frauen. Wir sind Bauern. Das sieht nicht wirklich gefährlich aus", beschwichtigte Brasne.
    Ein Lächeln trat in Calenas Gesicht. Mein Bruder wusste immer, wie er sie zum Lächeln brachte.
    „Ich denke, das waren die Schleierwesen. Sie hatten mir versprochen, uns zu helfen." Ich war zuversichtlich.
    „Ich verstehe, Isma, ich bin echt fertig. Unser Leben, dein Leben hat sich schlagartig verändert. Es fällt mir schwer zu verstehen, was gerade passiert. Bis vor kurzem warst du die kleine Isma, die wir immer behüten mussten, und nun bist du eine übersinnliche Seelenwanderin, die uns beschützen kann. Außerdem besitzt du einen Kristall, von dem eine starke Macht ausgeht, mit dem du den Tod bezwingen und Tore öffnen kannst. Diese Schleierwesen haben DICH berufen, keinen Krieger oder Herrscher, sondern dich, unsere kleine Schwester. Es ist viel zu viel, was ich verstehen muss." Aaron hielt kurz inne und sog hörbar die kühle Nachtluft in seine Lunge ein. „Ich bin wirklich stolz auf dich. Du bist zu einer