GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Territorium, von dem ich nur den Herrschaftspalast von Caska kannte. Vielleicht gelang es mir heute Nacht auf der Seelenwanderschaft mehr über das Land zu erfahren. Bei dem einzigen Mal, wo ich dort gewesen war, musste ich erschreckenderweise mit ansehen, wie Jeremia in Versons Palast Narissa einen Heiratsantrag gemacht hatte. Bei der Erinnerung schluckte ich schwer. Jeremia würde hoffentlich das Richtige tun, auch wenn es eventuell bedeuten würde, dass er Narissa zur Gemahlin nahm. Doch, bitte, bitte, liebes Schicksal, lass ihn Verson überreden, auch ohne die Verlobung das Bündnis zu halten.
Blitzartig überkam mich ein seltsames Gefühl. Panik stieg in mir auf und mein Magen verkrampfte sich. Ich drehte mich in alle Richtungen um, um zu sehen, ob jemand kam. Das Gefühl schnürte mir fast die Kehle zu, und mein Herz schlug schneller.
Meine Mutter kam aus dem Haus gelaufen und rannte auf mich zu. Als sie mich erreichte, war sie völlig außer Atem. „Isma, mich überkommt ein grauenhaftes Gefühl. Hast du etwas bemerkt?" Sie schnappte nach Luft.
„Ja", antwortete ich überrascht, dass meine Mutter das Gleiche fühlte. Wir ließen alles stehen und liegen und liefen ins Haus zurück. Ich blickte mich noch einmal um, sah aber niemanden. Nach wem oder was hielt ich Ausschau? Ich wusste es nicht.
Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. „Irgendetwas passiert gerade. Es ist seltsam, dass du das Gleiche fühlst. Was spürst du genau?", fragte ich.
Wir standen in der Küche und hielten uns an den Händen fest. Sie wirkte geistesabwesend.
„Es ist, als würde sich etwas Schlimmes anbahnen. Uns droht Gefahr." Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich an. Ihre Hände zitterten.
„Mama, du musst dich beruhigen." Ich strich ihr über ihren Handrücken, aber ihre Stirn verfinsterte sich schlagartig. Unser Inneres schlug Alarm. Was geschah mit uns? Nie zuvor hatte ich derartig merkwürdige Vorahnungen. „Glaubst du, es ist was mit meinen Brüdern. Die haben heute die Grenze nach Nalada überschritten."
Meine Mutter schüttelte ihren Kopf. „Die Gefahr kommt genau auf uns zu. Das spüre ich mit jeder Faser meines Körpers. Ich glaube..." Mutters Stimme versagte, aber ich wusste nun, was sie mir sagen wollte.
„Sie kommen wegen mir."
„Ja, sie kommen, und sie wollen DICH."
Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
„Wie lange haben wir noch Zeit, bis sie hier sind?"
„Das weiß ich nicht", murmelte sie.
Unsere Gesichter waren kreidebleich. Unter Schock stehend, rührten wir uns nicht. Was sollten wir tun?
„Ich möchte, dass du in dein Zimmer gehst und dich hinlegst. Versuche, dich zu konzentrieren, dann kann deine Seele vielleicht herausfinden, was gerade passiert!"
„Wie soll ich das machen? Ich muss dafür schlafen und ich glaube nicht, dass ich jetzt im Stande bin, ein Nickerchen zu halten." Ich war aufgebracht und gereizt. Meine Mutter musste doch wissen, dass das nicht ging.
„Du musst nicht dafür schlafen. Es reicht, wenn du dich konzentrierst und versuchst, deine Seele von deinem Körper zu trennen. Es geht um unser aller Leben, Isma. Ich vertraue dir.
Du kannst es. Bitte, geh jetzt nach oben und finde heraus, welche Gefahr wie schnell naht!"
Ich stand auf und ging mit wackligen Beinen nach oben in mein Zimmer. Nur durch Konzentration meine Seele wandern lassen, ob das wirklich funktionierte? Ich legte mich auf mein Bett und starrte Caspers Landschaftsgemälde an, die Fensterläden und dann die Decke. Meine Augen huschten im Raum umher. Ich musste jetzt versuchen, meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Draußen sah ich die Fichten vor meinem Fenster. Sie standen ganz still da, als würden auch sie lauschen, ob Gefahr nahte. Dahinter erstreckte sich der finstere und geheimnisvolle Wald der Schleier. An wen sollte ich jetzt denken?
An Netan, der mich jagte. Also schloss ich meine Augen und stellte mir den Herrscher der Capitaner vor. Ich wiederholte mehrmals seinen Namen, aber nichts geschah. Nur nicht aufgeben! Nur Mut!
„Konzentriere dich, konzentriere dich!"
Wieder schloss ich meine Augen. Langsam beruhigten sich mein Atem und zögernd auch mein Geist. Ich dachte wieder an Netan. „Warum lässt du mich nicht in Ruhe, Netan?"
Halbwach verfiel ich in einen tranceähnlichen Zustand und augenblicklich löste sich meine Seele von meinem Körper.
Diesmal war es aber anders.
Es war fast wie ein Traum.
Ich öffnete meine Augen, und mich traf der Schlag. Meine Seele
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