Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
angeheuerten Leuten wurde nicht weiter auf den Zahn gefühlt.
    Und er erreichte die Venus.
    Er hatte nur einen einzigen Fehler begangen. Er hatte nicht daran gedacht, daß der Tote ihm folgen würde.
    Aber würde nicht vielleicht das Dröhnen der Atommotoren das Murmeln seiner Stimme übertönen? Würde nicht vielleicht der Anblick ferner Welten und der unirdische Glanz des unendlichen Alls das Gesicht seines Opfers schließlich verdrängen? Er hoffte es.
    So saß er jetzt da und wartete auf einen rotbärtigen Riesen, den es vielleicht nur in seiner Phantasie gab, und hoffte und zweifelte und ängstigte sich zugleich.
    »Sie suchen jemand, Senor?«
    Er fuhr zusammen, »Oh, bist du immer noch da?«
    »Oui.« Der kleine Marsjunge grinste und zeigte dabei seine purpurroten Zähne. »Ich leiste Gesellschaft an erstem Abend in Hoover City, n’est-ce-pas?«
    »Das ist nicht mein erster Abend in der Stadt«, log Den. »Ich bin schon eine ganze Weile hier.«
    »Sie sind Raumfahrer?«
    Ben warf einen halben Kredit auf den Tisch. »Hier, und jetzt verschwinde.«
    Spinnenfinger schlossen sich gierig um die Münze. »Ich danke, Señor. Aber…«
    Ben hob die Hand, wie um den Jungen zu schlagen.
    »Aijee, ich gehe schon. Sie hören guter Marsmusik zu.«
    Sein schmaler Körper tauchte in dem Dunkel unter.
    Minuten vergingen. Noch zwei Whiskys. Ein Gesicht nach dem andern schwamm durch den rauchigen Schleier auf ihn zu – kugelrunde, rote Gesichter, schuppige Reptilienfratzen, weiße Gesichter mit schmalen Augen und hin und wieder ein Gesicht, das unter dickem Rouge und Puder kaum noch als solches zu erkennen war. Aber nirgends war ein Gesicht mit einem roten Bart zu sehen.
    Hoffnungslosigkeit übermannte ihn.
    Hoover City war nur eine unter dem Dutzend Städten, die es auf der Venus gab. Und in jedem dieser Orte gab es mindestens zwanzig Spelunken wie diese hier.
    Er brauchte Hilfe.
    Aber sicherlich war sein Bild inzwischen schon auf allen Videoschirmen gezeigt worden und sicherlich war für seine Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt. Wem also konnte er vertrauen?
    Dem kleinen Jungen?
    Plötzlich erblickte er am Ende des Ganges etwas Weißes. Seine Sehnen spannten sich.
    ›Wie die Uniform eines Polizisten‹, dachte er.
    Sein Blick wanderte zu dem anderen Ende des Ganges, und wieder schimmerte es weiß.
    Und dann sah er noch einen und noch einen und noch einen.
    Und die weißen Flecken wurden heller und größer und kamen auf ihn zu. ›Du Idiot!‹ dachte er. ›Dieser verdammte Marsjunge! Du hättest es dir denken können!‹
    GRELLES Licht flammte plötzlich auf, und Ben, fast blind von der unerwarteten Helligkeit, bemerkte, daß einige schirmlose Deckenlampen eingeschaltet worden waren.
    Das helle Licht hatte die Atmosphäre des Lasters verscheucht, und jetzt sah der weite Raum wie jeder andere aus – nüchterne Betonwände und ein mit Unrat übersäter Fußboden.
    Augen blinzelten, und Hände bewegten sich nervös, und ein ärgerliches Murren ging durch den Raum. Die Gäste des Blast Inn waren wie die in Lumpen gekleideten Bewohner eines Hauses, dessen Wände man plötzlich eingerissen hatte, und die man auf diese Weise den Blicken der Neugierigen preisgab.
    Ben Curtis dehnte seinen schlanken Körper und sprang auf. Sein Stuhl stürzte um.
    Die Männer in Weiß kamen jetzt angerannt, die Neuroknüppel erhoben.
    Eine Frau schrie auf, und die Musik verstummte. Die Musiker schlichen mit katzenhafter Behendigkeit zu einem verborgenen Hinterausgang und verschwanden. Nur die riesigen Venusianer blieben von dem allgemeinen Aufruhr unbeeindruckt. Unbeweglich standen sie da, und nur ihre starrenden Augen drehten sich langsam auf Ben zu.
    »Curtis!« schrie einer der Polizisten. »Sie sind umzingelt! Rühren Sie sich nicht!«
    Ben wirbelte herum und raste in langen Sprüngen auf den Ausgang zu, durch den er die Musiker hatte verschwinden sehen.
    An seinem linken Ohr zischte etwas vorbei. Es war ein Geräusch, wie wenn Preßluft aus einer Flasche entweicht.
    Er rannte weiter. Jetzt verwendeten sie also ihre tödlichen Neuropistolen statt der Knüppel, die nur betäubten.
    Wieder zischte es auf. Er war nur noch drei Meter vom Ausgang entfernt. ›Noch eine Sekunde‹, schrie sein Gehirn. ,Nur noch eine Sekunde – Oder standen vielleicht auch Wachen vor den Ausgängen?‹
    Er hörte es zischen.
    Der Schuß traf ihn direkt in den Rücken.
    Es tat gar nicht weh, nur ein leichtes Stechen, so wie der Stich einer Nadel.
    MIT einem Ruck

Weitere Kostenlose Bücher