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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Schweigen um ihn hineingelauscht, während nun die Wärme seines Körpers sich langsam hinwegstahl: Erst wurden Finger und Zehen steif und gefühllos, dann Ohren und Nase, dann die Lippen, die Wangen und der Rest seines Körpers. Er hatte gezittert in der Agonie des Kältetodes, er hatte bewegungslos zugesehen, wie sein kalter Atem den Helm mit Wolken von Reif erfüllte und sich auf dem kalten Glas der Sichtscheibe niederschlug.
    Eine knifflige Sache, die viel Mut verlangte. Stellte man die Heizung des Anzugs zu früh ab, dann würde es vielleicht zu langsam gehen, dieses Eintauchen in die große Stille – die Flüssigkeit in seinem Körper würde sich beim Gefrieren kristallisieren und die Zellen seines Körpers mit Millionen winziger Eisnadeln durchbohren. Und wenn man zu lange wartete, dann würde die Kälte jede Selbständigkeit stehlen: sein Gehirn würde den Befehl zum Handeln geben und die Muskeln würden nicht mehr gehorchen.
    Er hatte gewartet, bis die falsche Wärme des Todes über seinen Körper gekrochen kam, dieser heimtückische Zerstörer, der die Glieder nicht durch Schmerzen, sondern durch ein falsches Wohlgefühl lahmte. Dann hatte er sich von der Mitte des Raums, wo er geschwebt hatte, in den freien Raum zwischen zwei Ballen Fracht gezogen, sie beiseite gedrückt, bis er die nackte Hülle des Rumpfes erreichte. Er hatte sich gegen das kalte Metall gedrückt, es umarmt wie einer, der sich freudig dem Tod entgegenwirft, und war gestorben.
    Das Schiff, der stillste aller Särge, hing unbeweglich im Mittelpunkt einer sterngefüllten Hohlkugel. Und so hätte es hängen können bis in alle Ewigkeit, unveränderlich und zeitlos, denn hier gab es keine Zeit. Das Schiff und sein Inhalt – außer der Robotsteuerung, die jetzt zwar inaktiv, aber doch von einem schwachen Elektronenstrom erwärmt wurde – befanden sich nahe dem absoluten Nullpunkt.
    EINE Relaisschaltung klickte, ein Zittern ging durch Stützpfosten, Träger und Rumpfplatten. Die Zeit hatte wieder begonnen. Das Radargerät im Bug begann in rhythmischen Intervallen zu senden. Kurz darauf schalteten sich andere Relais ein, und dann erwachte der Motor, wisperte einen Augenblick lang vor sich hin und war dann wieder still. Einen kurzen Augenblick lang war das Schiff wieder ein Objekt geworden, das sich bewegte, wie ein Stein, den jemand in das Sternenmeer geschleudert hatte. Dann hing es wieder bewegungslos im All. Doch dann kam ein neuer Augenblick der Bewegung, und wieder einer und wieder einer, und schließlich erzitterte die Hülle unter dem peitschenden Ansturm der Moleküle der Marsatmosphäre. Es senkte seine Nase und tauchte hinein, dann wieder heraus und wieder hinein, schlitterte über sie dahin, wie ein Stein, der über die Wellen springt. Es bremste. Schließlich klickte ein neues Relais, und Falks Sarg, das Frachtabteil des Schiffes, löste sich und stürzte nach unten. Die Düsen des Schiffsrestes flammten auf und trieben das Schiff zurück in die zeitlose Tiefe.
    Ein Fallschirm öffnete sich, während das Frachtabteil der Planetenoberfläche entgegenfiel. Es war ein lächerlich kleiner Fallschirm, der in der Erdschwerkraft und in der Erdluft sein Gewicht wohl keine Minute hätte halten können. Aber hier vermochte er den Sturz so weit zu verlangsamen, daß die Frachtkiste, als sie endlich den Marsboden erreichte, nicht mit alles vernichtender Geschwindigkeit auftraf.
    Hinter der Schale des Frachtabteils begann Falks Körper langsam aufzutauen.
    SEIN Herz schlug wieder. Das war die erste Feststellung, die er machte, und dankbar lauschte er dem schwachen Klopfen. Seine Brust hob und senkte sich in einem tiefen, langsamen Rhythmus, er hörte das Flüstern seines Atems und spürte, wie die Adern gegen seine Schläfen pulsten.
    Dann kam ein halb schmerzhaftes Prickeln in Armen und Beinen. Ein rötlicher Lichtschein drang durch seine geschlossenen Lider.
    Falk öffnete die Augen. Ein bleicher Fleck schwamm vor ihm, der allmählich die Form eines Gesichts annahm. Es verschwand kurz, kam dann zurück. Falk konnte es jetzt schon deutlicher erkennen. Jung, um die dreißig, bleiche Haut mit dem blauen Schatten von Bartwuchs um das Kinn. Schwarzes, glattes Haar, ein bißchen durcheinander. Eine schwarze Hornbrille. Ironische Falten auf beiden Seiten des schmallippigen Mundes.
    »Alles in Ordnung jetzt?« sagte das Gesicht.
    Falk mumelte: »Glaub' schon.«
    Der junge Mann nickte. Er hob etwas von dem Bett auf und begann es auseinanderzunehmen,

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