GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
seinen neuen
Kriegern ähnlich erging. Die Finsternis, die die Brücke umgab, war nicht mit den Wäldern seines Heimatlandes Cavalan zu vergleichen, in denen er in manchen Nächten nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen konnte. Dieser Ort war unbegrenzt finster. Er hatte schon alle Brücken in Galan überquert und immer schien es ihm, dass jede Brücke der anderen glich, fast so als ob es immer dieselbe Brücke wäre, was aber nicht sein konnte.
Als sich am anderen Ende die beiden riesigen Doppeltüren des zweiten Portals automatisch öffneten und die Krieger die steinige Straße nach Caska betraten, entfuhr Jeremia ein erleichterter Seufzer. Er atmete die frische Luft ein und wandte sich seinen Männern zu.
„Wir haben fast unser Ziel erreicht. Einen halben Tagesmarsch von hier entfernt liegt die Hauptstadt von Nalada. Die Stadt heißt Caska. Dort herrscht Verson. Ich weiß, ihr seid erschöpft. Es wird euch freuen, zu hören, dass wir alle heute Abend in seinem Palast erwartet werden. Ihr bekommt ein anständiges Essen und ein vernünftiges Bett zum Schlafen."
Auf einmal war die Müdigkeit von den Kriegern abgefallen und sie marschierten mit einer aufkeimenden Erregung weiter. Die Vorfreude auf das Ziel ließ die Männer schneller werden, auch Gerrit und Jeremia, an der Spitze des Zuges, legten einen Schritt zu.
Mit gemischten Gefühlen fieberte Jeremia der erneuten Begegnung mit Verson entgegen. Einerseits freute er sich, sich endlich wieder zu waschen und eine warme Mahlzeit zu erhalten, sowie in einem warmen und gemütlichen Bett zu schlafen, nicht auf harter und kalter Erde, wie in den letzten Nächten. Anderseits würde er Narissa begegnen und das stimmte ihn zögerlich und unbehaglich.
Er wollte sie nicht heiraten und wusste nicht, was passieren würde, wenn er es Narissa sagte. Konnte er es Narissa überhaupt sagen? Eine andere Frau hatte sein Herz gestohlen. Wie würde sie darauf reagieren? Wenn er ehrlich war, kannte er schon längst die Antwort. Sie würde wütend werden und würde zu ihrem Vater rennen. Dieser würde sofort das Bündnis lösen und ihn und seine Männer aus dem Palast vertreiben. Nein, er konnte es ihr nicht sagen. Er musste sich etwas anderes überlegen und dafür hatte er nur ein paar Stunden Zeit. In den frühen Abendstunden kämen sie in Caska an.
Eines wusste er aber mit Bestimmtheit: Er wollte und würde Narissa nicht heiraten. Der Gedanke war ihm schon zuwider, bevor er Charisma getroffen hatte, aber jetzt konnte er sich Na-rissa an seiner Seite absolut nicht mehr vorstellen. Er musste jede Möglichkeit in Betracht ziehen, damit er Narissa keinesfalls heiraten musste. Er hoffte nur, dass alles gut werden würde und er zu Charisma zurückkehren konnte.
Er schaute hinter sich und sah, wie sich Theran, Talon, Casper und Jazem unterhielten. In den letzten Tagen hatte er sie besser kennen gelernt und wusste nun, dass es sehr weise gewesen war, diese ehrlichen und aufrichtigen Männer in seiner Truppe aufzunehmen.
Auch schon wegen seiner Liebe zu Charisma, deren Seele ihn jede Nacht besuchte und deren gehauchter Kuss ihm die nötige Kraft gab, weiterzumachen. Seine Vorfreude, dass Charisma heute Abend wieder bei ihm sein würde, wuchs. Er wollte ihre Seele nie wieder missen und sie eines Tages leibhaftig wiedersehen.
15. Kapitel
Meine Verzweiflung brachte mich fast um den Verstand. Wir hatten entschieden, unsere Habseligkeiten zu packen und aus Salin zu verschwinden, aber wo sollten wir hin? Wir waren nirgends sicher, denn der Wanderer würde mich überall ausfindig machen. Ich würde jeden in Gefahr bringen, der bereit war, uns aufzunehmen. Es musste eine andere Lösung geben.
Wir saßen immer noch in der Küche und diskutierten.
Draußen war es dunkel geworden.
Nie hätte ich gedacht, dass Netan meine Existenz als so gefährlich empfand, dass er sofort seine Krieger losschickte, um mich gefangen zu nehmen oder sogar zu töten.
Mutter erhob sich vom Tisch. „Wir müssen alle überlegen, wo wir denn hin sollen. Unsere Freunde bringen wir nur in Gefahr, wenn wir sie um Hilfe bitten. Es ist besser, niemand erfährt, dass diese capitanischen Krieger auf dem Weg hier her sind, denn dann werden wir nur mit unangenehmen Fragen bombardiert. Und keiner darf erfahren, dass Isma diese Gabe hat, denn wir wollen auf keinen Fall, dass sie das Schicksal mit früheren Seelenwanderern teilt."
„Ich werde Calena warnen. Ich lasse nicht zu, dass sie von dem Angriff nichts
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