Galaxis Science Fiction Bd. 06
Graham etwas für die Kolonie tun. Die Kolonisten klären ihn über ihre Situation auf, und Graham verspricht auch, bei der Aufdeckung der Machenschaften Bells und Brenners behilflich zu sein. Da Graham aber dieses Versprechen nur unter der stillschweigenden Voraussetzung gegeben hat, daß in der Kolonie wirklich kein Marcaine zu finden war, erleiden Tonys Hoffnungen einen schweren Stoß, als er noch in derselben Nacht zu Polly Kandro gerufen wird, die nach dem Genuß einer Mahlzeit eine schwere Marcainevergiftung bekommen hat. Kein Mensch kann sich erklären, wie das Marcaine auf Pollys Essen gekommen ist. Tony ist zwar durch und durch verwirrt, aber er ist in erster Linie Arzt, und seine Pflicht verlangt, daß er sich um die Kranke und besonders auch um Sunny kümmert, der wieder einen seiner Erstickungsanfälle hat. Einer plötzlichen Eingebung folgend, entfernt er die Sauerstoffmaske, unter der Sunny atmen muß, weil Babies noch kein OxEn vertragen, und stellt fest, daß Sunnys Lungen der dünnen Marsluft angepaßt sind und eine sauerstoffangereicherte Luft nicht vertragen. Bei dieser Gelegenheit macht Tony noch eine andere wichtige Entdeckung: Anna Willendorf, seine Assistentin und gleichzeitig die Frau, die er liebt, besitzt gewisse telepathische Fähigkeiten. Was Tony allerdings nicht weiß, ist, daß Graham inzwischen von Polly und dem Marcaine erfahren hat und in seiner Enttäuschung über die vermutete Hinterlist des Doktors und der Kolonisten noch in der gleichen Nacht einen Bericht gegen die Kolonie verfaßt hat. Der Bericht ist in Kode geschrieben, so daß der junge Funker der Kolonie ihn nichtsahnend nach Marsport durchgibt. Graham macht anschließend einen Spaziergang in die Umgebung der Kolonie, um seine Wut und seine Enttäuschung über die Falschheit der Kolonisten etwas verrauchen zu lassen, und wird im Dunkel, der Nacht von unbekannten Personen überfallen und bewußtlos geschlagen.
GRAHAM war so in Gedanken versunken gewesen, daß er gar nicht auf den Weg geachtet hatte. Aber daran war zum Teil die geringe Schwerkraft auf dem Mars schuld. Hier wurde man nicht so leicht müde. Er schaute sich um. Genau hinter ihm blinkte das Licht der Funkstation, etwas mehr nach links sah er die winzigen Fenstervierecke des Labors.
Das Licht in der Funkstation ging aus und wieder an. Einen Augenblick später passierte genau dasselbe mit den Fenstern des Labors.
»Stromunterbrechung«, sagte er laut vor sich hin. »Oder ich habe geblinzelt.«
Dann geschah es wieder. Erst die Funkstation, dann das Labor. Und dann noch einmal.
Graham holte seine Flasche heraus und nahm einen tiefen Schluck. »Wer ist da?« schrie er dann. »Hier ist Graham.«
Er bekam keine Antwort. Statt dessen kam etwas aus der Dunkelheit herangeschwirrt, traf seine Parka und fiel zu Boden. Er tastete danach und versuchte dabei zu erkennen, was es war, das sich zwischen ihm und der Kolonie befand.
»Was wollen Sie?« schrie er mit sich überschlagender Stimme in die Dunkelheit. »Ich bin Graham, der Reporter! Wer sind Sie?«
Wieder pfiff etwas aus dem Dunkel auf ihn zu und traf seine Schulter.
»Aufhören, verdammt!« schrie er und begann zu rennen. Er hatte nur ein paar Schritte zurückgelegt, als etwas nach seinem Fuß griff, daß er zu Boden stürzte.
Das nächste und letzte, was er fühlte, war ein lähmender Schlag auf seinen Hinterkopf.
TONY nahm beim gemeinsamen Frühstück zwischen Joe Gracey und Harve Stillman Platz.
»He, was hast du?« fragte Harve. »Du machst so ein glückliches Gesicht?«
»Zur Abwechslung mal was Angenehmes passiert?« wollte Gracey wissen.
Tony nickte. »Das Kandro Baby«, erklärte er. Eigentlich war er ja über etwas ganz anderes glücklich. »Jim weckte mich letzte Nacht. Polly hatte – hatte Schwierigkeiten mit Sunny.«
Er mußte Gracey bei nächster Gelegenheit von dem Marcaine erzählen. Das war eine sehr ernste Sache. Aber hier war nicht der Ort, um sie breitzutreten. Vielleicht solle er nach dem Frühstück den Kolonistenrat zusammenrufen.
»Ihr wißt ja, daß Sunny nie richtig trinken wollte«, fuhr er fort. »Letzte Nacht fand ich die Ursache. Ich begreife es zwar selber noch nicht ganz, aber die Sache funktioniert. Ich nahm Sunny die Maske weg.«
»Was?«
»Ich nahm ihm die Sauerstoffmaske ab. Er braucht sie nicht und fühlt sich ohne sie pudelwohl. Der ganze Verdruß mit ihm kam daher, daß er nicht gleichzeitig durch den Mund trinken und atmen konnte.«
»Na, ich will – wie bist
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