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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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übrig, als Greenvilles Vorschlüge in die Tat umzusetzen. Dagmar jammerte und klagte natürlich, wie zu erwarten war, aber sie war zu besorgt, daß ihrem eigenen schönen Körper nichts passierte, um nicht alle Anordnungen genauestens zu befolgen.
    Es würde verdammtes Pech sein, überlegte ich, diese weite Strecke von der Erde glücklich zurückgelegt zu haben, nur um jetzt auf Titan abzustürzen. Aber wenn uns einer sicher herunterbekommen würde, dann war es Greenville. Er war ein großartiger Pilot. Ganz bestimmt hatten nur wenige so geschickt den beiden Kreuzern ausweichen können, die uns gerade hinter der Marsbahn anriefen und entern wollten. Die folgenden zwei Wochen, in denen wir durch gelegentliche Beschleunigungen und Kursänderungen zu entkommen versuchten, hatten uns zwar den größten Teil unseres Reservetreibstoffes gekostet, aber schließlich hatten wir glücklich den Asteroidengürtel erreicht, wo die Suchgeräte der Kreuzer nutzlos waren. Jetzt allerdings – ohne genügend Treibstoff für die Landung – wurde uns die Rechnung präsentiert.
    Wir streiften die äußeren Schichten von Titans Methanatmosphäre immer noch mit einer Geschwindigkeit von zehn Kilometern in der Sekunde. Unsere kleine Jacht erhitzte sich wie ein Reaktor. Glücklicherweise betrug die Außentemperatur so um die einhundertfünfzig Minusgrade, und die Hitze wurde so schnell abgestrahlt, daß unsere Außenhaut über ein schmutziges Rot nicht hinauskam.
    Die Kühlpumpen, die die Innentemperatur regelten, waren allerdings bald überlastet, doch da wir inzwischen unsere Raumanzüge anhatten, machten wir uns deswegen keine großen Sorgen.
    Greenville ging mit dem Treibstoff äußerst sparsam um und versuchte, uns hauptsächlich mit Hilfe der Reibung abzubremsen. Er leistete hervorragende Arbeit, aber trotzdem reichten seine Bemühungen nicht aus, uns eine Bruchlandung zu ersparen.
    Die Treibstoffmesser zeigten auf Leer, als wir uns noch ungefähr zwei Kilometer über der Oberfläche befanden, doch Gott sei Dank erloschen die Bremsstrahlen erst, als wir bis auf dreihundert Meter herunter waren.
    Dann fielen wir ungebremst und schlugen mit einem harten mahlenden Schlag auf.
    Mir war momentan von der Erschütterung etwas wirr im Kopf, aber ich war unverletzt. Dagmar war offensichtlich ohnmächtig geworden. Sie hing bewegungslos in ihren Riemen. Ich sah vor nach Greenville. Seine Sicherheitsgurte hatten sich losgerissen und waren gegen die Instrumententafel geknallt. Ich wartete noch einen Augenblick, bis ich mich wieder stark genug fühlte, dann drückte ich auf den Knopf unter meinem Sitz, der die Schnallen ausklinkte, erhob mich noch etwas schwankend und stieg vorsichtig nach vorn zu Greenville.
    Ich hatte gerade seinen Sitz erreicht, als ich Dagmar stöhnen hörte. Ich drehte mich um und sah, wie sie eben die Augen öffnete. Sie äußerte ein paar wenig gewählte Worte über Greenville und mich und tastete nach ihrem Ausklinker. Ich erkannte daran, daß ihr anscheinend nichts weiter passiert war, und wandte mich wieder Greenville zu.
    SEIN Gesicht war so weiß wie ein Bettuch. Der Sprechfunk seines Anzugs war noch eingeschaltet, und ich versuchte, ihn aufzuwecken, indem ich seinen Namen rief. Vergebens, Dagmar ignorierte uns beide. Sie zitterte unbeherrscht. Dann ließ sie ihren behelmten Kopf in die Hände fallen und begann hemmungslos zu schluchzen. Greenvilles Lippen bewegten sich schwach. Ich rief von neuem seinen Namen, und diesmal blinzelte er und öffnete die Augen. Sofort zog er den Atem scharf ein.
    »O Gott, mein Bein!« stöhnte er.
    Der Aufprall hatte ihn halb über die untere Reihe der Triebwerkhebel geworfen, und sein linkes Bein lag eingeklemmt zwischen einem der Träger und den Füßen des Instrumentenbrettes. Sein Raumanzug war unversehrt, aber das Bein schien gebrochen zu sein.
    »Es blutet«, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ganze Bein ist warm und klebrig.«
    »Dagmar, schau nach, ob die Schleuse noch dicht ist«, rief ich.
    Sie rührte sich nicht. Sie weinte immer noch.
    Ich stieg vorsichtig über die eingebeulten, teilweise aufgesprungenen Bodenplatten zur Schleuse vor. Sie war zwar teilweise etwas eingedrückt, wie ich sah, aber nicht defekt. Sie würde wohl noch luftdicht sein.
    Ich ging zu Greenville zurück, zog ihn mir über die Schulter und trug ihn zur Schleuse. Es war eine anstrengende Arbeit für einen Mann, der die fünfzig schon überschritten hat – selbst in Titans ein

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