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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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hatte oder in Olsens Worte einen noch stärkeren Unterton von Spott, der auch so immer in seiner Stimme mitschwang. Wenn Hollis mehr als üblich hohnvoll lächelte, dann konnte das vermutlich bedeuten, daß er in sich eine neue Qualität entdeckt hatte, die ihn seinen Mitmenschen überlegen machte. Nur vermutlich, vermutlich, aber keine Gewißheit. Weder im Positiven noch Negativen.
    Cotts Hand schloß sich um das Glas, und er züchtigte seine Kehle mit dem Feuer des hinunterlaufenden Getränks. Mit jedem Schluck, den er nahm, wurden die Erinnerungen an Barbara deutlicher und lebendiger.
    »Hallo, Junge!«
    Oh, mein Gott! dachte er. Er hatte ganz vergessen, daß auch Holland ein Mitglied des Klubs war. Regungslos sah er zu, wie der ältere Mann auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm, und überlegte dabei, wie viele trockene Gluckser wohl die Erzählung des Mannes von den Ereignissen der letzten Nacht begleitet hatten.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?« konnte er endlich herausbringen. Er durfte das Mindestmaß an Höflichkeit nicht vergessen.
    »Hast doch nichts dagegen, wenn ich mein Glas an deinem Tisch trinke, oder?«
    Cott schüttelte seinen Kopf. »Ein Vergnügen, Sir.«
    Der Gluckser, den Cott erwartet hatte, kam. »Hör mal, mein Junge, nimm noch ein paar Schlucke aus deinem Glas. Dann vergißt du vielleicht, so geschraubt daherzureden.« Mr. Holland lachte von neuem.
    »Ich glaube, ich war gestern nacht ein bißchen gereizt«, fuhr er fort. »Tut mir leid, Junge. Jeder hat ein Recht darauf, so zu leben, wie er es möchte.«
    Cott starrte schweigend in sein Glas. Die Klarheit der Gedanken, die er gerade zurückzugewinnen begonnen hatte, war wieder hinter Nebeln verschwunden, als hätte Mr. Hollands Gegenwart allein gereicht, ihn wieder zurück in den geistigen Malstrom zu werfen, in dem er schon die ganze Nacht und fast den ganzen Tag gekämpft hatte. Er war sich nicht länger mehr sicher, ob Mr. Holland die Geschichte der letzten Nacht auch wirklich für sich behalten hatte. Er war sich nicht länger mehr sicher, ob Geoffreys Vermutung nicht mehr als ein Schuß ins Blaue war. Er war sich überhaupt nichts mehr sicher.
    »Hör zu, Junge…«
    Und plötzlich kam ihm der Gedanke, daß Mr. Holland – zum ersten Male, seit er ihn kannte – seiner Sache genausowenig sicher war wie er selbst. Er schaute auf, sah den Schimmer der Unsicherheit in den Augen des Mannes.
    »Ja, Sir?«
    »Junge, ich weiß nicht… ich habe letzte Nacht versucht, dir gut zuzureden, aber ich nehme an, wir waren beide nicht in der richtigen Stimmung dazu. Was meinst du, glaubst du heute aufmerksamer zuhören zu können, besonders, wenn ich meine Worte ein bißchen sorgfältiger wähle?«
    »Gewiß, Sir.« Das zumindest verlangte die Höflichkeit.
    »Also, schau – ich war ein Freund deines Onkels Jim …«
    Cott zuckte zusammen. »Sir, ich…« Er hielt inne. Im gewissen Sinne war er Mr. Holland verpflichtet. Einmal mußte er ihn ausreden lassen. Er sagte: »Es tut mir leid, Sir. Bitte, fahren Sie fort.«
    HOLLAND nickte. »Wir machten zusammen den Feldzug unter Berendtsen mit. Ich weiß, verschiedene Leute hier in der Gegend hören das gar nicht gerne. Aber es ist wahr, und viele Leute erinnern sich noch daran – also ich kann es ruhig zugeben.«
    »Jim war Matt Garvins ältester Sohn«, fuhr Holland fort. »Du kannst stolz auf deinen Großvater sein. Er hat nach dem Krieg das halbe New York zusammengehalten. Du hast ja davon gehört, wie sie sich gegenseitig umbrachten, um den anderen die Munition abzunehmen, und wie die Frauen ihre Männer überallhin begleiten oder lernen mußten, genausogut zu schießen wie die Männer. Es war Matt Garvin, der das alles änderte – in dem ganzen Gebiet östlich des Broadways, von der dreiundzwanzigsten Straße bis zur Battery –, und als die ersten Kinder dann das Gehen gelernt hatten, konnte jedes es wagen, sich im hellen Tageslicht zu zeigen.
    Eines dieser Kinder war Jim. Ich war ein anderes, und Ted Berendtsen ein drittes. Und als Ted später die Vereinigungsarmee aufstellte, gingen wir mit.«
    Etwas, das halb Reflex war, zog Cotts Mund schief, als die Vereinigungsarmee erwähnt wurde.
    »Auf eine andere Weise war das, was Ted vorhatte, nicht zu schaffen, Cott«, sagte Mr. Holland, der das Zucken von Cotts Mund gesehen hatte. »Wie sonst hätten wir inmitten verbarrikadierter Bauern und nomadisierender Einzelgänger wieder eine Zentralregierung aufrichten können? Hätten wir sie alle einzeln

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