GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Brücken kannten? Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. Warum dachte ich jetzt über so etwas nach? Ich hatte Jahre nicht mehr darüber nachgegrübelt, und selbst heute bereiteten mir diese Fragen Kopfschmerzen.
Am Horizont endete das öde Flachland und ein Gebirgsmas-siv kam in Sicht, welches von einer Nebelwand umhüllt wurde. Nur die mit Schnee bedeckten Bergspitzen ragten heraus. Obwohl wir bereits minutenlang darauf zuritten, kam es mir vor, als ob wir uns nicht von der Stelle bewegten. Der Abstand zu den Bergen verringerte sich nicht.
Erst einige Stunden später, nach völliger Erschöpfung, erreichten wir endlich das Tal. Die blasse Sonne berührte schon den Horizont zu unserer Rechten und vereinzelt tauchten einige Sterne am Himmel auf, während von links eine Mondsichel erkennbar wurde.
Endlich konnten wir ein kleines lichtes Waldstück sehen und steuerten darauf zu. Nur dort würden wir unentdeckt ein wenig Ruhe finden. Wir stiegen von den Pferden ab und suchten hinter den knorrigen und kahlen Bäumen einen geeigneten Lagerplatz. Wir waren fast zu viele für dieses kleine Waldstück. Gerrit, seine Männer, meine Brüder und Calena nahmen schon fast die Breite des Waldstückes ein, und ich hoffte nur, dass man uns von weitem nicht vielleicht doch erkennen konnte. Ich spähte den Berg hinauf. Er war kahl und nackt, genau wie das Land. Nur vereinzelt konnte ich ein paar Sträucher entdecken, dort hätte kein Krieger einen Platz zum Verstecken gefunden. Wir würden rechtzeitig mitbekommen, wenn die gefürchteten, schrecklichen Feindesbestien angriffen. Ich saß immer noch auf meinem Pferd und schaute mir jetzt die untergehende Sonne an. Sie gab mir eine gewisse Ruhe, und ich hoffte insgeheim, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass ich dieses Farbenpanorama genoss. Ich stellte mir vor, wie es wäre, dies mit Je-remia zu erleben. Der Wunschgedanke füllte mein Herz mit ein wenig Hoffnung.
„Isma, kommst du bitte mal! Dort kann dich jeder sehen und dann haben wir bald Netans Krieger hier", rief Aaron mir zu.
Ich schwang mich aus dem Sattel und führte mein Pferd zu den anderen Pferden im hinteren Teil des Waldes, schlang die Zügel um einen Baumstamm. Dort, wo eine große Wurzel aus der Erde ragte, ließen wir uns nieder. Calena packte bereits einiges an Proviant aus. Leider konnten wir kein Feuer machen, denn der Rauch hätte uns verraten.
Die Dunkelheit legte sich langsam über uns, und es wurde noch kälter. Die Krieger saßen verstreut auf dem Boden. Die Rucksäcke und Reisetaschen dienten als Sitzgelegenheit und alles was sie wärmte, hatten sie über sich gelegt.
Ich ging zu Gerrit hinüber und setzte mich zu ihm. „Gerrit, ich muss auf Wanderschaft gehen, denn bevor wir in Grasan ankommen, muss ich die Lage in der Festung kennen. Ich werde Jason aufsuchen und herausfinden, wie wir hineingelangen können", erklärte ich ihm.
„Schaust du auch nach Jeremia?", fragte er mich leise.
„Ja, das werde ich." Ich selber hatte Angst davor, was ich sehen könnte. Ich wusste nicht einmal, ob er noch lebte, aber es war wichtig, dass ich nach ihm sah. „Gerrit, es ist wichtig, dass ihr mich bitte warm haltet, sonst könnte mein Körper erfrieren, ohne dass ich es spüre."
„Natürlich, deine Brüder und ich achten darauf. Willst du jetzt gehen?"
„Ja, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wie weit sind wir entfernt und wann glaubst du, könnten wir da sein? Ich möchte Jason wissen lassen, wann wir eintreffen."
„Wir sind ungefähr zwei Stunden von Grasan entfernt. Wir werden aber noch warten müssen, bis es Nacht ist. Sage ihm, dass wir in ungefähr vier Stunden eintreffen. Ach übrigens, du willst mir wahrscheinlich nicht verraten, wie du es schaffst, mit diesem Jason zu sprechen?"
Ich lächelte ihn verständnisvoll an. „Ich erkläre es dir gerne ein anderes Mal, auch wenn ich es selber nicht verstehe, wie wir das machen. Es gehört zu meinen magischen Fähigkeiten, von denen ich lange Zeit nicht wusste, dass ich sie besaß."
Sein Blick schien mich durchdringen zu wollen. „Ich kann verstehen, warum Jeremia dich liebt. Er hat mir einiges über dich erzählt. Sogar die Verlobung mit Narissa wollte er auflösen, auch wenn er durch die Ehe mir ihr viele politische Vorteile gehabt hätte. Du bist eine bemerkenswerte Frau. Noch nie hat je eine Frau so viel riskiert für Jeremia. Du läufst Gefahr, getötet zu werden. Wir beide wissen, wie saugefährlich diese Rettungsmission
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