GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Südflügels. Vor der Tür angekommen, klopfte der Diener zaghaft an.
„Herein!" erscholl eine tiefe Stimme von innen, während der Diener vorsichtig die Tür öffnete und sie hinein schritten.
„Ich bringe Jason Vanhole, wie Ihr mir befohlen habt", leierte der Diener monoton runter.
Jason stand in einem nüchtern wirkenden Saal, in dem ungefähr zwanzig Krieger-Bestien an einem ovalen Konferenztisch saßen. An den mit Orden übersäten Uniformen und ihrem erhabenen Getue wusste Jason, dass es sich um die Capan-Master seiner Armee handeln musste. Jasons Herz verkrampfte sich. Seine Haltung versteifte sich schlagartig. Diese Mannsbilder strahlten eine grausame Macht aus. Die Luft im Raum war eiskalt, sodass ihm mit jedem Atemzug ein nebliger Hauch aus dem Mund entfuhr. Kälte und Verzweiflung riefen bei ihm eine Gänsehaut hervor und er verlor in diesem Augenblick seine Hoffnung. Niemals würden es Jeremia und die Galankrieger schaffen, diese Erhabenen zunichte zu machen. Niemals.
„Komm näher!", befahl Netan. „Was klotzt du so? Ich möchte dir meine genialen Master vorstellen, die dein Volk und die anderen Völker niederstrecken werden wie ein Schnippen mit dem Daumen, wenn ich es befehle." Ein dreckiges Gelächter schallte durch den Raum.
Jason fühlte sich wie gelähmt. Seine Beine gehorchten ihm nicht. Alles sträubte sich dagegen, diesen mächtigen Kreaturen noch näher zu kommen.
„Ich habe gesagt, komm näher!", brüllte Netan plötzlich.
Jason zuckte zusammen und bewegte ganz langsam einen Fuß vor den anderen, so als ob die Beine ihm den Dienst versagen wollten, bis er vor Netan stand.
„Dieser Bauernlümmel ist deine geheime Waffe. Was sollen wir denn damit?", fauchte einer der Master mit beißendem Sarkasmus und einem gehässigen Lächeln auf dem Gesicht.
Netan grinste breit. „Wenn du wüsstest, Inonte. Zweifelst du an mir?", wollte er wissen, während sein wütender strafender Blick den Master zu durchbohren schien.
„Nein, Herrscher, ich zweifle nicht. Ich verstehe nur nicht, was dieser Trottel für uns tun kann", antwortete Inonte schlagkräftig.
„Er hat eine besondere Gabe, die mir schon sehr geholfen hat und die uns den Sieg bescheren wird", knurrte Netan geheimnisvoll.
„Von welcher Gabe sprichst du?" Inontes Geduld brach.
Netan reagierte nicht auf die Frage, sondern wendete seine Aufmerksamkeit Jason zu. „Hast du herausgefunden, was ich wissen wollte?", schnauzte er Jason an.
Jason bestätigte mit einem schnellen unkontrollierbaren Kopfnicken.
„Er ist ein Wanderer", teilte Netan lapidar mit.
Die Master schienen nicht zu verstehen, denn Fragezeichen bildeten sich in ihren Mienen.
Netans Gekicher wurde lauter, bevor er sie geringschätzig belehrte. „Ihr Hohlköpfe. Ich habe einen Seelenwanderer gefunden, der uns sagen wird, was wir wissen müssen. Er ist unser Geheimagent, unser Superspion."
„Gibt es sie immer noch?", fragte Inonte skeptisch.
„Natürlich, sonst würde er nicht hier stehen", brüstete Netan grob. „Er war mir schon sehr behilflich. Nur leider habe ich erfahren müssen, dass Jeremia Nahal auch eine Seelenwanderin hat, die wir uns holen müssen." Wieder richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf Jason. „Erzähl mir, was du herausgefunden hast, und wage es nicht, mir Informationen zurückzuhalten. Ich werde dich sonst einmal richtig spüren lassen, was es heißt, mir etwas zu verheimlichen. Diesmal werde ich nicht so nett sein wie beim letzten Mal."
Jason spürte seine Wunde. „Sie heißt Charisma, Charisma DiSole. Sie lebt in Salin, einem Dorf in Kalander", keuchte Jason ohne Umschweife.
Netan schaute ihn finster an. „Ist das wirklich alles, was du herausgefunden hast?", hakte er nach.
„Ich kann noch berichten, dass Charisma DiSole und ihre Familie in ihr Dorf zurückkehrt sind. Aber sie hatte Jeremia Nahal erzählen können, dass sie mich gesehen hat. Sie weiß, dass ich auch ein Wanderer bin. Daraufhin hat Jeremia beschlossen, Fisius die Nachricht zu überbringen. Am nächsten Morgen wollte er alle Krieger zusammenrufen. Heute Abend werden sie in die Territorien reisen, um Stellung zu beziehen und sich gegen Angriffe zu rüsten. Das ist wirklich alles, was ich herausgefunden habe. Da sie nun vermuten, dass sie beobachtet werden, haben sie alle Befehle auf Papier niedergeschrieben. Jeremia hat darauf bestanden, dass seine Männer bedächtig die Mitteilungen öffnen sollten und nachdem sie die Befehle gelesen haben, sollten sie die
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