Galaxis Science Fiction Bd. 09
Verkehrszeichen mit einem Helm obendrauf. Obwohl das Geschöpf keinen Mund besaß, sagte der Dirac-Lautsprecher deutlich:
»Hallo, Chef! Hier spricht Thammos NGC 2287, Datum Gor 60-302 nach meinem Kalender, 2. Juli 2973 nach Ihrem. Das ist ein lausiger kleiner Planet. Alles stinkt nach Sauerstoff, genau wie auf der Erde. Aber die Eingeborenen haben uns akzeptiert, und das ist das Wichtigste. Unser Genie wurde wohlbehalten geboren. Detaillierter Bericht später persönlich. NGC 2287, Ende.«
»Ich wünschte, ich würde meinen New General Catalogue besser kennen«, sagte Weinbaum. »Ist das nicht M 41 in Canis major, der mit dem roten Stern in der Mitte? Und wir beschäftigen dort Nicht-Humanoiden? Was war das überhaupt für ein Geschöpf? Na, tut jetzt nichts zur Sache. Noch mal eine Runde, Thor.«
Dr. Wald ließ das Band von neuem abrollen. Weinbaum, den es ein wenig schwindelte, hatte aufgehört, sich Notizen zu machen. Das konnte später kommen, alles das konnte später kommen. Jetzt wollte er nur noch Bilder sehen und Stimmen hören und mehr Bilder mit mehr Stimmen – alle aus der Zukunft. Das war viel besser als Aquavit, selbst mit Bier.
DER Lehrfilm war zu Ende, und Krasna berührte einen Knopf. Der Schirm verdunkelte sich und faltete sich lautlos zurück in den Tisch.
»Sie haben vieles nicht voraussehen können«, sagte er. »Daß, zum Beispiel, wenn ein Teil der Regierung allwissend wird, er notwendigerweise allmählich die ganze Regierungsgewalt übernehmen muß – gleichgültig wie klein sein Anteil an der Verwaltung auch vorher war.
Auf der andern Seite befürchteten manche Leute, daß eine solche Regierung zu einer starren Diktatur werden könnte. Aber das konnte in Wirklichkeit nicht geschehen und geschah auch nicht, denn je größer das Wissen, desto größer ist auch das Operationsfeld und desto beweglicher und dynamischer muß die Gesellschaftsform sein, die man benötigt. Wie kann sich eine starre Gesellschaft auf andere Sternsysteme ausdehnen, geschweige denn auf andere Milchstraßen? Unmöglich.«
»Ich sollte denken, daß es doch möglich, wäre«, sagte Jo nachdenklich. »Schließlich, wenn man im voraus weiß, was jedermann tun wird…«
»Aber das wissen wir ja gar nicht. Das wird höchstens allgemein angenommen, ein beabsichtigtes Ablenkungsmanöver. Schließlich werden nicht alle Geschäfte im Kosmos über Dirac abgewickelt. Die einzigen Ereignisse, die wir belauschen können, sind die, die als Botschaften übermittelt werden. Bestellen Sie etwa Ihr Essen über Dirac? Natürlich nicht. Sie, zum Beispiel, haben bis zum heutigen Tag noch kein einziges Wort über den Dirac gesprochen.
Aber es kommt noch viel mehr dazu. Alle Diktaturen beruhen auf der Annahme, daß man die Gedanken der Menschen unter Kontrolle zu halten vermag. Wir aber wissen, daß gerade die Gedanken der Menschen das einzige freie Ding im ganzen Universum sind. Wir würden uns lächerlich machen, gegen dieses Naturgesetz angehen zu wollen. Deshalb ist der Dienst in keinster Weise eine Gedankenpolizei. Wir sind nur an Handlungen interessiert. Wir sind eine Ereignispolizei.«
»Aber warum?« fragte Jo. »Wenn unsere ganze Zukunft vorherbestimmt ist, warum plagen wir uns dann, zum Beispiel, mit diesen Junger-Mann-trifft-junges-Mädchen-Aufträgen ab? Sie werden sich sowieso begegnen.«
»Natürlich werden sie das«, stimmte Krasna bereitwillig zu. »Aber schauen Sie, Jo, unsere Interessen als Regierung basieren auf der Zukunft. Wir operieren, als wäre die Zukunft genauso real wie die Vergangenheit, und bis jetzt wurden wir von dieser Handlungsweise noch nie enttäuscht. Der Dienst ist hundertprozentig erfolgreich. Aber dieses großartige Funktionieren trägt, auch eine Warnung in sich. Was würde geschehen, wenn wir aufhören würden, die Zukunft zu überwachen? Wir wissen es nicht, und wir wagen auch nicht, unsere Neugier durch einen Versuch in dieser Hinsicht zu stillen. Es ist und bleibt ein Risiko, trotz aller Anzeichen, daß die Zukunft in allen Einzelheiten festgelegt und vorherbestimmt ist. Wir glauben, daß im Grunde nichts schiefgehen kann – aber wir müssen von der Voraussetzung ausgehen, daß das Schicksal nur dem hilft, der sich selber hilft.
Deshalb müssen wir eine so große Anzahl von Paaren vom Moment des ersten Kennenlernens bis zur Heirat überwachen. Wir müssen uns vergewissern, daß jede Person, die in einer Dirac-Sendung erwähnt wird, auch wirklich zur Welt kommt. Unsere Pflicht als
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