GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Morgen haben wir noch einen Tagesmarsch vor uns, bis wir Salin erreichen. Hier im Wald bleiben wir unentdeckt. Inonte, was sagst du?“, fragte einer der beiden. Inonte schien ihr Anführer zu sein.
„Ja, ich denke wir werden hier rasten. Sag den Männern, dass wir unser Lager aufschlagen“, befahl Inonte.
Der Krieger blieb stehen und gab die Anweisungen weiter.
Ich wollte nicht länger, als nötig, hier verweilen und kehrte flugs in meinen Körper zurück.
Beim nächsten Augenschlag befand ich mich wieder in meinem Zimmer. Mein Körper bebte, das Herz drohte mir aus der Brust zu springen. „Beruhige dich", ermahnte ich mich. Ich sprang auf und eilte nach unten in der Küche. Atemlos ließ ich mich direkt neben meiner Mutter auf einen Stuhl plumpsen.
„Netan hat seine Krieger losgeschickt, um mich zu holen. Sie sind ungefähr einen Tagesmarsch von hier entfernt. Sie sehen schrecklich aus, Mama. Was sollen wir tun?"
„Wir werden Keleb, Brasne und Aaron holen und unsere Flucht planen. Nicht auszudenken, welche Gefahr auf die Bürger von Salin zurast. Ich hörte, die Capitaner lassen keinen am Leben. Das wäre fatal. Oh weh!"
„Mama, ich habe nicht nur Angst um mich, sondern mehr um euch. Es ist meine Schuld. Es tut mir so leid."
Meine Mutter schaute mich mitfühlend an.
„Es ist nicht deine Schuld und das möchte ich auch nie wieder aus deinem Mund hören. Du besitzt diese Gabe, weil die Götter es so wollen. Die Capitaner sind die Bösen. Sie haben den Krieg angefangen, also ist es ihre verdammte Schuld, dass es so weit gekommen ist", rief sie aufgebracht und ergänzte: „Bitte, lauf jetzt los und hole deinen Vater!"
Während des Rennens sagte ich mir unentwegt, welch Glück es war, dass ich die Gefahr gespürt hatte. Nicht nur ich, sondern auch meine Mutter. Eine höhere Macht hatte uns rechtzeitig gewarnt. Konnte das möglich sein? Rätselhaft. Aber zuerst mussten wir uns in Sicherheit bringen, bevor ich darüber nachdenken konnte. Wo war der sichere Zufluchtsort, den wir jetzt benötigen?
So schnell ich konnte, rannte ich auf das Feld, wo Aaron, Brasne und mein Vater arbeiteten. Aaron sah mich als erster. Erschrocken über mein Erscheinen, stieß er Brasne an, der aufblickte. Als ich bei ihnen ankam, musste ich erbärmlich ausgesehen haben, denn der aufgeregte Aaron ließ alles fallen.
„Was ist passiert?"
„Sie kommen, um mich zu holen. Sie werden morgen Abend hier sein. Wir müssen etwas tun. Mama hat mich gebeten, euch zu holen. Holt Papa und kommt so schnell wie möglich nach Hause!"
Ich drehte mich um und lief zurück, denn ich wollte keinesfalls Mutter zu lange alleine lassen. Als ich das Haus betrat, fand sie immer noch am gleichen Platz sitzend und ins Leere blicken. Tante Lana hockte neben ihr. Als sie mich hörten, fuhren sie hoch.
„Kommen sie?", erkundigte sich Mama.
„Ja, sie müssten gleich hier sein." Nach einigen Minuten wurde die Tür aufgerissen und Vater stürmte in die Küche, dicht gefolgt von Aaron und Brasne. Keleb ging zu Kella und nahm sie fest in den Arm. Die beiden jungen Männer blieben an der Tür stehen.
Jeremia stand mit seiner Kriegerschar vor dem Portal. Dieser Übergang würde sie nach Nalada bringen. Ausgerechnet Nalada, aber das war sein Befehl. Seine Truppe sollte dort Stellung beziehen. Der Befehl kam von seinem Vater, und er musste ihn umsetzen. Er holte den Schlüssel aus dem schwarzen, kleinen Ledersäckchen, das er immer an seiner Gürtelschnalle trug. Der kleine, goldene Schlüssel funkelte in seiner Hand.
Die Männer waren von dem langen Marsch sehr erschöpft. In Windeseile hatten sie mit vollem Marschgepäck Kalander verlassen und Cavalan durchquert, in drei Tagen eine immense Wegesstrecke zurückgelegt.
Glücklicherweise war ihnen Feindberührung erspart geblieben, trotzdem sorgte sich Jeremia und er fragte sich, wo Netan seine Kämpfer hingeschickt hatte? Waren sie vielleicht schon in Kanas? Wäre es nicht besser gewesen, wenn sie dort geblieben wären, um die Kalanten zu beschützen? Auch Charisma war eine Kalantin.
Nun standen sie vor dem Portal. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und sogleich öffneten sich knarrend die großen Torhälften. Die Torschwelle überschreitend, betraten die Krieger paarweise die Brücke und marschierten schweigend weiter. Die Dunkelheit hätte eh sofort jedes Wort verschluckt. Jeremia fühlte sich jedes Mal unwohl, wenn er eine Brücke überqueren musste, und er konnte sich gut vorstellen, dass es
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