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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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trotzdem kannte er sie auch wieder nicht.
    Über diese Dinge nachzugrübeln, war Kinrades Lieblingsbeschäftigung in seinen Mußestunden, denn er hatte eine Theorie entwickelt, die er sofort nach der Ankunft den zuständigen Stellen unterbreiten wollte. Sie betraf die Lebenslänglichen in den Zuchthäusern. Nicht alle Verbrecher sind dumm und gleichgültig, so glaubte er. Viele von ihnen sind bestimmt intelligente und empfindsame Menschen, die irgendwie von dem schmalen geraden Pfad des ehrsamen Lebens heruntergestoßen worden oder sonstwie davon abgekommen sind. Das Leben in einer engen Zelle würde sie nicht bessern, es würde ihren Zustand nur verschlimmern. Sie würden Angstneurosen bekommen, einen Ausbruch versuchen, einen Wärter niederschlagen, alles und jedes versuchen, nur um herauszukommen, entfliehen zu können – und dafür mit Einzelhaft bestraft zu werden. Es ist, als ob man einen vergifteten Mann dadurch heilen will, indem man ihm eine zweite, noch kräftigere Dosis desselben Giftes gibt, an dem er erkrankt ist. Es ist falsch, falsch – davon war er zutiefst überzeugt.
    Auf seinem Tisch lag ein säuberlich abgefaßtes Memorandum über die Behandlung von Lebenslänglichen, die vor einem Koller standen. Er schlug darin ununterbrochene Beaufsichtigung und die Anwendung einer überlegten Beschäftigungstherapie vor. Ob seine Idee praktisch durchführbar war oder nicht, konnte er natürlich nicht sagen, aber zumindest war sie konstruktiv. Diese Idee war sein verhätscheltes Steckenpferd. Er wollte, daß die führenden Gefängnisexperten sie einmal ausprobierten. Wenn ihre Anwendung erfolgreich war – und Kinrade war überzeugt, daß das der Fall sein würde –, würde dieser Flug einen Gewinn abgeworfen haben, an den vorher niemand gedacht hatte. Er allein würde den Flug rechtfertigen.
    DER Strom seiner Gedanken wurde unterbrochen, als Nilsen, Vail und Marsden eintraten. Hinter ihnen im Türrahmen standen Aram und Bertelli. Kinrade sah überrascht auf und sagte: »Das ist ja großartig. Niemand an den Kontrollen.«
    »Ich habe auf den Autopiloten umgeschaltet«, sagte Marsden. »Die nächsten vier oder fünf Stunden wird er den Kurs schon halten, Hast du übrigens selbst gesagt.«
    »Stimmt.« Seine Augen sahen sie prüfend an. »Nun, was verschafft mir die Ehre?«
    »Wir haben heute, den vierten Tag. Der fünfte bricht an. Und wir sehen immer noch keine Sonne.«
    »Und?«
    »Wir glauben nicht, daß du weißt, ob wir auf Kurs sind oder nicht.«
    »Ich glaube doch.«
    »Ist das Tatsache, oder willst du uns nur etwas vormachen?«
    Kinrade stand auf und sagte: »Angenommen, ich gebe zu, daß wir blind fliegen, Was könntest du dagegen machen?«
    »Das ist schnell zu beantworten.« Nielsen sah aus wie einer, dessen schlimmste Befürchtungen bestätigt worden sind, »Nach Sandersons Tod haben wir dich zum Kapitän gewählt. Wir würden dir unsere Stimme entziehen und einen anderen wählen.«
    »Und dann?«
    »Kurs auf den uns am nächsten stehenden Stern nehmen und uns einen Planeten suchen, auf dem wir leben können.«
    »Sol ist der nächste Stern.«
    »Stimmt. Immer vorausgesetzt, wir sind auf Kurs«, entgegnete Nilsen.
    Kinrade zog eine Schublade seines Tisches auf und holte eine große Papierrolle heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete. Auf dem Koordinatenpapier waren eine Menge Punkte und Kreuze eingetragen, durch die sich eine dick gezeichnete Linie schlängelte.
    »Das hier ist der Kurs der Heimreise.« Sein Finger deutete auf einige der Punkte und Kreuze. »Durch Direktbeobachtung dieser Sterne können wir feststellen, ob wir auf Kurs sind oder nicht. Nur etwas können wir nicht mit absoluter Genauigkeit bestimmen.«
    »Und das wäre?« fragte Vail und runzelte dabei die Stirn.
    »Unsere Geschwindigkeit. Die können wir nur ungefähr schätzen. Es bleibt ein Spielraum von fünf Prozent, plus oder minus. Ich weiß, daß wir auf dem richtigen Kurs sind; aber ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Strecke wir schon zurückgelegt haben. Deshalb die Verzögerung um vier Tage. Ich will euch jetzt schon sagen, daß sie sich bis auf zehn Tage ausweiten kann.«
    Nilsen sagte finster: »Auf der Ausreise haben wir Fotoauf-nahmen gemacht. Wir haben gerade die Diapositive mit den Sternkonstellationen verglichen, die auf dem Schirm zu sehen sind. Sie passen nicht zusammen.«
    »Natürlich tun sie das nicht.« Kinrade zeigte Anzeichen von Ungeduld. »Wir befinden uns noch nicht am selben Punkt unserer

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