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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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gegenüber, und er fühlte sich krank und verloren. Jetzt wurde ihm die Rechnung präsentiert, nachdem man es so lange wie möglich hinausgeschoben hatte – und nicht nur hinausgeschoben aus gütigen Motiven heraus, aus Rücksichtnahme, sondern auch aus harter Notwendigkeit, eine Konzession, des praktisch denkenden Verstandes seiner menschlichen Verletzbarkeit gegenüber.
    Denn kein Mensch – gleichgültig, wie seelisch ausgeglichen, gleichgültig, ob unsterblich er war – konnte bei gesundem Körper und Geist eine solche Reise überdauern wie die, die er hinter sich gebracht hatte. Um ein Jahrhundert des Lebens im Weltraum auszuhalten, braucht man barmherzige Illusionen und die Gesellschaft anderer Menschen, die einem das Gefühl der Geborgenheit und eines zweckerfüllten Lebens geben. Und diese Gesellschaft muß mehr als menschlich sein. Denn die Gesellschaft bloßer Menschen, so ideal sie auch sein könnte, würde Ärger, Unstimmigkeiten, zahllose Streitigkeiten mit sich bringen, würde zuletzt zu dem tödlichen Raumfieber führen.
    Das Dimensino war die Antwort. Es gab die Illusion von Geselligkeit und Freundschaft, die sich jeder Stimmung und Laune des menschlichen Versuchsobjektes anpassen konnte. Und es lieferte dazu noch den Hintergrund für diese Geselligkeit – eine Art zu Wirklichkeit gewordener Wunschvorstellungen, die eine innere Sicherheit verlieh, wie sie Menschen unter normalen Umständen nie kennen könnten.
    Er setzte sich nieder auf sein Bett und begann seine schweren Wanderschuhe auszuziehen.
    Die so praktisch denkende menschliche Rasse, dachte er – praktisch bis zu dein Punkt, sich selbst zum Narren zu halten, nur um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, praktisch bis zu dem Punkt, das Dimensino so zu bauen, daß seine Bestandteile nach der Ankunft weiterverwendet werden konnten als Bauelemente für die Brutkästen.
    Aber trotzdem willig, einen hohen Einsatz zu wagen, wenn es sich lohnte und wenn es nötig war. Bereit, darauf zu wetten, daß ein Mensch auch ein Jahrhundert der Einsamkeit im Weltraum überleben könnte, wenn er nur genügend von der Wirklichkeit abgeschirmt worden war – abgeschirmt durch das, was Fleisch und Blut schien und doch in Wahrheit nur dank des menschlichen Geistes existierte, dem bei der Herstellung dieser Illusion von komplizierten elektronischen Geräten geholfen wurde.
    Denn kein Schiff hatte sieh jemals auf einem Kolonisationsflug so weit hinaus gewagt. Kein Mensch hatte selbst halb so lange unter dem Einfluß des Dimensino gelebt.
    Aber es gab nur wenige Planeten, wo der Mensch eine Kolonie unter natürlichen Bedingungen errichten konnte, ohne ausgedehnte und kostspielige Einrichtungen und Vorsichtsmaßnahmen. Die naheliegenden dieser Planeten waren schon kolonisiert worden, und Untersuchungen der entfernteren hatten gezeigt, daß dieser, den er schließlich erreicht hatte, besonders attraktiv war.
    Also hatten die Erde und die Menschen das Glücksspiel gewagt. Ein Mensch im besonderen, sagte sich Winston-Kirby voller Stolz, aber der Stolz lag bitter in seinem Mund. Die Wetten, so erinnerte er sich, hatten fünf zu drei gegen ihn gelautet.
    Und doch – selbst in seiner Bitterkeit – erkannte er die Bedeutung dessen, was er getan hatte. Es war ein weiterer Durchbruch ins Unbekannte, ein weiterer Triumph für das geschäftige kleine Hirn, das gegen das Tor zur Ewigkeit hämmerte.
    Es bedeutete, daß die Galaxis offen vor der Erde lag, daß die Erde das Zentrum eines sich ausdehnenden Imperiums bleiben konnte, daß Dimensino und Unsterblichkeit bis an den Rand des Universums reichen konnten, daß der Samen der Menschen weithin verstreut werden konnte, indem er in der Form gefrorener Embryos die langen kalten Entfernungen zurücklegte, die dem Verstand wehtaten bei dem bloßen Gedanken an ihre Größe.
    ER ging zu der kleinen Kommode, suchte sich andere Kleidung heraus, legte die Sachen auf das Bett und begann, seine Wanderkleidung auszuziehen.
    Alles verlief wie geplant, hatte Hiob gesagt.
    Das Haus war größer, als er es gewünscht hatte, aber die Roboter hatten nichts Falsches gemacht – um tausend Babys unterzubringen brauchte man ein großes Gebäude. Die Brutkästen waren fertig, und die Zimmer für die Säuglinge wurden gerade gebaut. Eine weitere Kolonie der Erde befand sich auf ihrem Weg.
    Und Kolonien waren wichtig, so erinnerte er sich und dachte zurück an jenen Tag vor hundert Jahren, als er und viele andere die Pläne für dieses Unternehmen

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