Galaxis Science Fiction Bd. 11
undenklichen Zeiten. Unzählige Eroberer nahmen ihr Land in Besitz. Die Chinesen ließen das alles geduldig über sich ergehen, heirateten die Fremden und sogen sie so allmählich auf. In diesem Fall ist es umgekehrt. Eroberung durch Heirat wäre vielleicht ein guter Name dafür. Die fremden Eroberer gewinnen die Oberhand, die menschlichen Sklaven sterben langsam aus.«
Ich nickte verständnisvoll. »Leuchtet mir ein.«
»Aber wie hat es angefangen?« fragte Harry. »Und wann? Wenn ich die Antworten auf diese Fragen wüßte, dann wüßte ich erst wirklich Bescheid. So habe ich nur eine Theorie. Eine fremde Rasse von Frauen landete auf der Erde – vielleicht, als der Mensch noch in Höhlen lebte, vielleicht auch in historischer Zeit –, und ich vermute, daß sie das nicht so freiwillig getan haben. Über Bord geworfen. Ausgesetzt. Warum? Um sie loszuwerden, natürlich.«
»Aber ihre Männer? Was haben die danach gemacht?« fragte ich und gab ihm sein nächstes Stichwort.
»Woher soll ich das wissen?« antwortete er gereizt. »Vergiß nicht, schließlich waren es Wesen von einer anderen Welt. Vielleicht besaßen sie irgendeine andere Lösung, irgendeinen Zeugungsersatz für Frauen. Vielleicht wollten sie auch nur die schlechten loswerden, die schlimmsten Elemente sozusagen, und die besseren blieben zurück. Vielleicht auch zogen die Männer den Tod ihres Volkes einer Kapitulation vor.«
Ärgerlich schob er den Kaffeetisch beiseite, wobei er etwas über Weiberideen, ein Haus zu möblieren, murmelte, und rückte seinen Stuhl näher an den meinen. »Das ist es – Kapitulation. Natürlich konnten die Frauen die Männer nicht ausrotten, oder? Wer besitzt die Waffen, das militärische Wissen? Außerdem, Frauen denken nicht in diesen Begriffen. Ihre Gedanken arbeiten auf Schleichwegen, sie erreichen das, was sie wollen, durch List und Tücke. Das ist der Grund, warum sie in die menschliche Rasse hineinheiraten.«
Ich setzte ein harmloses Gesicht auf, was immer seine Wirkung tut, wenn es gilt, ihn anzufeuern.
»Überleg dir doch mal«, fuhr er ernsthaft fort, genau wie ich mir gedacht hatte, »wie war das damals mit den Amazonen? Einmal im Jahr besuchten sie die Gargaräer, ihren Nachbarstamm; alle daraus hervorgegangenen männlichen Kinder wurden getötet. Natürlich konnten sie das nicht ewig so treiben. Ihre Absichten und ihre Fremdheit waren zu offensichtlich. Und die Matriarchate – auf die Dauer zu leicht zu durchschauen. Und außerdem, wir wollen nicht vergessen, für gewisse Dinge sind Männer brauchbarer als Frauen. Männer sind erfinderisch, künstlerisch begabt, schöpferisch veranlagt – und mit Nörgeln oder Schmeicheln kann man sie dazu bringen, all das zu tun, was die Frauen von ihnen wollen.«
ICH zündete mir eine Zigarette an und schaute mich nach einem Aschenbecher für das Streichholz um. Er schob mir ein lächerlich kleines Ding zu, in dem jede Zigarette sofort erstickt wäre, hätte man sie dort ablegen wollen. Natürlich auch ohne Rillen.
»Da siehst du, was Frauen kaufen, wenn man sie sich selber überläßt«, sagte er geringschätzig. »Aschenbecher wie den da, oder Lampen, die sehr hübsch aussehen – wie sie glauben –, und wenn du bei ihrem Schein zu lesen versuchst, verdirbst du dir die Augen oder holst dir einen steifen Hals. Oder du suchst dir ein Haus mit Südlage, damit du was von der Sonne hast. Und was machen sie? Sie ziehen schwere Vorhänge vor die Fenster, damit die Möbel nicht verschleißen. Und glaubst du etwa, damit geben sie sich zufrieden? Weit gefehlt! Über Sessel und Sofas müssen noch Überzüge, die immer rutschen und verknautschen. Und überall liegen ihre Lockenwickler herum, lassen sie Strümpfe über Handtüchern trocknen. Niemals schrauben sie die Kappe zurück auf eine Tube oder Flasche, wenn sie sie benutzt haben, und wenn du sie dann oben anfaßt, fliegen sie herunter und zerbrechen. Und ›Ordnung schaffen‹ – wie sie es nennen – tun sie, indem sie alles, was herumliegt, in irgendeine Schublade stopfen, wo du niemals finden kannst, was du suchst.«
Ich zog ein Kissen, das mich schon lange gedrückt hatte, hinter meinem Rücken hervor und warf es auf einen Stuhl. »Alle Frauen?« fragte ich. »Sind sie alle gleich?«
»Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt«, gab er stirnrunzelnd zu. »Ein paar menschliche Frauen müssen noch übrig sein. Man hört schließlich von glücklichen Ehen, obwohl das genausogut ein weiblicher Propagandatrick sein
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