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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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das Ende war noch lange nicht in Sicht. Selbst für Harry war das eine Meisterleistung. Für keine Geschichte hatte er bis jetzt so viel Recherchen angestellt. Das ist der Höhepunkt seiner Erzählerkarriere, dachte ich voller Respekt. Besser als jetzt kann er nie werden.
    ALLMÄHLICH näherte er sich der jüngeren Vergangenheit.
    ›Frauen sind sich einander viel gleicher als Männer‹, sagte Lord Chesterfield. Und Nietzsche: ›Gehst du zum Weibe, vergiß die Peitsche nicht.‹ Und dann Strindberg, mit dem Irrsinn des Genies geschlagen, der ihn zu verborgenen Wahrheiten gelangen ließ. Shaw verbarg seinen Argwohn hinter Gelächter, damit er nicht in Stücke gerissen würde…«
    »Ibsen?« schlug ich glucksend vor und präsentierte damit einen Namen aus meiner Schulzeit, der, wie ich mich dunkel erinnerte, mit dem Thema irgendwie im Zusammenhang stand.
    Harry spuckte aus, als hätte er etwas Ekelhaftes in den Mund bekommen.
    »Ibsen! Dieser Verräter! Dieser mit Blindheit geschlagene Trottel! Er war es, der als erster jene heimtückische Propaganda der Frauen auch noch dramatisierte, die dann schließlich zu der sogenannten Emanzipation der Frauen führte und in Wirklichkeit nichts anderes war als ein Lockern der Ketten, die sie bis dahin gehindert hatten, ihren Heißhunger nach Macht zügellos auszutoben.«
    »Heißhunger«, kicherte ich. »Das ist das richtige Wort – Heißhunger.«
    »Man muß zurückgreifen auf das, was der Volksmund sagt in seinen Sprichwörtern und Sinnsprüchen, um auf die Wahrheit zu stoßen«, fuhr Harry ein wenig ruhiger fort. ›Ein Mann ist nur zweimal in seinem Leben glücklich‹, sagen die Jugoslawen, ›Wenn er eine Ehefrau nimmt und wenn er sie begräbt.‹ Oder die Rumänen: ›Wenn ein Mann eine Frau zum Weibe nimmt, dann hört er auf, sich vor der Hölle zu fürchten.‹ Oder die Spanier: ›Wer ein Weib besitzt, besitzt auch einen Feind.‹ ›Glaube nie einer Frau, nicht einmal, wenn sie tot ist‹, raten die deutschen Bauern. Die Weisheit der Chinesen: ›Vertraue niemals einer Frau, und hätte sie dir auch zehn Söhne geschenkt.‹«
    Er schwieg einen Moment und fing an zu grübeln. Ich hatte nicht den Eindruck, als ob er mit seiner Aufzählung schon am Ende wäre.
    »Hast du schon jemals nach etwas gesucht?« begann er wieder. »Nach einem Manschettenknopf meinetwegen, oder einem bestimmten Paar Socken? Und es war einfach nicht zu finden, und dann rufst du deine Frau? Wie kommt es, daß sie so einfach herkommt und dir das Gesuchte unter die Nase hält, und da hat es die ganze Zeit schon gelegen?«
    »Woran haben sie denn sonst schon zu denken?« warf ich ein.
    »Trotzdem. Irgendwie muß man sich wundern, wie sie das machen«, beharrte er. »Man fragt sich, ob es wirklich schon dort gelegen hat, als du gesucht hast.«
    Ich mußte ihm im stillen recht geben und dachte: Erstaunlich, wie Harry es fertigbringt, ein paar unzusammenhängende Tatsachen zu etwas Spaßigem zu verknüpfen.
    »Sie haben keinen Respekt vor der Logik«, sagte Harry, »kein bißchen Achtung vor der Heiligkeit eines männlichen Verstandes, vor dem, auf dem er seine Welt aufgebaut hat. Sie argumentieren, wie es ihnen gefällt. Widersprüche und Ungereimtheiten sind für sie völlig bedeutungslos. Wie viele von uns haben ihre Xanthippen, die darauf aus sind, uns von der Kontemplation der ewigen Wahrheiten herunter in den Schmutz des Alltags zu ziehen? Es ist zum Verrücktwerden!«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. Bis jetzt hatte Harry ein in sich schon amüsantes Garn gesponnen. Aber der Höhepunkt, der die einzelnen Fäden zu einem richtigen Knäuel von Gelächter verwickeln würde, stand noch aus.
    »Was würden sie tun«, fragte ich lächelnd, »wenn sie entdeckten, daß jemand ihr Geheimnis kennt? Sie könnten doch nicht zulassen, daß er es herumerzählt, oder?«
    Harry lächelte zurück. Eine flüchtige Sekunde lang dachte ich, jetzt würde er sich verraten.
    »Mit dieser Frage«, sagte Harry, »hast du an den Kern der Sache gerührt. Wenn meine Vermutungen zutreffen – warum sind dann noch keine anderen Männer darauf gestoßen? Und die Antwort lautet – sie sind!«
    »Sie sind?« wiederholte ich verblüfft.
    »Oh, ja«, antwortete Harry und nickte bekräftigend. »Und das ist der endgültige Beweis für meine Theorie. Die Frauen müssen diese Leute natürlich irgendwie beiseite schaffen, sie zum Schweigen bringen. Und das muß sich irgendwo zeigen – wenn man nur weiß, wo man suchen

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