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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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haben.«
    Über eine Minute lang lauschte sie angespannt den schnellen, leichten Herzschlägen ihres noch ungeborenen Kindes, und langsam kam ein fernes Leuchten in ihre schönen Augen.
    »Oh, wenn Sie nur recht hätten«, sagte sie leise. »Ich jage fast mein halbes Leben lang über die ganze Welt, immer nach der Suche nach Geschichten, und die größte Geschichte seit der Sintflut existiert hier in meinem Leib.«
    Sie legte sich wieder zurück. »Aber natürlich irren Sie sich.«
    »Und als was würden Sie die Geräusche bezeichnen, die Sie eben gehört haben?« sagte ich aufgebracht.
    »Magenknurren«, antwortete sie. »Und jetzt seien Sie nett und laufen Sie und holen Sie mir ein paar Chirurgen, damit wir diesem Tumor, Krebs, Bubble-Gum oder was weiß ich zu Leibe gehen können. Ich will hier so schnell wie möglich wieder weg.«
    ES gab keinen Grund, daß die Journalistin im Bett blieb, aber sie dachte nicht daran, sich zu rühren. Sie war überzeugt, daß Philippe Sansomes Diagnose uns eines Besseren belehren würde. Drei Tage vergingen, ohne daß wir von Paris Nachricht bekamen. Dann – am vierten Tag – traf ihre Krankengeschichte endlich, ein – in der Aktenmappe des berühmten Chirurgen höchstpersönlich.
    »Ich bin geflogen«, entschuldigte er sich, »aber es hat zwei Tage gedauert, bis ich mich habe freimachen können. Erfreut, Sie kennenzulernen, Dr. Foley. Ihr Telegramm erwähnte eine Miß Sara Caffey, Patientin in Ihrer Wöchnerinnenabteilung. Ist es möglich?«
    Er war groß für einen Franzosen, und seine Hagerkeit wurde noch durch offensichtlichen Mangel an Schlaf unterstrichen. Seine schwarzen Augen bohrten sich in die meinen, als wollten sie mir ein sehr weltliches Zugeständnis entreißen.
    »Wir glauben es jedenfalls, und was ihren Zustand betrifft, so können Sie sie ja jederzeit selbst untersuchen.«
    »Sacre bleu!« Seine Augen rollten in ihren Höhlen wie zwei blutunterlaufene Billardkugeln. »Es war ihr eigener Wille, daß sie uns verlassen hat. Abgesehen von der ethischen Seite, möchte ich sie durch mein Wiederauftauchen nicht unnötig beunruhigen. Aber ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Doktor. Einen Riesenberg eines phantastischen Gefallens. Jetzt, wo ich sie wieder gefunden habe, darf ich sie nicht wieder verlieren. Ganz gewiß nicht, bis…«
    Er holte Feder und Papier aus seiner Tasche und rückte seinen Stuhl näher an meinen Tisch. »Ein paar einfache Diätvorschriften und ein paar ganz winzige Injektionen. Und darf ich mich hier im Hintergrund aufhalten? Inkognito? Ich werde Ihnen mit anderer Arbeit aushelfen – kostenlos, natürlich. Wenn Sie wollen, als Pfleger. Aber ich muß in ihrer Nähe bleiben. In allernächster Nähe.«
    Ich war, gelinde gesagt, sprachlos. Ein Mann von Sansomes Ruf! Das klang genauso, als wenn ein General um Erlaubnis bittet, die Latrine seiner Soldaten putzen zu dürfen. Nun, ich war entschlossen, weder eine Voreiligkeit zu begehen noch in Ehrfurcht zu ersterben. Ein paar mögliche Erklärungen für diese verblüffende Anteilnahme des französischen Arztes fielen mir ein: War er vielleicht der heimliche Vater von Saras ungeborenem Kind? Oder stellte er Versuche mit künstlicher Befruchtung an, und es war ihm ein unglücklicher Fehler unterlaufen?
    »Ihre Bitte ist ungewöhnlich«, sagte ich vorsichtig, »aber nicht völlig unvernünftig. Ich bin überzeugt, daß Sie sie durch eine nähere Erläuterung des Interesses an diesem Fall rechtfertigen können, nicht wahr, Doktor?«
    ER runzelte die Stirn. »Ich nehme an, es bleibt mir nichts anderes übrig. Aber Sie werden mir wenig Glauben schenken. Meine eigenen Leute haben sich zwar meiner Diagnose angeschlossen, aber meine Theorie heftig abgelehnt. Warten Sie bis sie die Diagnose hören, Doktor.«
    Er öffnete seine Aktentasche. »Vermutlich protestiert sie und behauptet, sie hätte eine bösartige Geschwulst, aber kein Baby, wie?« bemerkte er, während er einen Stapel Papiere auf meinem Tisch ausbreitete.
    »Damit haben Sie recht«, sagte ich.
    »Mademoiselle ist bewundernswert«, sagte er und strich sich mit seiner schlanken, schon etwas faltigen Hand durch sein schütteres graues Haar. »Aber ihre Widerspenstigkeit wird gegen die Evolution nichts ausrichten können – genausowenig, wie die monumentale Unwissenheit von uns Ärzten.«
    »Evolution? Bitte erklären Sie sich näher.«
    »Hier ist die Geschichte des Falles.« Er trommelte darauf mit kurzgeschnittenen Nägeln. »Sie werden daraus

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