Galaxis Science Fiction Bd. 04
Amateurastronomen unaufhörlich neue Asteroiden in ihren Fernrohren entdeckten. Vor ein paar Jahrzehnten jedoch ging Professor K. Hirayama diese Aufgabe an und versuchte, die ursprüngliche Bahn des vermutlich auseinandergebrochenen fünften Planeten aus den Bahnen seiner Überreste zu errechnen.
Interessanterweise fand Hirayama keinen gemeinsamen Ursprung für alle Asteroiden. Statt dessen konnte er fünf verschiedene Ausgangspunkte nachweisen, jeweils einen für die fünf sogenannten Asteroidenfamilien: Flora (Asteroid Nummer 8), nach dem die Florafamilie benannt wurde, ist Mitglied einer Familie von 57 Asteroiden; Maria (170) einer Familie von 13; Koronis (158) Mitglied einer Familie von 15; Eos (221) einer von 23; und schließlich Thetis (24) Mitglied einer Familie von 25 Asteroiden. Für jede Familie ergaben die Berechnungen einen gemeinsamen Ursprungsort, aber es war unmöglich, diese fünf verschiedenen Orte wiederum in einen einzigen zu vereinen.
Wir können deshalb annehmen, daß es niemals einen fünften Planeten gegeben hat. Vermutlich verhinderte Jupiters Schwerkraftfeld von vornherein die Entstehung dieses Planeten, und statt eines einzigen, bildeten sich fünf winzige Planeten, die später infolge der Schwerkrafteinwirkung des Jupiter außerdem wieder auseinandergerissen wurden.
Ob nun Professor Hirayama mit seinen Schlußfolgerungen in allem recht behält, tut nichts zur Sache. Der sogenannte Asteroidengürtel ist jedenfalls nicht das Ergebnis eines kosmischen Zusammenstoßes.
Aber bleiben wir doch in der Nähe unserer Erde. Behaupten nicht einige Theorien, daß eines Tages der Mond auf unsere Erde stürzen wird? Sein Durchmesser beträgt zwar nur ein Viertel des Erddurchmessers, aber ein solcher Brocken würde vollauf genügen, um eine Katastrophe von ungeheuren Ausmaßen auszulösen.
Gott sei Dank gibt es aber ein Naturgesetz, das eine solche Katastrophe verhindert. Das Gesetz läuft unter dem Namen: Rochesche Grenze, nach dem französischen Astronom E. Roche aus Montpellier benannt. Roche beschäftigte sich mit folgendem Problem: Angenommen, ein Satellit nähert sich seinem Planeten in einer Spiralbahn – eine andere Bahn wäre nicht möglich –, dann würde dieser Satellit immer größer und mächtiger werdende Gezeiten auf dem Planeten hervorrufen. Andererseits würde selbstverständlich der Planet auch Gezeiten in der Kruste des Satelliten verursachen. Und da der Planet größer und seine Zugkraft mächtiger wäre, würde er die Oberhand gewinnen. Unter dem Ansturm der Gezeitenkräfte des Planeten würde der Satellit zerfallen, Schicht um Schicht seiner Kruste würde aufbrechen und hinweggerissen werden. Die Trümmer würden schließlich um den Planeten einen Ring formen – ähnlich dem Ring um den Saturn. Einige der größeren Trümmerstücke des Ringes würden vielleicht noch auf den Planeten stürzen, aber das wären dann nichts weiter als größere Meteore, die jedenfalls keine weltweite Katastrophe mehr verursachen könnten.
Die Entfernung, in der sich der näher kommende Satellit auflösen würde, hängt von mehreren Faktoren ab – der Dichte des Planeten und seines Satelliten und – bis zu einem gewissen Grade – der Zerreißfestigkeit der Materie, aus dem der Satellit besteht. Roche wies nach, daß ein Mond von der gleichen Dichte wie sein Planet innerhalb einer Entfernung von 2,4 Planetendurchmessern – gerechnet vom Mittelpunkt des Planeten – nicht mehr als Ganzes existieren könne.
Die Ringe des Saturn befinden sich innerhalb dieser kritischen Entfernung. Wieder bleibt die Frage offen, ob sie die Überreste eines Mondes sind, der von den Gezeitenkräften des Saturn zerbrochen worden ist, oder ob sie einfach Materie sind, die keine Gelegenheit hatte, sich zu einem Mond zu verdichten, eben weil sie sich innerhalb der Rocheschen Grenze befand, wo kein Mond möglich ist.
Saturn und seine Ringe — gesehen von einem Punkt direkt über Saturns Nordpol. Die breite Spalte zwischen den Ringen heißt die Cassinische Teilung, die schwache Spalte in dem äußeren- Ring die Enckesche Teilung, beide nach ihren Entdeckern genannt. Mimas ist Saturns innerster Mond. Er befindet sich ein gutes Stück außerhalb der Rocheschen Grenze.
Fast ein Jahrhundert nach Roche machte sich Professor H. Jeffreys an die Arbeit, herauszufinden, wie klein ein Himmelskörper sein müßte, wenn er den zerstörenden Kräften entgehen will, die hinter der Rocheschen Grenze auf ihn lauern. Er fand,
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