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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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wobei er die einzelnen Teile in die gepolsterten Fächer eines Metallkastens legte. Es war die Herzsonde, wie Falk sah: der plumpe Kontrollkasten, die kurze, hauchdünne Nadel.
    »Wo haben Sie das her?« fragte der junge Mann. »Und was in aller Welt hatten Sie an Bord des Frachters zu suchen?«
    »Hab' sie gestohlen«, murmelte Falk. »Und den Anzug und den Rest der Sachen. Hab' genug Fracht rausgeschmissen, um mein Gewicht auszugleichen. Wollte zum Mars. Einzige Möglichkeit blinder Passagier.«
    »Sie haben sie gestohlen?« wiederholte der Mann ungläubig. »Haben Sie denn nie die Analogbehandlung gehabt?«
    Falk lächelte. »Doch, ein dutzendmal wohl. Hat nie angeschlagen.« Er war noch sehr erschöpft. »Lassen Sie mich noch ein paar Minuten ruhen, ja?«
    »Aber selbstverständlich. Tut mir leid.«
    Der junge Mann verschwand irgendwohin, und Falk schloß die Augen. Noch einmal ging er im Geiste die letzten Stunden seines Lebens durch, so schmerzhaft sie auch waren, und dann noch einmal. Wie leicht konnte ein Trauma entstehen. Wenn er zuließ, daß es im Unterbewußtsein begraben wurde, würde er später darunter leiden müssen. Das durfte nicht sein. Er mußte es hinnehmen, sich damit abfinden, der Furcht entgegentreten, mit ihr leben.
    Nach einer Weile kam der junge Mann zurück. Er brachte eine Tasse mit dampfender Suppe, und Falk trank sie dankbar. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.
    Als er erwachte, fühlte er sich schon viel stärker. Er versuchte sich aufzusetzen und fand zu seiner Überraschung, daß es ging. Der andere, der auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers in einem Lehnstuhl gesessen hatte, legte seine Pfeife hin und kam herüber und stopfte ihm ein paar Kissen in den Rücken. Dann setzte er sich wieder hin. Das Zimmer war unordentlich und roch irgendwie schal. Fußboden, Wände und Decke waren aus einem emaillierten Metall. Falk sah Bücher und Tonbänder und Schallplatten, die in Regalen standen. Mehr lagen auf dem Fußboden herum. Ein schmutziges Hemd hing über der Türklinke.
    »Fühlen Sie sich jetzt zum Sprechen aufgelegt?« fragte der junge Mann. »Ich heiße Wolfert.«
    »Sehr erfreut. Ich heiße Falk. Sie wollen sicher zuerst etwas über die Analogbehandlung erfahren, vermute ich.«
    »Und warum Sie hier sind.«
    »Das läuft auf dasselbe hinaus«, sagte Falk. »Ich bin immun gegenüber der Behandlung. Bis ich zehn war, war ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich wurde so geboren. Vom siebenten Lebensjahr ab erinnere ich mich an die anderen Kinder, die über ihre Wächter sprachen, und ich tat dann so, als hätte ich auch einen. Sie verstehen schon – ich tat so, um nicht abseits stehen zu müssen.
    Aber lange Zeit – jahrelang – war ich mir nicht sicher, ob nun die anderen auch so taten oder ob ich wirklich der einzige war, der keinen unsichtbaren Wächter besaß, mit dem er sprechen konnte. Ich war einigermaßen sicher, daß die Jungen logen, wenn sie behaupteten, sie könnten den ihren sogar sehen, aber ob es sie nun wirklich gab oder nicht, das war eine andere Frage. Ich wußte es nicht, und im Grunde machte ich mir auch nicht viel Gedanken darüber. Ein Junge in dem Alter macht noch keine genauen Unterscheidungen zwischen Phantasie und Wirklichkeit.
    Als ich zehn war, stahl ich etwas. Es war ein Buch, das ich gerne haben, das mir aber mein Vater nicht kaufen wollte. Der Verkäufer schaute gerade in die andere Richtung, und ich steckte es schnell unter meine Jacke. Komisch, ich war schon halb aus dem Laden, bevor mir einfiel, daß ich damit jetzt bewiesen hatte, daß ich keinen Wächter besaß. Bis zu diesem Zeitpunkt, müssen Sie wissen, hatte ich mich immer getröstet, daß ich meinen noch nie gesehen hatte, weil ich eben noch nie ein Unrecht begangen hatte. Ich war darauf sehr stolz, richtig dünkelhaft, um bei der Wahrheit zu bleiben. Und ich wollte ja nur dieses eine Buch…
    Ich hatte, Gott sei Dank, genug Verstand, um es zu verbrennen, nachdem ich es durchgelesen hatte. Hätte ich das nicht getan, hätte ich bestimmt nicht mehr lange gelebt.«
    »Würde ich auch meinen«, sagte Wolfert. Seine Augen schauten Falk prüfend, ja etwas argwöhnisch an. »Ein einziger unkontrollierter Mann kann das ganze Gebäude zum Einsturz-bringen. Aber ich dachte immer, Immunität wäre unmöglich?«
    »Ich hab' darüber eine Menge nachgedacht. Nach der klassischen Psychologie sollte das wirklich der Fall sein. Ich bin auch nicht immun gegen hypnotische Drogen. Aber der

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