Galaxis Science Fiction Bd. 06
der Wildheit von Tieren angreifen…«
Gan unterbrach ihn. »Jedesmal, wenn du die Fremden erwähnst, spüre ich bei dir einen dunklen Gedankenschatten. Was ist es? Da ist etwas, was du noch zurückhältst.«
ROI sagte: »Aber ich habe zuerst daran gedacht, daß sie uns nützlich sein könnten. Wenn sie nicht unsere Freunde hätten werden wollen, dann hätten wir sie zumindest kontrollieren können. Ich habe einen von ihnen veranlassen müssen, den Kontakt innerhalb der Empfangsstation zu schließen. Es war sehr schwierig, wirklich sehr schwierig. Ihre Psyche ist von der unseren grundverschieden.«
»In welcher Hinsicht?«
»Wenn ich es beschreiben könnte, dann würde der Unterschied nicht so grundlegend sein. Aber ich will dir ein Beispiel geben. Ich sagte dir schon, daß ich mich in dem Geist eines Kindes wiederfand. Sie kennen keine Brutkammern. Die Kinder sind der Pflege einzelner Individuen anvertraut. Das Wesen, das sich um meinen Wirt kümmerte –«, er hielt angeekelt inne.
»Ja?« ermutigte ihn Gan.
»Es – es war ein Weibchen. Sie fühlte sich durch ein besonders enges Band mit meinem Wirt verbunden. Es war ein Gefühl des Besitzes, ein Verhältnis, das den Rest der Gesellschaft völlig ausschloß. Ich konnte darin etwas von den Gefühlen entdecken, die uns mit einem engen Vertrauten oder einen Freund verbinden, aber sie waren viel stärker und zügelloser.«
»Nun«, sagte Gan, »da sie keinen geistigen Kontakt untereinander kennen, besitzen sie vermutlich keine richtige Konzeption einer geziemenden Gesellschaftsordnung, und in diesem Fall mögen sich Unterverhältnisse bilden. Oder war dieser Fall eine krankhafte Ausnahme?«
»Nein, nein. Ein völlig normaler Fall. Das Weibchen, in dessen Obhut sich das Junge befand, war seine Mutter.«
»Unglaublich! Seine eigene Mutter?«
»Notwendigerweise sogar. Das Kind hatte den ersten Teil seines Lebens innerhalb des Körpers seiner Mutter zugebracht. Die Eier dieser Wesen bleiben in ihren Körpern. Sie werden innerhalb des Körpers befruchtet. Die Kinder wachsen innerhalb des Körpers und werden lebend geboren.«
»Bei den ewigen Stufen!« sagte Gan schwach. Sein Widerwille war genauso stark wie der Rois. »Dann würde also jedes Wesen die Identität seines eigenen Kindes kennen? Und das Kind hätte einen ganz bestimmten Vater?«
»Und auch er ist bekannt. Mein Wirt wurde – soweit ich die Entfernung schätzen konnte – zehntausend Kilometer transportiert, nur damit ihn sein Vater sehen konnte.«
»Wirklich unglaublich!«
»Brauchst du noch mehr, um einzusehen, daß wir niemals mit ihnen zusammenkommen dürfen, daß wir uns mit ihnen niemals verstehen werden können. Der geistige Unterschied zwischen uns ist zu vollkommen.«
Die gelbe Farbe des Bedauerns färbte Gans Gedankenstrom. Er sagte: »Es wäre zu schade. Ich hatte gedacht –«
»Was?«
»Ich hatte gehofft, daß sich hier zum ersten Male zwei verschiedene Intelligenzen gegenseitig helfen könnten. Ich hatte gehofft, daß wir zusammen einen größeren Fortschritt erzielen könnten als allein. Selbst wenn sie in technischer Hinsicht noch primitiv gewesen wären… Technik ist nicht alles. Und ich hatte gehofft, daß vielleicht auch wir von ihnen hätten etwas lernen können.«»Was lernen?« fragte Roi brutal. »Wie wir unsere Eltern kennenlernen und unsere Kinder zu Freunden gewinnen können?«
Gan sagte: »Nein, nein. Du hast völlig recht. Die Schranke zwischen uns muß für immer geschlossen bleiben. Sie werden die Oberfläche haben, und wir die Tiefe, und so soll es sein.«
VOR dem Laboratorium traf Roi auf Wenda.
Ihre Gedanken waren konzentrierte Freude. »Ich bin froh, daß du wieder zurück bist.«
Auch Rois Gedanken waren froh. Es war schön, einen alten Freund wiederzusehen.
KINDER DES MARS
(OUTPOST MARS)
(Teil IV)
CYRIL JUDD
(Illustriert von WILLER)
Die Marskolonisten hatten alles versucht, um ihre Kolonie zuretten – harte Arbeit, Starrköpfigkeit und Überredungskunst. Doch nur ein Wunder konnte ihnen noch helfen. Vierzig Jahre sind inzwischen vergangen, seit die erste Erdrakete auf dem Mars abgestürzt ist. Jetzt endlich zeichnen sich die ersten Möglichkeiten ab, daß dieser uralte Planet eine neue Heimat für die Menschen werden kann. Die Sun Lake Kolonie ist – vierzehn Monate nach ihrer Gründung in ihrer Art einmalig auf dem Mars. Es ist eine Genossenschaftskolonie von Männern und Frauen, deren Wunsch es ist, sich so schnell wie möglich
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