GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
hübsches Antlitz und ihre Blicke trafen sich.
„Ich danke dir, aber es wäre besser, wenn du dich von mir fern hältst. Netan darf auf gar keinen Fall erfahren, dass wir miteinander gesprochen haben. Bitte, versprich es!", flehte sie.
Jason war geschockt. Womit drohte ihr Netan?
Was war ihr Geheimnis?
„Einverstanden, aber mein Angebot bleibt trotzdem bestehen."
Sie nickte kurz, stahl sich an ihm vorbei und lief den Gang zurück. Jason blieb stehen und schaute ihr nach.
Sie war ein seltsames Mädchen, aber irgendwie fühlte er eine gewisse Zuneigung für sie. Trotz ihrer stillen und geheimnisvollen Art erkannte er in ihr eine bezaubernde, junge Frau. Er hätte gerne gewusst, wie fröhlich und unbeschwert sie vor ihrer Versklavung gewesen sein mochte.
Mit einer unbekannten Wärme ums Herz, kehrte er in sein Gemach zurück. Seine Schwestern saßen auf ihrem Bett und hatten ihr Essen schon vor sich stehen.
„Jason, da bist du ja", freute sich Elena. „Syria hat uns schon vor einer Stunde etwas zu essen gebracht. Wir haben schon gegessen. Das ist für dich."
Jason setzte sich zu ihnen, und Julien schob ihm das Tablett mit drei Suppenterrinen zu.
„Sie hat uns Suppe gemacht und Brot dazu gelegt. Es schmeckt sehr gut, obwohl sie schon fast kalt ist. Syria ist sehr lieb, aber sie wirkt so traurig", bemerkte Julien betrübt.
„Ich weiß, sie ist eine Gefangene wie wir. Nur das sie ganz alleine ist", erklärte Jason.
„Wir werden ihre Familie sein. Was haltet ihr davon? Dann ist sie nicht mehr alleine", schlug Elena vor. Ihre unbekümmerte Herzlichkeit wirkte echt.
„Klar. Wir werden ihr helfen", versprach er.
„Ja, das werden wir", gab Julien zurück.
Zufrieden begann Jason die Gemüsebrühe in sich zu löffeln. Obwohl sie schon kalt war, schmeckte sie vorzüglich.
Noch lange dachte er über Syria nach. War es möglich, ihr Vertrauen zu gewinnen? Würde sie ihm Auskunft über die Ca-pitaner geben. Sie wäre vielleicht die Einzige, die ihm hilfreiche Tipps geben könnte. Er schluckte, sein Körper entspannte sich.
14. Kapitel
Seit drei Tagen war ich nun zu Hause. Wir versuchten unserer Arbeit auf dem Hof nachzugehen, aber unsere Gedanken waren bei meinen Brüdern, und meine auch bei Jeremia. Fast täglich erreichten uns schlechte Nachrichten über die Bewohner der anderen Territorien. Überall, wo Netans Krieger hinkamen, töteten sie, verwüsteten Städte und Dörfer. Sehr viele Menschen flüchteten in die Berge oder in die Wälder. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Netans Krieger auch in abgelegene Regionen dringen würden.
Mein Vater hatte noch nicht entschieden, ob wir uns in den Wäldern verstecken sollten. Doch wir ahnten, dass es unvermeidlich dazu kommen würde.
Jede Nacht wanderte meine Seele zu Jeremia. Ich erfuhr so, dass meine Brüder Jeremias Truppe zugeteilt waren, so konnte ich gleichzeitig auch über sie wachen.
Tagsüber marschierten sie Richtung Nalada und nachts schliefen sie in Zelten. Bis jetzt waren sie noch nicht auf feindliche Krieger getroffen. Abends trainierten sie mit dem Schwert, bauten ihre Zelte auf und wärmten sich an einem Lagerfeuer. Beim Zusammensitzen schilderte jeder einzelne, woher er kam und was er vor dem Krieg gemacht hatte. Am ersten Abend schwor Jeremia die Männer ein, wie wichtig es war, dass sie eine Einheit werden und sich gegenseitig vertrauen sollten.
In der ersten Nacht saßen Gerrit und Jeremia noch lange am Feuer und besprachen den Verlauf des nächsten Tages, während die anderen Krieger in ihren Zelten schliefen. Später zog sich auch Gerrit in sein Quartier zurück. Jeremia blieb sitzen, denn er spürte meine Anwesenheit und gestand mir, wie sehr ich ihm fehlte, und dass er mich vermissen würde. Ich wollte ihm antworten, aber er konnte mich nicht hören, daher berührte ich sein Gesicht und hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen. Er schien es zu bemerken, begann zu lächeln. Es gab ihm die Kraft und Zuversicht, alles Böse zu überstehen.
Wenn er sich dann schlafen legte, schaute ich nach meinen Brüdern und beobachtete ihre gleichmäßigen Atemzüge, sah wie sie in ihren Zelten ruhig und zufrieden schlummerten.
Heute war ich mit dem Ausmisten des Stalles dran. Aaron hatte mir immer geholfen, aber nun musste er meinem Vater auf dem Feld zur Hand gehen. Während ich die Mistgabel schwang, schweiften meine Gedanken ab. Ich wusste, dass Je-remia und meine Brüder heute die Brücke nach Nalada überqueren würden, ein für mich fremdes
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