Galaxis Science Fiction Bd. 04
daß ein Satellit einen Durchmesser von weniger als 200 Kilometern haben müßte, wenn er bei seinem Absturz auf die Erde nicht vorher von den Flutkräften der Erde zerrissen werden wollte. Aber selbst ein 100-Kilometer-Mond würde die Erde nicht unversehrt erreichen. Da er in die irdische Atmosphäre vermutlich in einer Tangentenbahn eindringen würde, würde die ungleiche Erhitzung ihn in mehrere Teile zerbrechen.
Bahndiagramm eines angenommenen Eindringlings, der das Sonnensystem auf einer Bahn, betritt, die fast senkrecht zur Ekliptik steht. Einige Kometen bewegen sich auf ähnlichen Bahnen, aber keiner hat bis jetzt die Erde getroffen. Wenn sich doch einmal ein Zusammenstoß ereignen sollte, dann wäre das allerdings keine weltweite, sondern nur eine rein örtliche Katastrophe:
Als ein möglicher Partner der Erde bei einem kosmischen Zusammenstoß bleibt also nur ein Planet eines anderen Sonnensystems übrig. Wir könnte es dazu kommen? Nur, wenn er sich auf einem Weg näherte, der verhindert, daß vorher die Gezeitenkräfte zur Wirkung kommen.
Das zweite Bild zeigt eine typische Kometenbahn, die gegen die Ekliptik stark geneigt ist und von »oben« kommt. Wenn eine solche Bahn die Erdbahn kreuzen würde, und wenn Erde und Eindringling sich zufällig im gleichen Augenblick an der gleichen Stelle begegnen würden, dann wäre ein Zusammenstoß fällig.
Aber ist eine solche Begegnung wahrscheinlich? Die uns nächste Sonne ist rund 30 Millionen Kilometer von uns entfernt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit, mit der sich eine Sonne durch den Weltraum bewegt, beträgt weniger als ein Prozent der Lichtgeschwindigkeit, gewöhnlich zwischen 0,01 und 0,025 Prozent.
Nehmen wir aber an, daß der nächste Stern mit ein Prozent der Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum auf uns zueilen würde, was nicht der Fall ist, und daß er geradeswegs einen Punkt ansteuern würde, der ihn mit unserer Erde – oder Sonne, das wäre in diesem Falle gleich – zusammenstoßen lassen würde, was auch nicht der Fall ist.
Bis zu dieser Katastrophe würden mehr als vier Jahrhunderte vergehen.
FERN DER WÄRMENDEN SONNE
(FAR FROM THE WARMING SUN)
R. D. NICHOLSON
(Illustriert von SIBLEY)
Was tut ein Politiker des 23. Jahrhunderts, wenn ihm der Boden zu heiß wird? Er sucht Asyl in den kältestarrenden Kolonien
WÄHREND der letzten fünfhundert Stunden des Fluges konnten wir die Ringe schon mit bloßem Auge ausmachen. Als wir uns so durch die Fensterluken des Schiffes den Saturn betrachteten, der strahlend vor dem schwarzen Samtvorhang des Raumes hing, wurde uns erst so recht bewußt, daß wir uns jetzt dem entferntesten Wohnort der Menschheit näherten – ihrer äußersten Kolonie am Rand der interstellaren Leere.
Greenvilles Stimmung stieg zusehends, weil die lange und unbequeme Reise in der Enge unseres Schiffes nun bald vorüber war. Noch bevor Titan als erkennbare Scheibe am Himmel stand, ruderte er gutgelaunt in der Kabine umher und sang vor sich hin. Dagmar dagegen war immer noch so mürrisch und unausstehlich, wie sie es während der ganzen Fahrt gewesen war. Nur ab und zu zeigte sie sich jetzt von einer heiteren Seite.
Natürlich sehnte sie sich danach, unser kleines enges Raumschiff verlassen zu können, mehr vielleicht, als Greenville und ich es taten. Sie hatte mir wegen der Beengtheit und Unbequemlichkeit unserer Kabine schon mehr als genug bittere Vorwürfe gemacht, und auch die sanitären Einrichtungen in solch einem kleinen Fahrzeug sind notwendigerweise etwas primitiv, aber ich konnte das nicht ändern.
WIR befanden uns schon innerhalb der Umlaufbahn des Titan, als Greenville mir sagte, daß wir bei der Landung vermutlich Schwierigkeiten haben würden.
»Das bedeutet, daß wir eine Bremsspirale durch die Atmosphäre legen müssen, Mr. Clemmenceton. Unsere Ausweichmanöver haben uns leider etwas zu viel Treibstoff gekostet. Es sieht so aus, als ob wir zum Schluß noch daran glauben müßten. Jedenfalls steht uns ein harter Plumps bevor.«
»Nun ja«, sagte ich. »Tun Sie Ihr Bestes.«
»Ich glaube schon, daß wir es schaffen, ohne dabei den Hals zu brechen. Aber wir müssen unbedingt unsere Raumanzüge anlegen und uns festschnallen.«
»Aber Sie werden nicht steuern können, wenn Sie festgeschnallt sind«, gab ich zu bedenken.
Er grinste mich aufmunternd an und sagte: »Ich schnalle Kopf und Rumpf fest und lasse Arme und Beine frei. Das genügt.«
Es blieb uns nichts anderes
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