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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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selbst die Aufgabe, alle lebenden Organismen zu beschützen.
    Die Fliege summte im Zimmer herum, setzte sich einen Augenblick auf den Tisch und ließ sich dann auf dem Fensterbrett nieder.
    Der alte Mann schlich sich heran – eine gerollte Zeitung in der Hand.
    Mörder!
    Der Sperber stürzte herunter und rettete die Fliege.
    Der alte Mann zuckte noch einmal auf dem Boden, dann lag er ruhig. Er hatte nur einen milden Schlag abbekommen, aber selbst das war zuviel gewesen für sein altes verbrauchtes Herz. Sein Opfer aber war gerettet, und das war das Ausschlaggebende, rette das Opfer und gib dem Angreifer, was er verdient.
    GELSEN fragte ärgerlich: »Warum werden sie denn nicht abgeschaltet?«
    Der Assistent deutete in eine Ecke des Raumes. Dort hinten lag der Kontrollingenieur. Er kam gerade wieder zum Bewußtsein.
    »Er versuchte einen von ihnen abzustellen«, sagte der Assistent. Er knetete seine Finger und zwang sich, ein Zittern zu unterdrücken.
    »Das ist doch lächerlich. Sie besitzen keinen Selbsterhaltungstrieb.«
    »Dann versuchen Sie es doch selber. Außerdem glaube ich nicht, daß noch weitere kommen werden.«
    Was war nun wieder schiefgegangen? Gelsen versuchte, die wahrscheinlichen Ereignisse zu rekonstruieren. Die Sperber waren sich vermutlich immer noch nicht über die endgültigen Grenzen eines lebenden Organismus im klaren. Als einige in Monroes Werk abgestellt und so in ihren Funktionen unterbrochen worden waren, mußten sie den Rest gewarnt haben.
    Also rechneten sie sich jetzt auch unter die lebenden Organismen.
    Keiner hatte ihnen je das Gegenteil gesagt. Und sicherlich übten sie auch die meisten Funktionen eines lebenden Organismus aus.
    Gelsen fühlte plötzlich die alte Furcht. Er schüttelte sich nervös und verließ eilig die Reparaturwerkstätte. Er mußte Maclntyre finden, und zwar schnell.
    DIE Schwester reichte dem Chirurgen den Schwamm.
    »Skalpell!«
    Sie legte es in seine behandschuhte Hand. Er wollte es gerade ansetzen, um den ersten Einschnitt zu machen, als er den Sperber sah.
    »Wer hat das Ding hier hereingelassen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte die Schwester. Ihre Stimme klang etwas undeutlich unter der Maske.
    »Jagen Sie es weg!«
    Die Schwester schwenkte ihre Arme gegen das glänzende Ding, aber es schwebte unerreichbar über ihrem Kopf.
    Der Chirurg setzte das Messer an und begann zu schneiden – aber nicht lange.
    Der Sperber versetzte ihm einen leichten Schlag und trieb ihn zurück.
    »Telefon. Das Sperber-Werk«, befahl der Chirurg. »Sie sollen einen Mann schicken, der das Ding abschaltet.«
    Der Sperber verhinderte, daß einem lebenden Organismus Gewalt angetan wurde.
    Der Chirurg stand hilflos dabei, während sein Patient starb.
    ÜBER dem Netzwerk der Autostraßen schwebte ein Sperber, beobachtete und wartete. Er war jetzt schon wochenlang in der Luft, ohne Ruhepause oder notwendige Reparaturen. Aber Ruhe und Reparaturen waren unmöglich, denn er konnte nicht erlauben, daß ein lebender Organismus – in diesem Fall er selbst – getötet wurde. Und das geschah, wenn die Sperber in die Fabrik zurückkehrten.
    Er hatte zwar eine Weisung mitbekommen, nach einer gewissen Zeit zurückzukommen, aber in diesem Fall mußte er dem übergeordneten Befehl gehorchen: Erhaltung von Leben, einschließlich seines eigenen.
    Die Definition von Mord hatte sich jetzt fast ins Unendliche aufgebläht. Es war unmöglich, noch allen Anforderungen gerecht zu werden. Aber darum kümmerte sich der Sperber nicht.
    Er reagierte weiterhin auf alle Reize, gleichgültig, wann und woher sie kamen.
    Eine neue Definition eines lebenden Organismus hatte sich inzwischen in seine Gedächtnisspulen eingegraben. Es war das Resultat der Entdeckung, daß auch Sperber lebende Organismen waren. Diese Entdeckung hatte weitreichende Schlußfolgerungen nach sich gezogen.
    Der Reiz kam. Wohl zum hundertsten Male an diesem Tag legte sich der Vogel in Schräglage und ließ sich nach unten fallen.
    Um einen Mord zu verhindern.
    Jackson gähnte und fuhr seinen Wagen an den Straßenrand heran. Er bemerkte nicht den glänzenden Punkt am Himmel, er hatte auch keinen Grund dazu, eventuell danach Ausschau zu halten. Jackson dachte nicht an Mord.
    Hier war ein guter Platz, um ein Nickerchen zu machen, dachte er. Er war die letzten sieben Stunden durchgefahren, und allmählich begannen seine Augen klebrig zu werden. Er hielt den Wagen an und streckte eine Hand aus, um die Zündung abzustellen.
    Und wurde gegen den

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