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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ersehen können, daß Miß Caffey vor ungefähr drei Monaten zu uns kam. In ihrer Bauchhöhle stellten wir ein sich strahlenförmig nach allen Seiten verbreitendes weiches Karzinom fest. Die Ausdehnung des Schmerzes reichte vom Becken bis zur Brust.«
    »Unglaublich!« rief ich aus.
    Sansome spreizte seine Hände und schlug auf die Papiere. »Tatsachen sind niemals unglaublich«, rief er mir sanft in Erinnerung. »Was jedoch folgt, wird Ihre Gutgläubigkeit noch mehr auf die Probe stellen, und ich möchte Sie hiermit um die Erlaubnis bitten, Ihnen eine ausgesprochen verrückt klingende Theorie zu unterbreiten, für die nur eines spricht, nämlich daß ich für ihre Richtigkeit einige Beweise anführen kann.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Ich schneide jetzt schon vierzig Jahre lang an tumorösen Gewächsen aller Art herum, und allmählich wurde mir direkt übel, wenn ich daran dachte, wie oft man sie findet und wie groß die Sterblichkeitsrate dabei ist. Trotz all unserer Techniken haben sich diese Krebse vermehrt mit einer Hartnäckigkeit, die nur die Natur selbst aufbringen kann.
    In einem Anfall seelischer Depressionen, verursacht durch ausgedehnte Nachforschungen über die historische Entwicklung, beschäftigte ich mich wieder und wieder mit ein paar isolierten Fällen exogener Schwangerschaft. Einer davon, der mich ausgesprochen faszinierte, war der Fall eines siebzehnjährigen jungen Mannes, aus dessen Lunge ein Chirurg einen drei Monate alten intakten Foetus herausoperierte. Irgendwie stellte mich die offensichtliche Erklärung nicht zufrieden. Man nahm natürlich an, daß der Foetus ein unentwickelter Zwillingsbruder des Jungen war.
    Das konnte so sein; aber auf welchen Tatsachen gründete diese Annahme? Auf keinen. Nur das Fehlen einer anderen Theorie rechtfertigte diese Auffassung. Der Chirurg hatte erwartet, ein hartes Karzinom zu finden.
    Und plötzlich kam es mir, daß er auch tatsächlich seinen Krebs gefunden hatte!
    Meine Erklärung lief da hinaus: Die Menschheit macht augenblicklich eine evolutionäre Veränderung durch, was die Art und Weise ihrer Fortpflanzung betrifft. Das häufige Vorkommen der verschiedensten Tumore beweist, daß die Natur experimentiert, um eine neue Fortpflanzungsmethode zu finden.«
    SANSOMES Erklärung verblüffte mich so, daß ich bei ihm nach Anzeichen suchte, ob er scherzte oder geistesgestört war. Daß er todmüde war, sah man ihm an – aber seine Ruhe und die Klarheit, mit der er sich in einer fremden Sprache ausdrückte, deuteten nicht auf einen verwirrten Geist. Ein Jux dieser Größenordnung lag außerdem für einen Chirurgen seiner Bedeutung völlig außer dem Bereich des Denkbaren.
    Die Gedankengänge des Mannes waren einfach in eine Sackgasse geraten, aus der sie keinen Ausweg mehr fanden, und dahin geführt hatte ihn seine lebenslange Enttäuschung bei dem Kampf gegen den Krebs.
    Ich zwang mich zur Geduld und versuchte Näheres aus ihm herauszubekommen, in der Hoffnung, ihn vielleicht auf einen Widerspruch in seiner eigenen Theorie hinweisen zu können.
    »Das ist allerdings ein etwas phantastischer Gedanke, Dr. Sansome«, sagte ich. »Ist es Ihnen gelungen, Ihre Theorie mit zusätzlichen Beweisen zu untermauern?«
    »Bis Miß Caffey zu mir kam«, sagte er, »offen gesagt, nein. Keine Beweise jedenfalls, die akzeptabel sind. Aber die Theorie hat vieles, was für sie spricht. In ihrem eigenen Journal of the A.M.A. Ausgabe vom 7. Mai 1932, hat Dr. Maud Slye das erste unbestreitbare Beweismaterial publiziert, daß die Prädisposition für den sogenannten bösartigen Tumor erblich ist. Klingt das nicht eher wie das Charakteristikum einer richtigen Mutation, als wie das einer Krankheit?«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Aber auf welche Weise rechtfertigt Mutter Natur das Wünschenswerte eines solchen Wechsels unseres augenblicklich doch immerhin erfolgreichen bisexuellen Systems? Und geht sie, was ihre Methoden betrifft, dabei nicht ziemlich grausam vor? Denken Sie doch an die Millionen, die unter ihren Experimenten haben leiden müssen.«
    »Mutter Natur«, sagte Sansome mit Betonung, »ist weder gütig noch grausam. Sie kennt nur ein Ziel, nämlich daß die Spezies überlebt. Alles andere ist ihr gleichgültig. Unsere Zivilisation versucht, ihr mit immer mehr verfeinerten Methoden der Geburtenkontrolle ins Handwerk zu pfuschen. So gesehen, hat die Natur jedes Recht, Millionen enttäuschten kinderlosen Menschen zur Elternschaft zu verhelfen.«
    »INZWISCHEN«, sagte er

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