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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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hinauf und schnitt ihn los. Ich versuchte dabei die Schlingpflanze zu halten, aber sie entglitt meinen Fingern, und Demaree stürzte zu Boden, jedoch unverletzt.
    Wir drei standen einen Augenblick da und erwarteten den Angriff. Aber er kam nicht.
    Einen Moment lang hatten uns die Marsianer so gut wie sicher gehabt, während Demaree in der Schlinge baumelte und Solveig und ich uns um ihn bemühten. Sie hätten uns ohne weiteres erledigen können. Und sie hatten es nicht getan. Sie hatten die Falle gestellt, und die Beute nicht beachtet.
    Wir sahen uns verwundert an.
    Warum?
    WIR fanden eine Höhle direkt neben dem Pfad. Sie war eng und hoch, aber der beste Schutz, den wir momentan finden konnten, gegen den abendlichen Sandsturm und die Kälte der Nacht. Wir drei hockten uns hinein, eng aneinander gepreßt. Demaree schlug vor, ein Feuer zu machen. Aber obwohl das auf dem Boden herumliegende Holz trocken genug war, um auch in der dünnen Marsatmosphäre zu brennen, entschieden wir uns vorerst doch dagegen. Vielleicht später, wenn wir die Kälte nicht mehr aushalten konnten. Dann blieb uns keine andere Wahl. Aber in der Zwischenzeit war es besser, die Aufmerksamkeit der Marsianer nicht sofort auf uns zu lenken.
    Ich fragte Solveig, der den Befehl über unsere Gruppe übernehmen zu wollen schien, ob Bedenken bestehen würden, wenn wir uns unterhielten, und er zuckte die Achseln. »Wie sollen wir das wissen? Vielleicht hören sie uns, vielleicht auch nicht. Die Luft ist dünn, und der Schall trägt nicht weit – jedenfalls für unsere Ohren. Aber für die Ohren der Marsianer? Was weiß ich?«
    So unterhielten wir uns denn – nicht laut und auch nicht sehr lange, weil es schließlich und endlich auch nicht viel zu sagen gab. Uns beschäftigten die Rätsel und Widersprüche, die uns die Marsianer aufgaben.
    Phantastische Waffen, die aus dem Nichts den Tod brachten oder zwischen den Sanddünen schimmernd entstanden – und eine Kultur, kaum höher als die der irdischen Steinzeit. Selbst die besten Fernlenkgeschosse der Erde hätten nicht genauer und kaum tödlicher sein können in Anbetracht des Zieles, als das Geschoß, das unseren zweiten Wagen auslöschte. Und der goldene Schein, der Keever getötet hatte, war uns völlig unerklärlich.
    Und doch – Dörfer aus Zweighütten! In keiner Marsianerbehausung hatte man auch nur eine Spur von etwas so kompliziertem wie einem Flammengewehr gefunden, viel weniger noch von diesen anderen Waffen…
    Ganz allmählich wurde es dunkler, und dann war alles schwarz um uns. In unserer Höhle konnten wir das Kreischen des Windes hören. Wir saßen in einer kleinen Spalte in dem nackten Fels, in halber Höhe einer der Schluchten, die den Spaltklippen ihren Namen gegeben hatten. Wild durcheinander türmten sich Felsbrocken vielleicht dreißig Meter unter uns, und die andere gegenüberliegende Wand des Abgrunds war kaum auf Sprungweite entfernt. Wir hatten unsere Höhle entlang eines unregelmäßig geneigten Gesimses erreicht, und um zu uns zu kommen, mußte der Wind erst durch eine ganze Reihe natürlicher Blenden. Selbst so hörten wir, wie das spärliche Gebüsch vor dem Höhleneingang vom Wind zerzaust wurde.
    Demaree hustete und versuchte, eine Zigarette anzuzünden. Beim vierten Versuch brachte er sie zum Glimmen, aber sie ging fast sofort wieder aus. Es ist nicht unmöglich, in der Marsatmosphäre zu rauchen, aber es ist auch nicht leicht. Der Tabak brennt schlecht und schmeckt noch schlechter.
    Demaree knurrte: »Verdammtes Zeug. Glaubt ihr, daß wir hier gut aufgehoben sind?«
    »Vor dem Wind?« fragte Solveig. »Sicher. Sie haben ja gesehen, wie wenig Sand hier hereingetragen wurde. Woran ich denke, ist die Kälte, die später kommen wird.«
    NACH einer halben Stunde hatte sich der Wind wieder gelegt, aber jetzt kam die Kälte, stärker und gewaltiger als alles, was ich je vorher erlebt hatte. Unsere Sandmäntel halfen ein wenig, da sie nach beiden Richtungen fast völlig wärmeisolierend wirkten. Wir wickelten uns fest in sie ein, schlossen sorgfältig alle Luftlöcher, durch die der Schweiß austreten sollte, kuschelten uns eng aneinander, und trotzdem war die Kälte fast unerträglich. Und sie würde während der nächsten Stunden stetig größer werden.
    »Wir werden ein Feuer machen müssen«, sagte Solveig widerstrebend. »Kommt und sammelt Holz.« Wir standen auf, tasteten uns über das Gesims und suchten zusammen, was an toten Zweigen herumlag. Wir mußten den ganzen Weg

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