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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Schminkkästchen, ihren verwegenen Lockenfrisuren und ihren starren Gesichtern mit den perfekt gemalten Mündern. Eine von ihnen blieb stehen und sagte etwas zu dem Manager, eine Entschuldigung über irgend etwas, und er sagte: »Schon gut. Verschwind in die Gard'robe.«
    Eine Dreimannkapelle stimmte hinter dem Bühnenvorhang ihre Instrumente, und jetzt standen plötzlich zwei Mixer hinter der Theke. Hauptsächlich ging Bier – es war mitten in der Woche. Meine Flasche war leer, und ich mußte ein paar Minuten warten, bis ich eine neue bekam. Die Bar füllte sich zuerst von der Bühnenseite her, denn alle Besucher wollten für ihre Fünfzig-Cent-Biere den Striptease-Tänzerinnen so nahe wie möglich sein. Aber ich bemerkte, daß sich niemand neben den Jungen setzte, oder wenn es jemand tat, dann blieb er nicht lange. Das ist wirklich gut, dachte ich. Da will man ein bißchen Spaß haben, und dann kommandiert einen der Barmixer herum und keiner will sich neben einen setzen. Ich nahm mein Glas und die Flasche und hockte mich auf den Schemel zu seiner Linken.
    Er wandte sich sogleich nach mir um und sagte: »Was für'n Laden is'n das eigentlich?« Die zerplatzten Adern überzogen sein ganzes Gesicht. Es waren nur kleine, aber so viele und so eng beieinander, daß sein Gesicht aussah wie marmorierter Gummi. Der seltsame Blick in seinen Augen, das waren die Kontaktlinsen, die er über den Augäpfeln trug. Aber ich gab mir Mühe, ihn weder ungebührlich anzustarren noch wegzublicken.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Die Show ist ganz gut, wenn Ihnen der Lärm von…«
    Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und hielt mir das Päckchen entgegen. »Ich bin Raumschiffer«, sagte er, mich unterbrechend.
    Ich nahm eine Zigarette und sagte: »Oh.«
    Er knipste sein Feuerzeug an und sagte: »Venus.«
    ICH bemerkte, daß sein Zigarettenpäckchen auf der Theke eine gelbe Banderole statt der gewöhnlichen blauen trug.
    »Ist das nicht ein Witz?« sagte er. »Da darf man nicht rauchen und kriegt ein Feuerzeug als Souvenir. Auf dem Mars letzte Woche gaben sie uns allen so ein billiges Schreibetui.«
    »Sie kriegen etwas auf jedem Flug, wie?« Ich nahm einen guten langen Schluck aus meinen Glas und er trank den Rest seines Scotch und Wasser.
    »Reise. Wir nennen einen Flug einen Schuß Reise.«
    Eines der Mädchen war dabei, die Bar zu bearbeiten. Sie machte Anstalten, den leeren Hocker zu seiner Rechten zu besteigen, erwischte aber einen Blick auf sein Gesicht und überlegte es sich anders. Sie schmiegte sich an mich und fragte, ob ich ihr einen netten kleinen Drink spendieren würde. Ich sagte nein, und sie knöpfte sich den nächsten in der Reihe vor. Ich konnte direkt spüren, wie der Junge zitterte. Als ich mich nach ihm umdrehte, stand er gerade auf. Ich ging ihm nach. Der Manager grinste automatisch und sagte: »Nacht, Jungens.
    Der Junge blieb draußen auf der Straße stehen und sagte: »Sie brauten mir nicht nachzuschleichen, Pappi.« Es klang so, als brauchte ich nur ein falsches Wort zu sagen und würde eins zwischen die Zähne bekommen.
    »Nichts für ungut. Ich weiß ein Lokal, wo es noch schlimmer ist.«
    Er riß sich zusammen und tat so, als ob ich einen Witz gemacht hätte.
    »Das muß ich sehen«, sagte er. »In der Nähe?«
    »Ein paar Straßen weiter.«
    Wir gingen los, es war eine schöne Nacht.
    »Ich kenn' die Stadt hier nicht«, sagte er. »Ich bin aus Covington, Kentucky. Wenn man dort trinkt, tut man's zu Hause. Kneipen wie die hier haben wir keine einzige.« Er meinte das ganze Viertel.
    »Es ist nicht so schlimm wie es aussieht«, sagte ich. »Ich bin sehr oft hier.«
    »Tatsache? Ich meine, ein Mann in Ihrem Alter hat bei uns zu Hause schon lange Frau und Kinder.«
    »Hab ich auch. Der Teufel soll sie holen.«
    Er lachte wie ein richtiger Junge. Er war bestimmt noch keine fünfundzwanzig. Das schlechte Straßenpflaster machte ihm keine Schwierigkeiten, trotz seiner Scotch und Wasser. Ich erwähnte es.
    »Gleichgewichtssinn«, sagte er. »Muß man haben, wenn man da draußen herumkutschieren will. – Sie sind so viel draußen in 'nem Anzug. Die Leute wissen gar nicht, wieviel. Lecks. Und Sie sind keinen Cent wert, wenn Sie Ihren Punkt verlieren.«
    »Was heißt das?«
    »Oh. Na ja, es ist schwer zu beschreiben. Wenn Sie draußen an dem Schiff sind und Ihren Punkt verlieren, heißt das, daß Sie ganz durcheinander geraten. Sie wissen nicht mehr, in welcher Richtung der Eimer – das ist

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