Galaxis Science Fiction Bd. 11
kann. Ich möchte sagen, die Frauen, die gern lesen und ihren Verstand gebrauchen. Jene, die nicht so verdammt praktisch sind, daß sie noch von Ihrem Totenbett aufstehen, um ein schiefes Bild gerade zu hängen. Frauen, die abstrakte Ideen begreifen können. Ich glaube nicht, daß die – die Fremden das können.«
Er schaute auf. Sein Gesicht halte sich erhellt, und seine Augen blitzten. »Das ist es. Damit könnte man herausbekommen, wer zu den Fremden gehört. Das heißt«, fügte er unter erneutem Stirnrunzeln hinzu, »wenn ich recht habe und es wirklich noch menschliche Frauen gibt.«
»Wie ist es mit denen«, warf ich ein, »die den Umgang mit Männern vorziehen und andere Frauen nicht ausstehen können?«
Er dachte darüber nach. »Die meisten anderen Frauen. Möglich, daß sie ein feineres Gefühl für die fremden Frauen haben und nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Ja, das würde – nein, die Fremden werden vermutlich zusammenhalten. Das kommt also für einen Test nicht in Frage.«
»Es gibt schließlich Frauen, die mit einem Leben am häuslichen Herd zufrieden sind«, regte ich an. »Frauen, die von ihren Männern nicht eine so hohe Lebensversicherung verlangen, daß sie tot mehr wert sind als lebendig, und sie dann sich zu Tode arbeiten lassen. Ich finde, das ist doch ein ziemlich menschlicher Zug.«
Harry zuckte zweifelnd mit den Schultern. »Möglich, aber die Antwort darauf werden wir wohl nie erfahren. Oder wenn wir es tun, dann ist es zu spät.«
»Zu spät?«
»Ganz recht«, sagte er und trommelte mir mit seinem Zeigefinger auf meinem Knie herum. Das ist eine meiner kitzligen Stellen, und ich hatte schon genug Mühe, nicht laut herauszuplatzen. »In den letzten paar Generationen sind ihre Pläne der Verwirklichung immer näher gerückt. Sie können jetzt wühlen, haben gleiche Rechte mit den Männern, ohne dabei ein einziges ihrer Privilegien aufgegeben zu haben, und so weiter. Sie leben jetzt schon länger als wir Männer – und natürlich sind es Männer, die ihnen ihre Lebensspanne verlängern helfen. Sie kontrollieren das Geld, das ihre Männer verdienen – neunzig Prozent des gesamten Volkseinkommens. Und da ist noch etwas, was die Männer für sie tun.« Seine Stimme sank zu einem vielsagenden Flüstern. »Wir experimentieren mit Befruchtung durch Salzwasser, elektrische Reize und ähnliche Dinge. Sind diese Versuche erst einmal erfolgreich…«
»… haben sie uns nicht mehr nötig«, sprudelte ich heraus.
»Richtig«, stimmte er mir mit Grabesstimme zu. »Sie werden sich einfach weigern, zu heiraten, das Geschlecht ihrer Kinder schon vor der Geburt bestimmen und nichts als Mädchen gebären. Und dann haben wir eine einzige Rasse – die weibliche Rasse. Das ist es, was sie, meiner Meinung nach, anstreben.«
»Na, ja, das leuchtet mir schon ein. Was du sagst, ist nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen«, sagte ich und versuchte, meine Zigarette in diesem lächerlichen Aschenbecher auszudrücken.
Er nickte. »Glaub’ nicht, daß das nur so vage Vermutungen sind. Und es war verdammt schwierig, meinen anfänglichen Verdacht zu erhärten. Das Wissen um die Verschwörung der Frauen ist in den letzten fünfzig Jahren fast völlig vergessen worden. Heutzutage trifft man nicht einmal mehr auf jenes unterbewußte Wissen, das die Männer früherer Jahrhunderte auf der Hut sein ließ – jene Gesamtheit aus Tradition und alten Volkssagen, die nichts anderes als ererbte Volksweisheit darstellt. Man hat uns gelehrt, das als Aberglauben abzutun. Die meisten Lehrer sind natürlich Frauen.«
»Und früher wußten die Männer Bescheid?« soufflierte ich.
»Oh, sicher«, sagte Harry. »Homer, Ovid, Swift – ›Eine tote Frau unter dem Tisch ist das wertvollste Gut in eines Mannes Haus‹, sagte Swift. Antiphanes, Menander, Cato – ein besonders Gewitzter. ›Erlaube den Frauen, sich mit dir auf gleiche Stufe zu stellen, und sie werden von diesem Augenblick an deine Oberen werden.‹ Plautus, Clemens von Alexandrien, Tasso, Shakespeare, Dekker, Fletcher, Thomas Browne – die Liste nimmt kein Ende. Die Bibel zum Beispiel: ›Wie kann der rein sein, der von einem Frauenschoß geboren wurde?‹ ›Alle Verruchtheit wiegt nur gering gegen die Verruchtheit einer Frau.‹ ›Ich werde nicht zulassen, daß eine Frau lehrt, noch Macht über einen Mann erlangt. Das Weib soll schweigen‹…«
Eine Viertelstunde lang fuhr er so fort, zitierte die Griechen und die Römer, die Renaissance, und
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