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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Reise. Da unsere Reiseroute sich krümmt, unterliegen die Sternbilder einer Verschiebung, die von der Mitte des Schirms aus immer größer wird.«
    »Wir sind auch nicht ganz ohne Hirn, trotzdem wir keine Navigatoren sind«, antwortete Nilsen. »Natürlich ist eine Verschiebung vorhanden. Sie geht aber von einem Brennpunkt aus, der nicht mit dem Punkt übereinstimmt, der deinen Worten nach, Sol sein soll. Der Brennpunkt liegt ungefähr halbwegs zwischen diesem Punkt und dem linken Rand des Schirms.« Er blies verächtlich die Luft durch die Nase und fügte hinzu: »Hast du auch dafür eine nette Ausrede parat?«
    Kinrade seufzte ergebungsvoll und legte seine Hand auf die Kurskarte. »Unsere Route verläuft in einer Kurve, wie du wohl siehst. Die Route unserer Ausreise beschrieb eine ähnliche Kurve, nur war diese nach der andern Seite gekrümmt. Unsere Schwanzkamera fotografiert genau entlang der Schiffsachse. 
    Die ersten paar tausend Kilometer zeigte sie genau auf die Sonne. Aber je weiter das Schiff flog, desto mehr wichen wir von der geraden Linie ab, die zur Sonne führt, und desto mehr zeigte die Kamera zur Seite. Als wir Plutos Bahn überquerten, zeigte sie überall hin, nur nicht auf die Sonne. Die Diapositive, die wir von der Ausreise her haben, können also erst mit dem Bild auf dem Schirm übereinstimmen, wenn wir genau denselben Punkt erreichen, auf dem wir uns damals auf der Ausreise befanden.«
    Eine Weile schaute Nilsen die Karte versunken an, dann fragte er: »Wenn du also meinst – was ist der absolute Spielraum für einen Fehler in der Berechnung unserer Geschwindigkeit?«
    »Ich sagte es schon – zehn Tage.«
    »Die Hälfte davon ist fast verstrichen. Wir geben dir also noch fünf Tage Zeit.«
    »Vielen Dank«, sagte Kinrade mit einem sarkastischen Unterton.
    »Nach diesen fünf Tagen haben wir entweder Sol ohne jeden Zweifel ausgemacht, oder wir haben einen neuen Kapitän und nehmen Kurs auf den nächsten Stern.«
    »Wir werden losen, wer Kapitän werden soll«, sagte Bertelli aus dem Hintergrund. »Ich möchte auch einmal eine Chance haben, das Schiff zu kommandieren.«
    »Der Himmel verhüte das«, riet Marsden erschrocken.
    »Wir wählen den Mann, der dazu am besten geeignet ist«, sagte Nilsen.
    »Deshalb habt ihr ja damals Kinrade zum Kapitän gemacht«, erinnerte ihn Bertelli.
    »Kann schon sein. Aber wir werden einen andern finden, der bestimmt genauso gut ist wie er.«
    »Dann bestehe ich darauf, daß ich auch in Betracht gezogen werde. Ein Dummkopf ist so gut wie der andere, wenn es darum geht, eine Sache zu verpatzen.«
    »Wenn wir allerdings auf dieser Grundlage konkurrieren wollen, dann siegst bestimmt du«, antwortete ihm Nilsen mit dem unbehaglichen Gefühl, daß seine Bemühungen heimlich sabotiert wurden. »Stimmts nicht?« Er schaute die anderen um Zustimmung heischend an.
    Sie grinsten.
    Aber es war nicht Nielsens Triumph. Jemand anderer hatte ihn ausgepunktet.
    Eben, weil sie grinsten.
    BERTELLI organisierte an diesem Abend wieder einmal eine Party. Diesmal nahm er nicht seinen Geburtstag als Vorwand. Irgendwie hatte er es fertiggebracht, innerhalb von vier Jahren siebenmal seinen Geburtstag zu feiern, ohne daß sich jemand veranlaßt gefühlt hätte, ihm das nachzurechnen. Aber auch ein solcher Vorwand wird einmal zu fadenscheinig. So kündigte Bertelli seine Kandidatur für den Kapitänsposten an und sagte, er gäbe die Party, um Stimmen für seine Wahl zu werben. Die Party fand in der Messe statt. Sie machten eine Flasche Gin auf, aber anfangs nippten sie nur verdrossen an ihren Gläsern. Aram steuerte seinen gewohnten Beitrag zur Party bei, indem er auf zwei Fingern das Gezwitscher von Vögeln nachahmte, und erhielt höflichen Applaus. Marsden rezitierte etwas über das braune Auge des kleinen gelben Hundes, und inzwischen war Nilsen soweit warm geworden, daß er zwei Lieder zum besten gab. Er hatte einen tiefen, wohltönenden Baß. außerdem hatte er sein Repertoire geändert. Er erhielt einen entsprechend großen Beifall.
    Es war schade, daß Weigarth nicht mehr da war, um seine Zauberkunststückchen zu zeigen. Aber seine und Sandersons und Dawkins’ Abwesenheit war vorübergehend vergessen, während die Männer auf den Star des Abends warteten.
    Bertelli, natürlich. Das war ein Gebiet, auf dem er alle anderen ausstach, und der Hauptgrund, warum ein Mensch, den jeder am Anfang nur als unnütze Last angesehen hatte, allmählich geduldet, gern gesehen, ja geliebt

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