Galaxis Science Fiction Bd. 11
setzte sich und schenkte die drei Gläser aus seiner halbvollen Flasche ein.
»Ich habe schon ein wenig probiert«, sagte Kirsten, »wie Ihnen wohl nicht entgangen sein wird. Ich trinke. Das ist der Fluch, der auf mir lastet. Mein Fluch und meine Sorge. Aber auch mein ganzes Glück und meine Freude. Mein Redakteur hat mir schon oft gesagt: ›Randy‹, hat er gesagt, ›Sie gehören zu den wenigen, durch die das ganze Pressekorps in Verruf kommt. Sie sind ein Säufer, Randy, und dieses Ihr Laster zerstört den guten Eindruck, den die überwiegende Mehrzahl Ihrer Kollegen hinterläßt, die fast alle nüchterne und brave Bürger sind. Aber leider sind Sie auch ein Reporter, Randy, der wirklich mit unserer Sprache umzugehen versteht‹, hat er gesagt, ,und zwar so gut, daß Sie noch im gleichen Moment, in dem ich Ihnen den Laufpaß geben würde, von der Konkurrenz geschnappt würden. Und das ist der Grund, warum ich mir bin jetzt verkniffen habe, Sie mit einem Tritt hinauszubefördern. Das also sind die Worte, die mir mein Boß mehr als einmal ins Gesicht gesagt hatte, und ich wiederhole sie hier getreulich als möglichen Entschuldigungsgrund, sollten sie vielleicht meinen, daß ich mit dem, was unzweifelhaft für Sie ein schreckliches Erlebnis gewesen sein muß, etwas zu leichtfertig umgehe.«
Sam und Alex hatten ihre gefüllten Gläser ganz vergessen, während sie mit offenem Mund dem Wortschwall lauschten, der sich über sie ergoß.
»Das ist ja genausogut wie ein Kabarett«, sagte Alex schließlich.
»Besser, viel besser«, fuhr der Reporter fort, »und es kostet Sie keinen Pfennig. Jetzt aber würde ich mich freuen, wenn einer von Ihnen vielleicht so nett sein würde, Ihre Erlebnisse der letzten Stunden mir in mein stenografisches Ohr zu flüstern. Ich werde darauf verzichten, mir Notizen zu machen, aber Sie können sich darauf verlassen, daß in wenigen Stunden schon Ihr von mir noch etwas aufpolierter Bericht in den letzten Winkeln des Sonnensystems kursieren wird.«
Kirsten kippte seinen Stuhl zurück und ließ seine flinken Augen erwartungsvoll von dem einen zum ändern wandern.
Sie tranken und erzählten. Der größte Teil der Unterhaltung wurde von Alex bestritten, wenn auch Sam ab und zu ein paar erklärende Worte dazwischenwarf. Er war es auch, der Alex ein- oder zweimal einen heimlichen Tritt gegen das Schienbein versetzte, immer wenn er dachte, daß sein Kamerad ihr gemeinsames Abenteuer zu sehr ausschmückte, anstatt es Kirsten zu überlassen, die nötigen Satze zu erfinden, die ans Herz greifen und die Tränen quellen lassen würden.
Sie hatten kaum die Flasche ganz geleert, als endlich auch die anderen Reporter eintrafen. Sie legten ihre Ausrüstung einfach irgendwo auf den Boden hin und holten kaum handgroße Stenogeräte hervor. Alex wiederholte seine Geschichte, und ein paar neue Flaschen wurden aufgemacht. Gelegentlich verließ einer der Reporter den Raum, um seinen Bericht durchzugeben. Auch Kirsten war darunter. Aber sie kamen alle wieder zurück, und nachdem die Arbeit getan war, wurde es sehr lustig und sehr gemütlich.
Mitglieder der Mannschaft des Patrouillenbootes kamen und wollten an dem Fest teilnehmen, der Kommandant jedoch hielt sich zurück.
»Spielt jemand Schach?« fragte Alex, aber er zog ein Kartenspiel hervor.
Sie pokerten, tranken, erzählten sich Geschichten und sangen Raumballaden, bis der Kommandant kam, um Alex’ und Sams Unterschriften für seinen Bericht einzuholen, und ankündigte, daß sein Schiff in einer Stunde wieder starten würde.
Der Auftrag war erfüllt, und der Kommandant war allem Anschein nach überzeugt, daß die Unsie-Drohung beseitigt war.
Die Reporter hatten zwar ein paar für Laien ziemlich verfängliche und scharfsinnige Fragen gestellt, aber die beiden Spitzbuben konnten kein Anzeichen von Mißtrauen entdecken. Sie jubilierten. Ihrem Schwindel war ein großartiger Erfolg beschieden gewesen. Sie hatten ihre Abwechslung gehabt. Man hatte sich in einer sehr schmeichelhaften Weise um sie bemüht. Und eine Party hatte es auch gegeben.
Hundertdreiundvierzigster Tag
ALEX sagte: »Wie wär’s mit einer Party?«
»Wie?« sagte Sam. Er war gerade dabei, seinen sechs Wochen alten Bart zu stutzen.
»Eine Party«, wiederholte Alex. »Mir ist so langweilig. Ich finde, es ist Zeit für einen neuen Überfall der Unsies.«
»Nichts zu machen.«
»Ach, gib doch deinem Herzen einen Stoß, Sam.«
»Nein.« Er schnipselte sorgfältig an den Haarspitzen
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