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GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)

GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)

Titel: GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanna Lombardo
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an. Er war groß und gut gebaut, hatte dunkles, gelocktes Haar, das er bis zum Nacken trug, und ihm fielen, wie bei Jeremia, einzelne Haarsträhnen ins Gesicht, was ihn süß erscheinen ließ. Er drehte das Gesicht in meine Richtung und ich erkannte mit Schrecken, dass er auf einer Gesichtshälfte fünf große, langgezogene Wunden hatte. Es sah aus, als ob ein Tier ihm die Gesichtsseite mit langen Fingernägeln oder sogar Krallen verletzt hatte. Ob das Netans Werk war? Nur ihm traute ich so etwas zu.
    Ich empfand Mitleid mit ihm. Doch jetzt musste ich gehen. Ich hatte erfahren, dass er heute noch nicht auf Wanderschaft gewesen war, und das hieße, dass er glücklicherweise nichts von dem erfahren hatte, was wir planten.
    Einen Augenschlag später befand ich mich liegend auf meinem Bett wieder. Ich erhob mich und rannte hinunter zu meiner Familie. Viel Zeit hatte ich nicht, um ihnen zu erzählen, was ich erfahren hatte. Ich musste sofort wieder nach oben in mein Zimmer verschwinden.
    Als ich in die Küche kam, stellte ich fest, dass sie schon gegessen hatten. Calena war auch da. Ich begrüßte sie.
    „Ich denke, dass er von unserer Planung nichts weiß", rief ich aufgeregt und erleichtert in die Runde. „Ich beobachtete ihn eine ganze Weile und konnte erkennen, dass er ein Gefangener von Netan ist. Netan hat ihn gefoltert. Er wird gezwungen, uns zu beschatten. Er ist kein böser Mensch. Ich habe bei ihm zwei kleine Mädchen gesehen, seine Schwestern."
    „Es ändert aber nichts daran, dass er dich verraten hat und dabei uns in Gefahr bringt. Mir tut seine Situation leid, aber wir müssen an uns denken", erwiderte Brasne und drückte Calena noch näher an sich.
    „Klar, aber er tat mir leid, weil auch er scheinbar eine schwere Zeit durchmacht", meinte ich mit besorgter Stimme.
    Aaron warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Isma, du kannst nicht jeden retten. Wir müssen erst uns beschützen und dann schauen wir, wie wir den anderen helfen können."
    Ich wusste, dass meine Familie das letzte Wort behielt, aber trotzdem war die Lage von Jason genauso aussichtslos, wie die meine. Wir hatten etwas gemeinsam, nicht nur unsere Gabe.
    „Ich gehe sofort wieder. Solange ihr mit den Vorbereitungen beschäftigt seid, darf ich nicht in eurer Nähe sein", verkündete ich traurig. Ich drehte mich zum Gehen, da hielt meine Mutter mich fest.
    „Isma warte! Ich habe dir dein Essen warm gestellt." Sie gin g zum Backofen und holte den Teller heraus. „Du musst etwas essen, Liebes." Sie gab mir den Teller und ich marschierte damit wieder nach oben. Ich hatte großen Hunger, da ich schon seit Stunden nichts mehr gegessen hatte.
    Die Nachricht, dass der Krieger Inonte mit seinen Männern auf dem Weg hierher war, hatte mich den Hunger vergessen lassen, aber als ich das leckere Fleisch und das Gemüse sah, lief mir das Wasser im Mund zusammen und mein Magen begann, zu gluckern.
    Was konnte ich nur tun? Die Tatsache, dass ich nun wusste, dass Jason sich bald auf Wanderschaft begeben wird, ließ mich kurz innehalten.
    Ich musste es schaffen, mich mit ihm zu unterhalten. Aber wie? Es war sicherlich gefährlich, aber ich war trotzdem davon überzeugt, dass man eine gemeinsame Lösung finden konnte.
    „Charisma! Hab keine Angst!"
    Ich erschrak über die geisterhafte Stimme aus dem Nichts. Um mich schauend, suchte ich mein Zimmer ab und öffnete sogar die Tür, weil ich dachte, dass jemand davor stand. Woher kam schon wieder diese seltsame Stimme, dieses Flüstern?
    Mein Verstand ging mit mir durch. Das war die einzige Erklärung, die ich für diese Situation hatte. Ich schaute in meinen kleinen Wandspiegel und musste schmunzeln. „Hallo, du Wahnsinnige!" Einzelne Haarsträhnen standen in allen Richtungen von meinem Kopf ab, meine Wangen glühten rot vor Aufregung, und meine Ohren waren ebenso rot wie reife Tomaten.
    Ich ging ans Fenster und schaute hinaus. Niemand war zu sehen. Draußen war es dunkel geworden. Der Mond spendete kaum noch Licht und ließ den Wald noch geheimnisvoller erscheinen. Dort würde ich die nächsten Tage und Wochen verbringen, trotz allem fühlte ich mich sicher. Warum dachte ich das plötzlich? Ich hatte immer schon Angst vor dem Wald der Schleier gehabt, aber jetzt machte die Furcht einem warmen Gefühl von Sicherheit Platz. Ich schaute angespannt in die Dunkelheit des Waldes hinein. Es kam mir vor, als würde ich schattenhafte Bewegungen zwischen den Bäumen sehen. Etwas Helles, Schimmerndes bewegte sich im

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