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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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und den anderen Geräten begangen hatte, trugen auch nicht zur Beruhigung meines Gemütes bei. Mein Gott, diese Ungewißheiten und Gefahren, wenn man sich in einer Welt befindet, über die man nichts weiß! Eine Phantasie-reise in ein anderes Zeitalter mag interessant und kurzweilig sein, aber die Wirklichkeit sieht doch etwas anders aus. ›Warten Sie doch!‹ hörte ich den Verkäufer hinter mir ausrufen.
    ICH schaute mich, wie ich hoffte, genauso nachlässig um, wie die anderen Fußgänger, die seinen Ruf vernommen hatten.
    Er kam mit weitausholenden Schritten und einem besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht hinter mir her. Ich beschleunigte mein Tempo so unauffällig wie möglich, versuchte dabei, recht viele Leute zwischen uns zu bringen, und schickte inzwischen ein Stoßgebet zum Himmel, daß sie denken möchten, ich wäre nur jemand, der sich in großer Eile befand. Der Verkäufer fing zwar nicht an zu rennen, noch rief er nach der Polizei, aber das konnte jeden Moment passieren.
    Sobald ich an einer Straßenecke angelangt war, nahm ich die Beine unter die Arme. Neben einem der Häuser in dieser Straße führte eine Art Kellertreppe nach unten, und ich sprang hinunter und preßte mich – nach Luft schnappend wie ein Schwimmer, der sich zu lange unter Wasser aufgehalten hat – gegen die Tür.
    Allmählich wurde ich ruhiger, aber noch war ich nicht begierig, mein Versteck zu verlassen. Vielleicht war inzwischen schon das ganze Gebiet von der Polizei, der Armee oder der Marine eingekreist?
    Wie kam ich darauf? Ganz einfach, ich dachte an den alten Ägypter, und wie verwirrt er gewesen sein würde, wenn man ihn in der Untergrundbahn für eine Sache verhaftet hätte, die zu seiner Zeit völlig selbstverständlich gewesen war und unter keiner Strafe gestanden hatte – Spucken! Ich konnte etwas genauso Unschuldiges getan haben, was aber nichtsdestoweniger in dieser Ära als unanständig oder strafbar angesehen wurde. Und zu keiner Zeit wohl hat Unwissenheit vor Strafe geschützt.
    Statt mich also wieder hinauszuwagen, drang ich vorsichtig weiter in das Gebäude ein. Es war seltsam ruhig und verlassen. Ich konnte das gar nicht verstehen, bis ich an einem Waschraum vorbeikam, in dem sich kleine Spinde und Waschbecken befanden, die mir kaum bis zum Knie reichten. Das Haus war eine Schule! Natürlich war es verlassen – der Unterricht war für heute beendet.
    Meine Nervenanspannung ließ nach. Meine verkrampften Muskeln lockerten sich. Wahrscheinlich gab es für mich in der ganzen Stadt kein besseres Versteck.
    Eine Volksschule!
    Was hatte der Verkäufer zu mir gesagt? ›Jedermann wird ja schon in der Grundschule über den Dynapack informiert.‹
    ES war irgendwie gruselig, durch diese Schule zu wandern, ungefähr so, als würde man einen vertrauten Ort seiner Kindheit besuchen, den die Zeit so entstellt hatte, daß man ihn kaum wiedererkannte. Ich fand keine Tafeln, kein Lehrerpult und keine Bänke, keine Tintenfässer, Zeigestöcke und Globen. Und trotzdem war es eine Schule, darüber bestand kein Zweifel. Die kleinen Waschbecken hatten es mir verraten und ebenfalls die kleinen Stühle, die fein säuberlich unter die in lebhaften Farben gestrichenen Tische gerückt waren. Ein großer bequemer Stuhl war offensichtlich der Sitzplatz des Lehrers, wenn er nicht gerade zwischen seinen Schülern herumwanderte.
    Vor jedem der Stühle stand auf dem Tisch festgemacht ein Kasten mit einer Art Fernsehschirm. Rechts und links in dem Kasten befanden sich Fächer, die Drahtspulen beherbergten, die auf kurzen Spindeln aufgewickelt waren. Die Spulen waren mit großen, gut lesbaren Nummern gekennzeichnet. Neben dem Stuhl des Lehrers stand ein größerer Kasten, in dem ich weitere Spulen fand, und an der den riesigen Fenstern gegenüber befindlichen Wand war ein großer Schirm eingelassen.
    Ich betrat einen der Räume und setzte mich in den Lehrerstuhl. Ich zerbrach mir den Kopf, wie ich hier wohl etwas über den Dynapack in Erfahrung bringen konnte. Ich kam mir vor wie ein Archäologe, der an den Überbleibseln einer alten Kultur herumrätselt und ihre Funktionen verstehen möchte.
    In jenem Stuhl zu sitzen, war fast so, als würde ich auf einer Wolke sitzen, die sich jeder Stellung meines Körpers vollkommen anpaßte. An einer der Lehnen befand sich eine Reihe Knöpfe. Ich drückte auf einen und wartete nervös, ob ich eventuell etwas getan hatte, was mich in Schwierigkeiten bringen könnte.
    In der Decke und in den Wänden

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