Galaxis Science Fiction Bd. 06
Blätterwerk einer Palme, und nicht ein Wedel wurde aus seiner Ruhe aufgestört. Der Würfel fiel durch den Stamm der Palme und durch die toten Korallenskelette immer tiefer in den Planeten hinein.
Weit unter der Oberfläche stockte sein Fall, und er blieb bewegungslos zwischen den Molekülen des Urgesteins hängen.
Das war alles. Es wurde Nacht, und dann kam ein neuer Tag. Es regnete, und der Wind wehte, und die Wellen des Pazifik brachen sich weiß auf den Korallenbänken. Nichts weiter geschah.
Nichts würde geschehen – für die nächsten zehn Jahre.
WIR haben die Nachricht von deinem Erfolg bekanntgegeben«, sagte Gan. »Vielleicht möchtest du dich jetzt etwas zurückziehen?«
Roi sagte: »Zurückziehen? Jetzt? Wo ich endlich wieder unter vernünftigen Wesen bin? Nein. Die Freude daran ist zu groß.«
»War Intelligenz ohne geistigen Kontakt ein solch fürchterliches Erlebnis?«
»Ja«, sagte Roi kurz.
Gan sah taktvoll davon ab, die Linie der sich zurückziehenden Gedanken weiter zu verfolgen.
Statt dessen fragte er: »Und die Oberfläche?«
»Einfach entsetzlich«, nagte Roi. »Was die Alten Sonne genannt haben, ist ein unerträglich greller Lichtfleck am Himmel. Offensichtlich ist er die Quelle des Lichtes für den ganzen Planeten und unterliegt periodischen Schwankungen – mit anderen Worten, Tag und Nacht. Außerdem gibt es eine willkürliche Verdunklung der Sonne.«
»Wolken vielleicht?« sagte Gan.
»Warum Wolken?«
»Du kennst das alte Sprichwort: Wolken verhüllen die Sonne.«
»Meinst du? Ja, das könnte es sein.«
»Nun erzähle weiter!«
»Laß mich überlegen. Ozean und Insel habe ich schon erklärt. Sturm bringt mit sich eine Nässe in der Luft, die sich in Tropfen niederschlagen kann. Wind ist eine Luftbewegung in einem sehr großen Ausmaß. Donner ist entweder eine plötzliche Entladung statischer Elektrizität oder ein großes Geräusch. Hagel ist fallendes Eis.«
Gan sagte: »Das hört sich seltsam an. Woher soll dieses Eis kommen? Wie und warum?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Es ist alles sehr veränderlich. Einmal stürmt es, ein andermal nicht. Anscheinend gibt es Gebiete auf der Oberfläche, wo es immer kalt ist, andere, wo es immer heiß ist, und wieder andere, wo beides zu verschiedenen Zeiten der Fall sein kann.«
»Erstaunlich. Wieviel, glaubst du, ist davon einer falschen Auslegung unbekannter Begriffe zuzuschreiben?«
»Nichts. Ich bin mir absolut sicher. Es war alles ziemlich einfach und verständlich. Und ich hatte auch genügend Zeit, um ihre grotesken Gedanken zu entziffern.«
Wieder trieben seine Gedanken zurück in tiefere, rein persönliche Bereiche seiner Bewußtseinssphäre.
Gan sagte: »Ich begrüße das sehr, Roi. Ich habe mich schon die ganze Zeit über vor einer Neigung gewisser Teile unseres Volkes gefürchtet, das sogenannte Goldene Zeitalter unserer Ahnen an der Oberfläche in einem zu romantischen Licht zu sehen. Ich fühlte, daß innerhalb der Rasse ein starker Impuls zugunsten eines neuen Lebens an der Oberfläche bestand.«
»Nein«, sagte Roi heftig.
»Nun, ich brauche wohl in dieser Hinsicht keine Befürchtungen mehr zu hegen. Ich bezweifle, ob selbst die Stärksten unter uns auch nur einen einzigen Tag in einer Umgebung wie dieser in Betracht ziehen würden – mit ihren Stürmen, Tagen und Nächten, ihren unerwarteten und nicht voraussagbaren Veränderungen.«
Gans Gedanken waren zufrieden. »Morgen beginnen wir mitder Übersiedlung. Wenn wir erst einmal auf dieser Insel angekommen sind – sie ist unbewohnt, sagtest du?«
»Völlig unbewohnt. Sie war die einzige dieser Art, über die das Fahrzeug hinwegflog. Die Gedanken des Technikers ließen keinerlei Zweifel offen.«
»Gut. Wir werden uns wieder in die Tiefe graben. Generationen werden über dieser Aufgabe vergehen, aber schließlich werden wir uns in der Geborgenheit einer neuen, warmen Welt ausruhen können, in bequemen und behaglichen Wohnhöhlen, wo kontrollierte Umweltbedingungen das Wachstum der Kultur und jede nur erdenkliche Verfeinerung erlauben.«
»Und«, fügte Roi hinzu, »keinerlei Kontaktaufnahme mit den Wesen an der Oberfläche.«
»Hm, warum das?« fragte Gan. »Auch wenn sie noch primitiv sind, sie können uns vielleicht helfen, sobald wir erst einmal unseren Stützpunkt errichtet haben. Eine Rasse, die Flugapparate bauen kann, muß wenigstens einige Fähigkeiten besitzen.«
»Das ist es nicht. Sie sind ein kriegerisches Volk. Sie würden uns mit
Weitere Kostenlose Bücher