Galaxis Science Fiction Bd. 10
von der Zivilisation noch nicht verdorben worden war. Eldridge I in seiner Bitterkeit über Viglins Betrug mußte das noch viel stärker gefühlt haben.
Es war trotzdem ein bißchen enttäuschend, wenn auch wiederum nicht zu sehr. Außer, daß es vielleicht zu einsam war. Wenn es hier ein paar Menschen gäbe…
Ein Mann trat zwischen den Bäumen hervor. Er war kaum anderthalb Meter groß, mit breiten Schultern und den Muskeln eines Ringkämpfers. Ein Fell war um seine Hüften geschlungen Seine Haut war grau. Er trug einen dicken Ast, der ihm wohl als Keule diente.
Zwei Dutzend weitere Männer folgten ihm. Sie marschierten in gerader Linie auf Eldridge zu.
»Hallo, Freunde«, sagte Eldridge mit gemischten Gefühlen.
Der Führer antwortete in einer gutturalen Sprache und streckte ihm fordernd die offene Handfläche entgegen.
»Ich bringe euren Feldern Segen«, sagte Eldridge prompt. »Ich habe das, was ihr braucht.« Er langte in seinen Sack und holte ein Päckchen Karottensamen hervor. »Samen! Ihr werdet tausend Jahre in eurer Entwicklung überspringen können…«
Der Anführer knurrte ärgerlich, und seine Leute machten Anstalten, Eldridge zu umringen. Sie hielten ihm die leeren Hände hin und grunzten dazu aufgeregt.
Sie wollten weder den Sack noch waren sie an den Pistolen interessiert. Jetzt hatten sie ihn fast völlig eingekreist. Sie hoben ihre Keulen, und Eldridge hatte immer noch nicht die leiseste Ahnung, was sie von ihm wollten.
»Kartoffeln?« fragte er verzweifelt.
Sie wollten auch keine Kartoffeln.
Nur noch zwei Minuten, und er konnte einen neuen Zeitsprung machen. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
Die Wilden waren im Nu hinter ihm her. Eldridge sprintete in den Wald wie ein Windhund. Ein paar Keulen schwirrten an seinem Kopf vorüber. Noch eine Minute.
Er stolperte über eine Wurzel, raffte sich wieder auf und rannte weiter. Die Wilden waren ihm gefährlich nahe auf den Fersen.
Und jetzt noch zehn Sekunden, fünf Sekunden. Eine Keule prallte gegen seine Schulter.
Zeit! Er langte nach dem Knopf – und eine Keule traf seinen Kopf, schlug ihn zu Boden. Als er wieder sehen konnte, stand der Anführer der Wilden über seiner Zeitmaschine. Er hatte seine Keule zum Schlag erhoben.
»Nicht!« schrie Eldridge voll panischen Schreckens.
Aber der Anführer grinste nur wild und schlug zu. In einigen wenigen Sekunden hatte er die Maschine zu Schrott verwandelt.
ELDRIDGE wurde in eine Höhle geschleift. Zwei der Wilden bewachten den Eingang. Draußen konnte er sehen, wie eine Gruppe von Männern Holz sammelte. Frauen und Kinder liefen hin und her, schwerbeladen mit Tongefäßen. Nach ihrem Gelächter zu urteilen, bereiteten sie sich auf ein Fest vor. Eldridge begriff, daß die Hauptmahlzeit dazu er wohl liefern müßte.
Nicht, daß das jetzt noch so wichtig war. Sie hatten seinen Reisenden zerstört. Kein Viglin würde diesmal zu seiner Rettung kommen. Er war am Ende seiner Irrfahrt angelangt.
Eldridge wollte nicht sterben. Aber was noch schlimmer war, das war der Gedanke, daß er sterben würde, ohne herausgefunden zu haben, was Eldridge I nun in Wirklichkeit geplant hatte. Irgendwie war das unfair.
Einige Minuten saß er so da und bemitleidete sich selber. Dann kroch er weiter zurück in die Höhle in der leisen Hoffnung, vielleicht einen rückwärtigen Ausgang zu finden.
Die Höhle endete abrupt vor einer Granitwand. Aber er fand etwas anderes.
Einen alten Schuh.
Er hob ihn auf und starrte ihn verwundert an. Aus irgendeinem Grunde störte ihn der Schuh, obwohl es ein vollkommen gewöhnlicher brauner Lederschuh war, genau wie die beiden, die er selber trug.
Dann plötzlich fiel ihm der Anachronismus auf.
Was hatte ein solcher Gegenstand hier in dieser Steinzeitkultur zu suchen?
Er schätzte seine Größe ab und probierte ihn an. Der Schuh paßte ihm wie angegossen. Die Antwort war augenfällig – er mußte auf seiner ersten Reise hier vorbeigekommen sein.
Aber warum hatte er einen Schuh zurückgelassen?
Irgendetwas war drin. Für einen Stein war es zu weich, für ein Stück zerrissenes Futter zu hart. Er zog den Schuh wieder aus und fand ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er faltete es auseinander und las in seiner eigenen Handschrift:
»Eine blödsinnige Sache – wie redet man sich selber an? Lieber Eldridge? Na ja, lassen wir die Anrede; Du wirst das lesen, weil ich es auch gelesen habe, und deshalb natürlich schreibe ich es. Sonst würdest Du es nicht lesen
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