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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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schweren Panzerläden vor den Fenstern oder das Kreischen des Generators, während die Radarantenne aus ihrem nächtlichen Halbschlaf zu wirbelndem Leben erwachte, noch das aufgeregte Geplapper der Kinder, die ein paar Probesalven durch die Läufe ihrer Maschinengewehre jagten, vermochte ihn aus der dumpfbrütenden Stimmung zu reißen, in der er die Nacht verbracht hatte.
    Der Drill dauerte bis zehn Uhr, bis sich gezeigt hatte, daß die Verteidigungsanlagen des Hauses genau alles das taten, was sie tun sollten, und daß die einzelnen Mitglieder der Familie ihre Aufgaben zufriedenstellend beherrschten. Selbst seiner Großmutter legendäre Geschicklichkeit mit dem E-Messer hatte noch nicht nachgelassen. Natürlich bestand die unausgesprochene Möglichkeit, daß sie die Entfernung eines jeden wahrscheinlichen Ziels in der Umgebung auswendig gelernt hatte, doch wenn das zutraf, so war das kein Ausweichen ihrer Pflicht, sondern eine wertvolle Fertigkeit.
    »Sehr gut«, sagte Cott über die Sprechanlage. »Alle Mitglieder des Haushalts sind jetzt entlassen, außer den Kindern, die sich bei mir für weiteres Training melden.«
    Seine Mutter, deren Gefechtsstation wenige Meter von der seinen an dem Radargerät war, lächelte ihm anerkennend zu, während sie das Gerät auf Automatik umschaltete. Als er die Feuerleitstelle verlassen wollte, hielt sie ihn zurück, indem sie ihm sanft die Hand auf seinen Arm legte.
    »Ich bin froh, Cottrell, sehr froh«, sagte sie lächelnd.
    Er begriff zuerst gar nicht, was sie meinte, und schaute sie verständnislos an.
    »Ich hatte schon manchmal heimlich befürchtet, du würdest deine Pflichten zu vernachlässigen beginnen wie so viele unserer Nachbarn«, fuhr sie erklärend fort, »aber ich hätte an dir nicht zweifeln sollen.« Aus ihrer Stimme klang unverhüllter Stolz. »Dein Charakter ist stärker als der der anderen. Mein Gott, ich hatte doch wirklich befürchtet, daß die Enttäuschung nach unserem gestrigen kleinen Gespräch dich ablenken könnte. Aber ich sehe, ich hatte Unrecht, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber bin.«
    Er lächelte gezwungen und beugte sich herunter, um sie zu küssen. Dann eilte er in das Wohnzimmer, wo sich die Kinder mit ihren Waffen schon versammelt hatten.
    AM frühen Nachmittag hatte er die kleineren entlassen, und nur noch seine zwei ältesten Brüder waren mit ihm draußen auf dem Übungsgelände. »In Deckung bleiben!« schrie Cott Alister zu. »Du wirst nicht mal die Grundausbildung überleben, wenn du nicht lernst, daß man sich auf dem Kamm eines Hügels regelrecht in den Boden einsinken lassen muß.«
    Cott riß seinen Karabiner an die Schulter. Ein Zweig zersplitterte neben dem Körper seines Bruders und verlieh seinen Worten tödlichen Nachdruck.
    »Jetzt du!« Er wandte sich blitzschnell an seinen zweiten Bruder. »Wie habe ich die Abdrift durch den Wind berechnet?«
    »Gras«, sagte Geoffrey lakonisch.
    »Falsch. Du bist die letzten zwei Wochen nicht mehr hier gewesen. Du kannst nicht genau abschätzen, wieviel Wind das Gras so bewegen wird, wie es das jetzt tut.«
    »Du hast mich gefragt, wie du es berechnet hast«, verbesserte ihn Geoffrey.
    »Na schön«, schnappte Cottrell. »Ein Punkt für dich. Und wie würdest du es tun?«
    »Gefühlsmäßig. Paß auf!« Geoffreys leichtere Waffe bellte mit einem Laut los, der seltsam dem Brechen des Zweiges ähnelte, der jetzt fünf Zentimeter unterhalb des Punktes zersplitterte, wo Cottrells schwerere Kugel ihn geknickt hatte. »So, du hast also einen Instinkt dafür, wie?« Cott war auf eine perverse Art froh, hier eine Möglichkeit gefunden zu haben, wie er seinem Ärger Luft machen konnte. »Mach’s nochmal!«
    Geoffrey zuckte mit den Achseln. Der Zweig splitterte, und sie hörten Alister schreien. Cott warf Geoffrey einen tadelnden Blick zu.
    »Du hast zu nahe an seine Hand geschossen. Wahrscheinlich hast du ihm Dreck ins Gesicht gespritzt.«
    Cott schaute hinüber zu dem Punkt, wo das Gras sich wie wild bewegte, während Alister versuchte, in Deckung zu rollen. Er runzelte die Stirn über die Ungeschicklichkeit seines Bruders und wandte sich dann wieder an Geoffrey. »Du hast aber seine Hand gar nicht sehen können. Höchstens seinen Rücken.«
    Über Geoffreys siebzehnjähriges Gesicht huschte ein Ausdruck unterdrückter Belustigung. »Ich hab mir überlegt, wo ich meine Hände halten würde, wenn ich Alister wäre. Ganz einfach.«
    Cott spürte die den Worten

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