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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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und außerordentlich hübsch. Sie sahen genauso aus wie die Sorte Leute, die man gern zu Nachbarn haben möchte.
    »Hast du sie mitgebracht?« fragte ein hagerer alter Mann. Er atmete noch schwer, so schnell war er gerannt.
    »Was mitgebracht?«
    »Die Karottensamen, Du versprachst, sie mitzubringen. Und die Kartoffeln?«
    Eldridge holte sie aus seinen Taschen. »Hier sind sie«, sagte er.
    »Danke. Glaubst du wirklich, daß sie in diesem Klima gedeihen werden? Ich nehme an, wir…«
    »Später, später«, unterbrach der große Mann. »Du mußt müde sein«.
    Eldridge dachte zurück an all das, was geschehen war, seit er zum letzten Male in 1954 aufgewacht war. Subjektiv gesehen, lag das nur einen oder zwei Tage zurück, aber darin eingeschlossen waren Tausende von Jahren, Verhaftungen, Ausbrüche, Gefahren und verwirrende Rätsel.
    »Müde? sagte er. »Ja, sehr«.
    »Vielleicht möchtest du jetzt in dein Haus gehen?«
    »Mein Haus?«
    »Sicher. Das Haus, das die Lagune überblickt – das du dir selber gebaut hast. Erinnerst du dich nicht?«
    Eldridge lächelte schwach und schüttelte seinen Kopf.
    »Er erinnert sich nicht!« rief der Mann erstaunt aus.
    »Du erinnerst dich nicht an unsere Schachpartien?« fragte ein anderer.
    »Und wie wir zum Fischen fuhren?« sagte ein Junge.
    »Oder an unsere Picknicks und Feste und Tanzabende?«
    »Und die Segelpartien?«
    ELDRIDGE schüttelte den Kopf auf jede der besorgten Fragen. »All das geschah, bevor du zu deiner eigenen Zeit zurückkehrtest«, sagte der große Mann.
    »Zurückkehrtest?« fragte Eldridge. Hier war alles, was er sich je gewünscht hatte. Frieden, Harmonie, ein warmes Klima, gute Nachbarn. Er blickte auf den Sack. Und Bücher und Musik, fügte er im Geiste hinzu. Guter Gott! Kein Mensch, der bei gesundem Verstand war, würde einen solchen Ort wie diesen verlassen mögen. Und das brachte ihn auf eine wichtige Frage. »Warum bin ich hier weggegangen?«
    »Aber sicher erinnerst du dich noch daran?«
    »Ich fürchte, nein.«
    Ein schlankes, blondes Mädchen trat auf ihn zu. »Du erinnerst dich wirklich nicht, zu mir zurückgekommen zu sein?«
    Eldridge schaute sie mit großen Augen an. »Sie müssen Beckers Tochter sein. Das Mädchen, das mit Morgel verlobt war. Die ich entführt habe«.
    »Ich war nicht mit Morgel verlobt. Das hat sich Morgel nur gedacht«, sagte sie. »Und du hast mich auch nicht entführt. Ich bin freiwillig mitgegangen«.
    »Oh, ich verstehe«, sagte Eldridge und kam sich wie ein Idiot vor. »Ich meine, ich glaube zu verstehen. Das heißt – erfreut, Sie kennenzulernen«, endete er lahm.
    »Du brauchst nicht so formell zu sein«, sagte sie. »Schließlich sind wir ja verheiratet. Und du hast mir doch einen Spiegel mitgebracht, oder?«
    Der Kreis war geschlossen. Eldridge lächelte, holte einen Spiegel aus seinem Sack und gab ihn ihr. Dann gab er den Sack an den großen Mann weiter. Erfreut schaute sie in den Spiegel und tat mit ihren Augenbrauen und Haaren, was Frauen immer und überall tun, wenn sie in einen Spiegel blicken.
    »Wir wollen nach Hause gehen, Liebster«, sagte sie dann.
    Er kannte ihren Namen nicht, aber es gefiel ihm, was er sah. Gefiel ihm wirklich außerordentlich gut. Aber das war nur natürlich.
    »Ich fürchte, im Moment kann ich noch nicht«, antwortete er und schaute auf seine Uhr. Die halbe Stunde war fast vorbei. »Ich muß vorher noch etwas erledigen. Aber es wird nicht lange dauern«.
    Sie lächelte fröhlich. »Ich werde keine Angst haben. Du hast gesagt, Du würdest zurückkommen, und du bist zurückgekommen. Und du hast auch die Spiegel und die Samen und die Kartoffeln mitgebracht, so wie du es versprochen hattest«.
    Sie küßte ihn. Er schüttelte allen die Hände, die sich ihm eifrig entgegenstreckten. In gewisser Weise symbolisierte das den geschlossenen Kreis, den Alfredex benutzt hatte, um die törichte Vorstellung eines Zeitparadoxons zu zerstören.
    Das vertraute Dunkel nahm Eldridge in sich auf, als er den Knopf niederdrückte.
    Er hatte aufgehört, Eldridge II zu sein.
    Von jetzt ab war er Eldridge I, und er wußte genau, was vor ihm lag und wohin er ging, was er tun würde und müßte. Alles führte letzten Endes hin zu diesem Ort und zu diesem Mädchen, denn es stand völlig außer Frage, daß er zurückkehren und den Rest seines Lebens hier verbringen würde – mit ihr, seinen freundlichen Nachbarn, mit Büchern und Musik, glücklich und zufrieden.
    Es war wundervoll zu wissen, daß alles so

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