Galaxis Science Fiction Bd. 05
zu den einzigen Daten, die damals zu haben waren: den Getreidepreisen. Mit etwas mehr Glück wäre es ihm vielleicht sogar mit Hilfe dieser mehr als dürftigen Unterlagen gelungen, den Zyklus der Sonnenflecken herauszufinden. So konnte jedoch ein anderer das Primat der Entdeckung für sich in Anspruch nehmen.
Dieser Mann war Heinrich Samuel Schwabe, der im Jahre 1843 eine solche Periode nachweisen konnte, aber schon um 1770 hatte ein dänischer Astronom in sein Tagebuch eingetragen, daß »in absehbarer Zeit eine Periodizität der Sonnenflekken gefunden werden wird, da jedes andere astronomische Phänomen eine Periodizität aufweist.«
HERSCHELS Vorstellungen von der Sonne wurden nicht durch einen bestimmten Mann oder durch eine bestimmte Entdeckung widerlegt. Nur nach und nach stellten sie sich als überholt heraus, und ihre letzten Überreste wurden endgültig erst 1859 durch die Entdeckung der Spektralanalyse beseitigt.
In der Zwischenzeit waren verschiedene andere Dinge herausgefunden worden, so daß um 1840 kein Astronom mehr daran zweifelte, daß die sogenannten Fixsterne ebenfalls Sonnen waren – eine Ansicht, die den Arabern schon vor achthundert Jahren geläufig gewesen war –, und das Phänomen der Milchstraße war von Herschel auf Grund eingehender Beobachtungen und von dem Philosophen Immanuel Kant mit Hilfe logischer Überlegungen eindeutig erklärt worden.
Eine der damals gewonnenen Erkenntnisse, die sich später als sehr fruchtbar zeigen sollte, war, daß einige Sterne in ganz bestimmten Farben erstrahlten. Daß verschiedene Sterne im roten Licht leuchteten, war schon viel früher erkannt worden, aber jetzt wurden auch blaue und weiße Sterne festgestellt.
Die Sterne konnten also unterschiedliche Farben haben – zu jener Zeit eine Tatsache, die man zur Kenntnis nahm und dann zu den Akten legte.
ABER da gab es noch diese neuen Sterne. Plinius der Ältere berichtet, daß Hipparchos seinen berühmten Sternkatalog wegen eines solchen neuen Sterns angelegt hatte. Schließlich konnte man ja auch nicht gut sagen, ob ein Stern neu war, wenn man nicht als Vergleichsmöglichkeit eine Liste der alten besaß.
Zwei oder drei andere neue Sterne wurden zu der Zeit der Römer gesehen. Ein weiterer wurde im neunten Jahrhundert gesichtet, als die arabische Astronomie unter Kalif al-Mamun ihre höchste Blüte erlebte. Im Jahre 1012 erwähnt Hepidanus, ein Mönch aus St. Gallen in der Schweiz, in seiner Chronik der Wunder einen andern neuen Stern. Eine besonders auffallende Supernova, um endlich die moderne Bezeichnung zu gebrauchen, konnte 1572 zu Lebzeiten Tycho Brahes beobachtet werden. Eine andere im Jahre 1604 wurde oft als Keplers neuer Stern bezeichnet. Jean Dominique Cassini bekam eine weitere im Jahre 1607 zu Gesicht. Dann trat eine Pause bis 1848 ein. Selbstverständlich wurden später noch eine beträchtliche Anzahl weiterer Supernova registriert, aber die, die das Denken der Astronomen um 1840 beeinflußten, waren mit den Namen Tycho, Kepler und Cassini verbunden.
WENN Sterne unterschiedliche Farben haben konnten, war es dann eventuell auch möglich, daß es dunkle nichtstrahlende Sterne gab? Als Alexander von Humboldt solche dunklen himmlischen Geister scherzhaft in einem Brief erwähnte, antwortete ihm der damals berühmte Astronom Friedrich Bessel, der erste, der übrigens die Entfernung zu einem Fixstern – 61 Cygni – maß: »daß unzählige Sterne strahlend leuchten, schließt nicht die Möglichkeit einer gleichen Anzahl unsichtbarer Sterne aus.«
Da es also neue Sterne und vermutlich dunkle Sterne gab, war dann nicht die einfachste Erklärung für das plötzliche Auftauchen der ersteren darin zu suchen, daß zwei Dunkelsterne zusammengestoßen waren? Somit schienen die Novae ein indirekter Beweis für die Existenz dunkler nichtleuchtender Sterne zu sein.
Ein solcher Zusammenstoß würde zugleich Tod und Wiedergeburt eines Sterns bedeuten.
Der Gedanke, daß auch Sterne – Sonnen – sterben könnten, war auf diese Weise in das astronomische Denken sozusagen durch die Hintertür eingedrungen.
Denn was waren die dunklen Sterne?
IM Jahre 1814 hatte Joseph Fraunhofer, der Entdecker der nach ihm genannten Fraunhoferschen Linien und der Beinahe-Entdecker der Spektralanalyse, die Spektrallinien einiger Sterne miteinander verglichen und gefunden, daß verschiedene dieser Linien sich an Stellen des Spektralbandes zeigten, wo bei der Sonne keine zu sehen waren. Er schloß daraus, daß es
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