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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Zensormechanismus spricht bei mir einfach nicht an. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, daß ich vielleicht eine Mutation wäre, die sich als Antwort auf die Analogbehandlung als eine Art Anti-Überlebensfaktor entwickelt hat. Sicher bin ich mir natürlich nicht. Soweit ich herausfinden konnte, gibt es keine anderen Menschen meiner Art.«
    »Hm«, sagte Wolfert und paffte an seiner Pfeife. »Sollte eigentlich meinen, daß Ihr nächster Schritt wäre, zu heiraten, Kinder zu kriegen und sich zu überzeugen, ob sie auch immun sind.«
    Falk schaute ihn kühl an. »Wolfert, können Sie sich vorstellen, wie das ist, in einer Welt von Verrückten eine Familie zu gründen?«
    DAS Gesicht des anderen nahm eine leichte Röte an. Er nahm die Pfeife aus dem Mund, wendete sie hin und her. Schließlich sagte er: »Schon gut, ich habe verstanden.«
    »Vielleicht doch nicht so ganz.« Ich habe ihn beleidigt, aber was sollte ich machen, dachte Falk. »Sie sind jetzt schon zehn Jahre hier, nicht wahr?«
    Wolfert nickte.
    »Es wird immer schlimmer«, fuhr Falk fort. »Ich habe mir die Mühe gemacht und mir einige Statistiken angesehen. Es war nicht schwer, sie aufzutreiben. Die bedauernswerten Idioten sind sogar noch stolz darauf. Die Anzahl der Insassen von Nervenheilanstalten und ähnlichen Institutionen ist seit 1980, dem Jahr also, in dem das weltweite Analogprogramm gestartet wurde, ständig gesunken. Im gleichen Zeitraum wurde die Analogbehandlung immer umfassender angewendet. Die zwei Kurven heben sich vollkommen auf.
    »Immer weniger und weniger Leute müssen in Irrenanstalten untergebracht werden – nicht etwa, weil die Behandlungsmethoden besser geworden sind, sondern weil die Analogtechniken besser und besser werden. Der Mann, der vor fünfzig Jahren noch hoffnungslos geisteskrank gewesen wäre, hat jetzt einen kleinen Mann in seinem Kopf, der ihn unter Kontrolle hält und dafür sorgt, daß er sich normal verhält.
    Nach außen hin erscheint er auch wirklich ganz normal; drinnen jedoch ist er rettungslos verrückt. Aber noch schlimmer; derjenige, der vor fünfzig Jahren nur ein kleines bißchen angeknackst gewesen wäre – und hätte geheilt werden können – ist jetzt genauso verrückt wie der erste Mann. Heutzutage macht das nichts mehr aus. Wir könnten ruhig alle Verrückte sein und trotzdem würde alles so weiterlaufen wie vorher.«
    Wolfert grinste gezwungen. »Na, sehen Sie. Und außerdem haben wir jetzt eine sehr friedliche Welt, oder nicht?«
    »Gewiß«, sagte Falk. »Kein Krieg, nicht einmal die Möglichkeit zu einem Krieg, keine Morde, Diebstähle, kein einziges Verbrechen mehr. Das alles, weil eben jeder in seinem Kopf einen kleinen Polizisten mit sich herumträgt. Aber Sie kennen das Gesetz von actio und reactio, Wolfert. Das gilt in der Psychiatrie genauso wie in der Physik. Ein Gefängnis ist ein Ort, aus dem man ausbrechen muß, selbst wenn es ein ganzes Leben dauert. Hat man das eine Übel beseitigt, wird ein anderes auftauchen. Nur noch wenige Jahre – zehn, höchstens zwanzig – und die Irrenanstalt-Kurve wird wieder steigen. Weil es keinen Fluchtweg vor den Wächtern gibt außer in noch tieferen Irrsinn. Und dann wird einmal ein Punkt erreicht, wo keine noch so verfeinerten Behandlungsmethoden mehr helfen können. Was werden sie dann unternehmen?«
    Wolfert klopfte bedächtig seine Pfeife aus und stand dann auf. »Mit ,sie‹ meinen Sie sicher die Psychiater, unsere neue Erdregierung, wie? Jedenfalls scheinen Sie genau zu wissen, was Sie unternehmen werden.«
    Falk lächelte. »Ja. Ich werde zu den Sternen gehen – mit Ihrer Hilfe.«
    Der andere stand einen Augenblick wie erstarrt da. »Darüber wissen Sie also auch Bescheid«, sagte er dann. »Nun gut, kommen Sie mit ins Nebenzimmer. Ich werde es Ihnen zeigen.«
    FALK hatte von dem Tor gewußt, allerdings nicht, daß es so aussehen würde. Es war ein quadratischer Würfel aus einem Material, das aussah wie glattes braunes Glas. Die Innenzelle war ungefähr drei Meter hoch, zwei Meter breit und zwei Meter tief. Aus der rückwärtigen Wand ragte in Hüfthöhe ein seltsam geformter Hebel heraus. Er ähnelte in etwa dem Oberteil eines altmodischen Spazierstocks. Das war alles. Sonst war der Raum völlig kahl. Wolferts Hütte war ringsherum gebaut. Das Tor war der eigentliche Grund für ihre und Wolferts Gegenwart auf dem Mars.
    »Das ist es also«, sagte Falk und machte einen Schritt vorwärts.
    »Bleiben Sie stehen«, sagte Wolfert schnell.

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