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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Gelegenheit gehabt.
    Aber das lag jetzt hinter ihnen, und jetzt konnten sie sich endgültig niederlassen – die sechs, die sie waren – und das Leben führen, von dem sie während dieser langen Jahre nur geträumt hatten. Nach nur wenigen Wochen schon war ihnen der Planet ans Herz gewachsen, und in den kommenden Jahren würde er vielleicht zu einer neuen Heimat werden, so wie es die Erde nie hatte sein können.
     



 
    Von neuem spürte er die Verwunderung, daß sie es überhaupt hatten schaffen können. Daß die Erde sechs ihrer Unsterblichen erlauben würde, ihren Fängen zu entschlüpfen, schien einfach unbegreiflich. Denn die Erde brauchte ihre Unsterblichen, und daß nicht bloß einer, sondern gleich sechs von ihnen hatten entkommen können, um von nun an ihr eigenes Leben zu leben, klang völlig unglaublich. Und trotzdem war es geschehen.
    Irgend etwas konnte damit nicht stimmen, sagte sich Winston-Kirby. Während des jahrhundertelangen Fluges hatten sie oft darüber gesprochen und sich gefragt, wie es wohl möglich gewesen war. Cranford-Adams, so erinnerte er sich, war überzeugt gewesen, daß sie in eine heimtückische Falle gegangen waren. Aber nach hundert Jahren gab es dafür immer noch keine Beweise, und es begann den Anschein zu haben, daß Cranford-Adams unrecht hatte.
    Winston-Kirby langte oben auf dem sanftgeneigten Hügel an, den er die letzten Minuten emporgestiegen war, und jetzt – in dem sich vertiefenden Dunkel – sah er das Haus vor sich. Es war genau das Haus, von dem er lange Jahre geträumt hatte, genau das Haus, das in eine solche Landschaft hineinpaßte – nur daß die Roboter es viel zu groß gebaut hatten. Aber das, so tröstete er sich, war etwas, das man von Robotern erwarten konnte und mußte. Sie waren sicher sehr brauchbar, ihre Absichten waren gut, sie waren gehorsam, und es war gut, sie um sich zu haben, aber manchmal waren sie doch ziemlich dumm.
    DORT stand das Wohnhaus, und das Licht schimmerte hinter seinen Fenstern. Daneben die dunklen Klötze der Nebengebäude, wo die Tiere untergebracht werden würden, die als gefrorene Embryos mit dem Schiff angekommen waren und bald aus den Brutkästen ausschlüpfen würden. Dort das ebene Land, wo in wenigen Monaten Felder und blühende Gärten stehen würden. Und dahinter, dem Norden zu, das Raumschiff, das nach langen Wanderjahren nun endlich zur Ruhe gekommen war.
    Während er es noch betrachtete, sprang der erste helle Stern aus dem Dunkel hervor. Er stand genau über der Nase des Schiffes, und Schiff und Stern sahen aus wie eine riesige symbolische Weihnachtskerze.
    Er schritt den Hügel hinab. Die erste schwache Brise des Nachtwindes strich über sein Gesicht und brachte mit sich den vertrauten süßen Duft des Heidekrauts, und er war glücklich und voll innerer Freude.
    Es war sündig, dachte er, so zu frohlocken, aber er hatte Grund dazu. Die Reise war gut verlaufen und die Landung erfolgreich gewesen, und hier schritt er nun, der unbestrittene Alleinbesitzer eines ganzen Planeten, auf dem er dann später einmal eine Familie und eine Dynastie gründen würde. Und er hatte Zeit, soviel Zeit. Er brauchte nichts zu überstürzen. Er hatte die ganze Ewigkeit für sich.
    Und was das beste war von allem, er hatte gute Kameraden.
    Es waren die Gespräche gewesen, so sagte er sich, mehr als alles andere, die ihnen geholfen hatten, heil an Körper und Geist den langen Flug zu überstehen. Das und ihre gegenseitige Freundschaft und die Würdigung der Feinheiten menschlicher Kultur – das Verständnis der Künste, die Liebe zu guter Literatur, das Interesse für Philosophie. Es geschah nicht oft, daß sechs Leute auf engem Raum hundert Jahre lang zusammenleben konnten, ohne einen einzigen Streit, einen einzigen Anfall von Raumfieber zu haben.
    Drinnen im Haus würden sie jetzt auf ihn warten in dem Licht der Kernen und des Kaminfeuers. Die Gläser würden voll sein, und das Gespräch würde schon begonnen haben, und die Wärme guter Freundschaft und gegegenseitigen Verstehens würde den Raum erfüllen.
    Cranford-Adams würde in dem Lehnstuhl vor dem Kamin sitzen und in die Flammen starren und nachdenken, denn er war der Denker der kleinen Gruppe. Und Allyn-Burbage würde mit einem Ellbogen auf dem Sims davorstehen, ein Glas in seiner Hand und einem leisen humorvollen Funkeln in seinen Augen. Cosette-Middleton würde sich mit ihm unterhalten und mit ihm lachen, denn sie mit ihrem goldenen Haar war der fröhliche Kobold unter ihnen.

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