GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
nur Legenden, die von Generation zu Generation weitererzählt wurden. Wie oft die Geschichte verändert wurde, irgendjemand etwas dazu gedichtet hatte, wusste niemand. Was wirklich geschah, blieb bis heute ein Geheimnis.
Heute erkennt man die Falaner an ihrer sehr blassen Haut, den hellen, fast weißen langen Haaren und den hellblauen Augen. Sie haben einen zierlichen Körperbau, eine graziöse Körperhaltung und ein innerliches Leuchten.
Nur die Capitaner führten viele Kriege gegen die friedlichen Falaner, in denen viele von ihnen ihr Leben lassen mussten. Es gab nur noch wenige Falaner, die zurückgezogen lebten.
Jeremia lief mit seinen Männern durch die breite und belebte Hauptstraße, wo viele Läden und Wirtshäuser aneinander gereiht waren. Einwohner gingen ihrer Arbeit nach. Das geschäftige Treiben wurde durch die Ankunft vieler Neuankömmlinge noch verstärkt. Es war mehr los als sonst. Viele Landbewohner hatten ihre Dörfer verlassen, um in der Stadt Schutz zu finden.
Nachdem sie sich den Weg durch die Menge gebahnt hatte, erreichten sie den Palast. Sehr prachtvoll lag das gewaltige Gebäude vor ihnen, welches mit seinen zwei großen Türmen eher einem Märchenschloss ähnelte. Auf den Türmen wehten Fahnen mit den Landesfarben. Die Fensterrahmen und Türen waren mit Gold verziert, sie zeugten vom Reichtum, wirkten keineswegs protzig sondern eher erhaben.
Die Sonne verschwand als roter Ballon hinter dem westlichen Horizont, und der Abend kündigte sich mit der Mondsichel am verblassenden Himmel an.
Ein Diener öffnete die Türen und hieß sie alle willkommen. Jeremia kam mit über dreihundert Mann.
Sie durchliefen die Eingangshallen und kamen in den einen riesigen Speisesaal. Dort gab es genügend Tischreihen, an denen alle Männer Platz fanden und die bereits mit Geschirr und Gläsern sowie Wasserkaraffen eingedeckt waren. Jeremia war angenehm überrascht, dass Verson alles so gut für sie vorbereitet hatte.
„Mein Herrscher bittet, erst mal genüsslich zu speisen und danach erwartet er Ihren Besuch. Bitte ruhen Sie sich hier aus! Wir servieren in Kürze das Essen", erklärte der Diener.
„Das werden wir tun. Danke", entgegnete Jeremia höflich.
Der Diener verbeugte sich und verließ den Raum.
Gerrit erhob seine Stimme: „Männer, wir werden bald etwas zu essen bekommen. Macht es euch so lange gemütlich."
Die Männer legten ihre Taschen und Waffen nieder und viele machten es sich auf den Stühlen und Bänken bequem. Man erkannte deutlich die Müdigkeit der Männer. Die meisten saßen nur still da, einige unterhielten sich, andere streiften durch den Saal und betrachteten bewundernd die wertvollen Gemälde und dekorativen, edlen Wandteppiche.
Jeremia ging zu einem der Männer hinüber, der mit dem Rücken zu ihm stand und sich ein Familienporträt der Herrscherfamilie ansah. Das Gemälde zeigte Verson mit seiner Gemahlin und Tochter Narissa. Verson saß auf seinem prachtvollen Thron, seine Frau stand hinter ihm und Narissa saß vor seinen Füßen. Sie trugen maßgeschneiderte, prachtvolle, ja königliche Kleidung. Hätte Jeremia Narissa nicht gekannt, hätte er denken können, sie wäre eine liebenswerte und freundliche Person, so wie sie auf dem Bild porträtiert worden war. Aber Jeremia wusste es besser, viel besser.
Sie war der Wölfin im Schafspelz.
Als er sich neben den Mann stellte, bemerkte er, dass es Jazem war. Auf dem Weg hierher hatte er kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Auch wenn sie ihren Streit beigelegt hatten, hielt sich Jazem sehr reserviert. Jazem schaute zu Jeremia und nickte ihm kurz zu, um dann wieder seine Aufmerksamkeit dem Gemälde zu widmen. Jeremia spürte, dass Jazem noch nicht bereit war, ihm zu verzeihen, trotz allem kämpfte er um eine Freundschaft mit Jazem. Jeremia blieb bei ihm stehen und betrachtete eingehend das Gemälde, um sich dann mit Jazem eine Unterhaltung zu beginnen.
„Jazem, ich würde gerne deine Brüder und dich in Caska stationieren. Was hältst du davon?"
Jazem drehte sich zu ihm um und musterte ihn, bevor er sprach:
„Wenn dies dein Wunsch ist, werden wir ihn befolgen." Dann drehte er sich um, und ging ohne ein weiteres Wort. Er ließ Jeremia alleine dort stehen. Jeremia würde nicht aufgeben. Er hatte den Entschluss gefasst, die Brüder bei sich zu behalten, da er sie so besser beschützen konnte. Das hatte er Charisma und ihrer Familie versprochen, und er wollte versuchen, sein Wort zu halten.
Seine Gedanken waren nun wieder bei
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