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Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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marsianischen VierMann-Kapelle.
    Die Marsianer waren klein wie Puppen, und ihre Köpfe schienen für ihre zerbrechlichen Körper viel zu schwer. Ihre langen Finger krochen wie Spinnenbeine über die Saiten ihrer cirillas und die seltsam geformten Löcher ihrer Flöten. Die Melodien waren traurig und schwermütig. Selbst wenn sie ein Lied der Erde spielten, meinte man eine ihrer alten Melodien vom Mars zu hören, ein Lied, in dem die Stimmen der Vergangenheit sprachen und von vergessenem Glanz und einstiger Größe flüsterten.
    Für einen Augenblick lösten sich Bens Gedanken von dem Schattenbild des Toten, das ihn nicht loslassen wollte. Er dachte: ›Was tun sie eigentlich hier, diese Marsianer? Hier, in einem verräucherten Raum unter einer Metallitkuppel, auf einer Welt des Staubes? Warum spielen sie ihre Musik nicht auf dem Mars?‹ Oder hatten auch sie wie er die Herausforderung verspürt, die von fernen Welten ausgeht?
    Ernüchterung überkam ihn. Es war ja auch gleichgültig. Er bestellte sich bei einem der chinesischen Kellner einen Whisky. Bedächtig feuchtete er sich die Lippen an, trank aber nicht. Sein Blick wanderte über die Gesichter der anderen Gäste des Blast Inn.
    ›Du mußt ihn finden‹, dachte er. ›Du mußt ihn finden, den Mann mit dem roten Bart. Nur so kannst du dem Toten entfliehen.‹
    DER Tote war Wirklichkeit. Er hieß Cobb. Er war untersetzt gebaut, ein wenig dick sogar, etwa vierzig Jahre alt. Und er haßte Raumfahrer.
    Sein Körper war jetzt wohl schon begraben – wahrscheinlich irgendwo draußen in der schweigenden grauen Einöde außerhalb Luna City. Aber er war inzwischen zu einer Art unsichtbarem siamesischen Zwilling geworden, ein Teil Bens, so wirklich wie die Hand, die ihn getötet hatte.
    Manchmal schlurfte er neben Ben her, und seine vom Whisky schwere Zunge lallte unverständliche Flüche.
    Und dann wieder wurde sein Gesicht zu einer glotzäugigen Maske des Erstaunens, wenn Bens Faust an sein Kinn knallte. Und noch öfter war es gar kein Gesicht, sondern das Antlitz des Todes. Große Augen starrten Ben aus einem weißlichen Nebel an, und ein Mund verlor langsam ein paar Blutstropfen. Einen Lebenden kann man vergessen. Man kann ihn besiegen oder ihm nachgeben oder ihn einfach ignorieren, und damit ist die Sache erledigt. Aber einer Erinnerung, die sich unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt hat, kann man nicht entrinnen.
    Es hatte vor einer Woche in Luna City begonnen. Der Flug von White Sands war erfolgreich verlaufen, und Ben wollte diesen Erfolg mit einem Bier begießen. Er hatte sich in eine Bar gesetzt und ein Glas bestellt.
    UND dann hatte sich der Mann auf dem nächsten Hocker niederplumpsen lassen.
    »Raumfahrer«, murmelte er, »sie werden langsam lästig wie die Fliegen. Wo man auch hinschaut, überall kriechen sie herum.«
    Er war ein gutgekleideter Zivilist.
    Ben lächelte. »Wenn es keine Raumfahrer gäbe, säßen Sie nicht hier.«
    »Cobb ist mein Name.« Der Mann rülpste. »Diese Raumfahrer in ihren weißen Affenanzügen. Sie halten sich für kleine Herrgötter. Ich wette, Sie halten sich auch für einen kleinen Herrgott.« Er kippte seinen Whisky in einem Zug hinunter.
    Bens Körper wurde steif. Er war vierundzwanzig Jahre alt und trug die weiße, mit Karminrot eingefaßte Uniform eines Unterastrogators der Odysseus. Erst vor drei Monaten hatte er die Abschlußprüfung der White Sands Akademie erfolgreich bestanden, und seine Uniform erschien ihm wie der Schlüssel zu allen Geheimnissen des Universums.
    Er hatte lange nach diesem Schlüssel gesucht.
    Als Fünfjähriger – vielleicht um die Erinnerung an den schrecklichen Unfall zu vergessen, der ihm seine Eltern genommen halte hatte er Stunden damit verbracht, den Nachthimmel nach den feurigen Schweifen der Mondraketen abzusuchen, Mit zehn hatte er sich sein erstes Teleskop zusammengebastelt. Mit vierzehn hatte er einen alten verlassenen Schuppen auf dem Internatsgelände zu seiner Bibliothek gemacht, wo er seine Bücher über Astronomie und Raketenforschung heimlich aufbewahrte.
    Als Sechzehnjähriger trampte er jedes Wochenende zum Long Island Raumhafen. Dort fand er unter den ergrauten Veteranen der alten Mondpatrouille Freunde, die seinen Träumen Verständnis entgegenbrachten und die ihm schließlich ein Stipendium an der US-Raumfahrt-Akademie verschafften.
    Und vor einem Monat halte er sich an Bord der Odysseus gemeldet, des ersten Raumschiffes, das, wie das Gerücht wahrhaben wollte, für eine

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