Galaxis Science Fiction Bd. 05
nicht genügend Spielraum für die Vergangenheit der Erde zugestand. Jetzt erhoben sich unter den Astronomen immer mehr Stimmen, die gegen die Meteoritentheorie protestierten, weil diese nach zu viel freier Materie im Weltraum verlangte.
Wenn jedes Jahrhundert das Äquivalent einer Erdmasse in die Sonne fallen sollte, dann mußten sich mehrere Erdmassen – ja Dutzende davon – im interplanetarischen Raum des Sonnensystems befinden.
Die Astronomen müßten eine derartige Anhäufung frei herumfliegender Meteore schon längst gesehen haben, und die Erde – um ein Beispiel herauszunehmen – würde sich einem heftigen und unausgesetzten Bombardement ausgeliefert sehen. Und auch die Bahnen der inneren Planeten müßten durch Kollisionen mit Meteoriten beeinflußt werden. Auf dem Papier sah die Theorie sehr einleuchtend aus, aber sie stimmte nicht mit den beobachteten Tatsachen überein.
DIE Überzahl der Astronomen suchte folgerichtig nach einer andern Lösung des vorliegenden Problems. Sie fanden sie in einer Kombination der beiden Theorien.
Ein stetiger Meteoritenhagel heizte den Sonnenofen an, aber nicht in dem Umfang, wie es die Meteoritentheorie verlangte.
Die Differenz wurde durch Kontraktion ausgeglichen, die unter diesen Umständen natürlich viel langsamer vor sich zu gehen brauchte. Auf diese Weise bekamen die Geologen genügend Spielraum, was das Alter der Erde anbetraf, während die Astronomen nicht mehr frei umherfliegende Materie akzeptieren mußten, als sie nach ihren Beobachtungen verantworten konnten.
DIE kontinuierliche Strahlung der Sonne war so auf befriedigende Weise geklärt. Aber darüber hinaus konnte man durch diesen Trick auch noch andere Erscheinungen ins rechte Licht rücken, zum Beispiel die roten Sterne. Offensichtlich hatten sie alle verfügbaren Meteoriten absorbiert und sich bis zur äußersten Grenze zusammengezogen. In der Folge hatten sie keine Möglichkeit mehr gehabt, abgestrahlte Hitze zu ersetzen. Ihre Temperatur war darum so weit gesunken, daß chemische Verbindungen möglich wurden – wie im Spektralband beobachtet. Und bald würden sie völlig erkalten.
Falls sie jedoch Planeten besäßen, würde ihnen vor ihrem endgültigen Tod noch eine Frist gewährt werden, so wie es Lord Kelvins Berechnungen nahelegten. Auf ihrer Bahn um ihre Sonne würden die Planeten des betreffenden roten Sterns einem geringfügigen Widerstand begegnen – unendlich kleinen Staubpartikelchen, die im Weltraum schwebten. Der Widerstand wäre äußerst gering, aber über kosmische Zeiträume hinweg doch bemerkbar. Langsam würden sich ihre Bahnen verkleinern, und endlich würde der erste von ihnen auf einer immer enger werdenden Spirale in seine Sonne stürzen. Der Stern würde aufleuchten – so wie es Wells beschrieb: Einmal hatte sie für kurze Zeit wieder strahlender geglüht – und dann wieder langsam in rötlicher Schwärze versinken, bis den nächsten Planeten sein Schicksal ereilte. Aus weiter Entfernung würde ein solches Ereignis einer der neuen Sterne sein – in diesem Fall eine Nova im Gegensatz zu dem Zusammenstoß zweier Dunkelsterne, einer Supernova.
Diese Theorie erklärte auch einleuchtend die Tatsache, daß sich die meisten dieser neuen Sterne nie lange hielten. Plötzlich flammten sie aus dem Nichts zu ungeheurem Glanz auf, strahlten ein paar Monate lang, wurden schwächer und waren nach ein paar Jahren wieder im Dunkel des Alls versunken. Wenn diese neuen Sterne nur aus der Kollision zweier Dunkelsterne geboren würden, dann müßte ihr Schein – zumindest an menschlichen Maßstäben gemessen – von viel längerer Dauer sein. Der Absturz eines Planeten schien den Tatsachen viel eher zu entsprechen.
ZU dieser Zeit existierten zwei Schulen innerhalb der Astronomie, was das Wesen der Sterne betraf. In bezug auf die Entwicklung eines individuellen Sterns stimmten beide Richtungen überein. Ein Stern formte sich irgendwie, meteorite Materie und Kontraktion ermöglichten ihm ein langes Leben der Energieverschwendung, bis alle Meteoriten aufgesaugt und die Kontraktion so weit fortgeschritten war, daß die erreichte Dichte der Sternmaterie sie schließlich unmöglich machte. Mit fortschreitendem Alter kam die geborgte Zeit der Planetenabstürze.
Die Frage war – und hier gingen die Meinungen auseinander –, wie würden sich die Dinge entwickeln, wenn man nicht nur die Lebenslinie eines speziellen Sterns, sondern das Schicksal der ganzen Milchstraße betrachtete.
Die eine
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