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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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war zu gleichen Teilen der Anstrengung als auch meiner Angst zuzuschreiben, was für ein Fremder das wohl sein würde und wie ich mit ihm fertig werden könnte.
    Ich kam um eine Windung des Baches, und dort saß mein Sohn neben einem Kochfeuer. Er spielte mit einem Babyvolpla und einer der Erwachsenen stand daneben und unterhielt sich mit ihm in Englisch. Während ich näherkam, warf mein Sohn das Baby in die Luft. Die winzigen Flughäute öffneten sich, und das Baby schwebte herunter in seine wartenden Hände.
    Er sagte zu dem Volpla neben ihm: »Nein, ich bin überzeugt, daß ihr nicht von den Sternen kamt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, daß mein Vater…«
    Ich schrie hinter ihm: »Was fällt dir ein, ihnen das zu sagen?«
    DER männliche Volpla sprang fast einen halben Meter in die Höhe. Mein Sohn wandte langsam seinen Kopf um und blickte mich an. Dann reichte er dem Volpla das Baby und stand auf.
    »Du hast hier überhaupt nichts verloren!« Ich kochte. Mit einem einzigen kleinen Zweifel hatte er alle meine Volplalegenden zerstört.
    Er wischte sich ein paar Grashalme von seiner Hose und richtete sich zu voller Höhe auf. Unter seinem Blick verflog mein Ärger, und die Knie wurden mir weich.
    »Vater, ich habe gestern eines dieser kleinen Geschöpfe getötet. Ich dachte, es wäre ein Falke, und ich schoß nach ihm. Es wäre nie dazu gekommen, wenn du mir von ihnen erzählt hättest.«
    Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich starrte auf das Gras unter meinen Füßen, und mein Gesicht wurde heiß.
    »Der Häuptling sagte mir, du willst, daß sie in Kürze die Ranch verlassen. Du glaubst sicher, es wird ein großartiger Spaß werden, nicht wahr?«
    Ich hörte, wie der Häuptling näherkam und schweigend hinter mir stehen blieb.
    Mein Sohn sagte leise: »Ich glaub' nicht, daß es so spaßhaft werden wird. Ich hab' den einen schreien gehört, als ich ihn getroffen hatte.«
    Dicke schwarze Ameisen krochen durch das Gras. Von irgendwo kam ein fernes Rauschen. Ich hob den Kopf und blickte ihn an. »Junge, komm, wir fahren zurück. Auf dem Rückweg können wir alles eingehend besprechen.«
    »Ich laufe lieber.« Er winkte dem Volpla, mit dem er sich unterhalten hatte, und dem Häuptling flüchtig zu. Dann sprang er über den Bach und verschwand zwischen den Bäumen des nahen Gehölzes.
    Der Volpla mit dem Baby starrte mich an. Weiter oben im Tal krächzte eine Krähe. Ohne den Häuptling anzusehen, wandte ich mich um und ging zurück zu meinem Jeep.
    Zu Hause öffnete ich eine Flasche Bier und setzte mich auf die Terrasse, um auf meinen Sohn zu warten. Meine Frau kam mit ein paar Schnittblumen aus dem Garten, aber sie sagte kein Wort. Sie klappte die Schere auf und zu, während sie vorbeiging.
    Ein Volpla flog über die Terrasse und landete auf dem Schlafzimmerfenster meiner Tochter. Er stand nur eine kurze Weile da und flog dann wieder weg. Die zwei Volplas, die ich etwas früher am Nachmittag bei meiner Tochter gesehen hatte, tauchten im Fenster auf und folgten ihm. Ich sah ihnen mit leichtem Unbehagen nach, während sie nach Osten einbogen und mühelos an Höhe gewannen.
    Als ich schließlich einen Schluck aus der Flasche nahm, war das Bier schon warm. Ich stellte die Flasche hin. Kurz darauf kam meine Tochter auf die Terrasse gelaufen.
    »Vati, meine Volplas sind weg. Sie sagten ,Auf Wiedersehen', und wir waren noch nicht mal mit der Fernsehsendung fertig. Sie sagten, sie würden nicht wiederkommen. Hast du sie weggeschickt?«
    »Nein, ich nicht.«
    Sie starrte mich mit heißen Augen an. Ihre Unterlippe schob sich vor und zitterte wie ein rosafarbener Tränentropfen.
    »Vati, du hast es doch.« Sie stapfte schluchzend ins Haus. Mein Gott! Während eines einzigen Nachmittags hatte ich es fertiggebracht, ein Palasteunuche, ein Mörder und ein Lügner zu werden!
    DER Nachmittag war schon fast vorüber, als ich endlich meinen Sohn heimkommen hörte. Ich rief ihn, und er kam heraus und stellte sich vor mich. Ich stand auf.
    »Junge, ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das alles tut. Es war mein Fehler, nicht deiner. Ich kann nur hoffen, daß du den Schock bald vergessen wirst. Ich verstehe selber nicht, warum ich nicht daran gedacht habe, daß so etwas passieren könnte. Ich war so verbohrt darauf, die ganze Welt zu foppen, daß ich…«
    Ich brach ab. Was konnte ich noch sagen.
    »Wirst du sie nun von der Ranch wegschicken?« fragte er.
    Ich war entsetzt. »Nachdem, was passiert

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