Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
hergerichtet, sich rasiert, gebadet und dann angezogen. Die Gewohnheit langer Jahre schien nicht im geringsten davon beeinflußt worden zu sein, daß er jetzt ein Gefangener der Kloros war. Man mußte auch zugeben, daß er alles unaufdringlich tat und mit keiner Miene verriet, ob er eventuell das Sichgehenlassen der anderen mißbilligte. Er saß einfach da, fast so, als würde er wegen seiner Gegenwart um Verzeihung bitten, eingehüllt in den Panzer seiner überkonservativen Kleidung. Seine Hände lagen lose gefaltet in seinem Schoß. Das dünne Bärtchen auf seiner Oberlippe – weit davon entfernt, seinem Gesicht etwas Charakteristisches zu verleihen – verstärkte absurderweise noch diesen Eindruck der Förmlichkeit.
    Er sah aus wie die Karikatur eines Buchhalters, und der Witz bei der ganzen Geschichte – so dachte Stuart – war, daß er auch wirklich ein Buchhalter war. Er hatte es in der Passagierliste gesehen – Randolph Mullen; Beruf: Buchhalter; Arbeitgeber: Erste Kartonagenfabrik GmbH; Tobiasstraße 27; Neuwarschau; Arkturus II.
    MISTER Stuart?« Stuart blickte hoch. Es war Leblanc, dessen Unterlippe leise zitterte. Stuart versuchte sich zu erinnern, wie man es anfangen mußte, wenn man zu jemand freundlich sein wollte.
    Er sagte: »Was ist, Leblanc?« »Sagen Sie, werden sie uns wieder freilassen?«
    »Wie kann ich das wissen?« »Jeder sagt, Sie hätten einmal auf einem Kloroplanet gelebt, und gerade jetzt haben Sie gesagt, die Kloros wären Ehrenmänner.«
    »Nun ja. Aber selbst Ehrenmänner führen Kriege, um sie zu gewinnen. Vermutlich werden wir auf die Dauer des Krieges interniert werden.«
    »Aber darüber können Jahre vergehen. Margaret wartet auf mich. Sie wird sicher denken, daß ich tot bin.«
    »Ich nehme an, daß sie uns gestatten werden, Botschaften zu übermitteln, wenn wir erst einmal auf ihrem Planeten angekommen sind.«
    Porter mischte sich mit heiserer Stimme ein.
    »Hören Sie, wenn Sie schon über diese Teufel so genau Bescheid wissen, dann können Sie uns sicher sagen, was sie mit uns während der Internierung anstellen werden? Was wollen sie uns zu essen geben? Wo wollen sie den nötigen Sauerstoff herbekommen? Ich sage Ihnen, sie werden uns alle umbringen.«
    »Ich habe eine Frau, die auf mich wartet«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.
    Aber Stuart war von diesem letzten Satz nicht sehr beeindruckt. Er hatte Porter schon vorher von seiner Frau sprechen hören – in den Tagen vor dem Überfall. Porters Finger mit ihren zerkauten Nägeln zogen und zerrten an seinem Ärmel. Stuart wich voller Ekel zurück. Er konnte diese häßlichen Hände nicht ausstehen. Die Vorstellung, daß solche Scheußlichkeiten aus Fleisch und Blut bestanden, während seine eigenen vollkommen geformten Hände nur höhnende Nachahmungen waren, brachte sein Blut in Wallung.
    Er sagte: »Sie werden uns nicht umbringen. Wenn sie diese Absicht hätten, würden sie es schon lange getan haben. Schließlich nehmen unsere Leute auch Kloros gefangen, und es ist einfach eine Angelegenheit des gesunden Menschenverstandes, daß man seine Gefangenen anständig behandelt, wenn man auf der anderen Seite will, daß auch der Gegner mit seinen. Gefangenen anständig umgeht. Sie werden ihr Bestes tun. Das Essen wird vielleicht nicht besonders schmackhaft sein, aber sie sind bessere Chemiker als wir. Das ist ihre Stärke. Sie wissen genau, was für Vitamine wir brauchen und wieviel Kalorien. Wir werden am Leben bleiben. Dafür werden sie schon sorgen.«
    Windham knurrte: »Sie machen auf mich immer mehr den Eindruck, als wenn Sie mit diesen verdammten Grünen auch noch sympathisieren würden, Stuart. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich jemand von diesen grünen Teufeln so sprechen höre, wie Sie es tun. Mein Gott, Mann, wo haben Sie Ihre Loyalität gelassen?«
    »Meine Loyalität ist dort, wo sie hingehört. Sie gilt der Ehrlichkeit und Anständigkeit, gleichgültig, welche Form das Wesen hat, bei dem ich sie finde.«
    Stuart hielt seine Hände hoch. »Sehen Sie meine Hände an. Kloros haben sie gemacht. Ich habe ein halbes Jahr auf einem ihrer Planeten gelebt. Meine Hände wurden mir in der Klimaanlage meines Quartiers zerquetscht. Ich dachte, der Sauerstoffgehalt der Luft war ein bißchen zu niedrig – was beiläufig gesagt, nicht stimmte – und versuchte, den Zustrom selber zu regulieren. Das war mein Fehler. Man soll sich nie an den Maschinen einer anderen Kultur vergreifen, wenn man sie nicht genauestens kennt.

Weitere Kostenlose Bücher